Radfahrer sammeln auch für Opfer der Buschbrände
Der Kemptener Profi Michael Schwarzmann startete bei der „Tour Down Under“in Australien
- Die Radsportsaison hat für viele Profis mit der „Tour Down Under“in Australien begonnen. Ausgerechnet dort, wo bis vor Kurzem noch verheerende Waldbrände wüteten. Quer durch die Region Adelaide im Süden des Landes führte das Rennen über sechs Etappen und insgesamt 870 Kilometer – vorbei an schwarzen Wäldern, verkohlten Baumstümpfen und schwitzenden Helfern beim Wiederaufbau. Der Anblick entlang der Strecke erschütterte viele Fahrer. Auch beim Kemptener Michael Schwarzmann hat die Tour 2020 bleibenden Eindruck hinterlassen. Der 29-Jährige fuhr für das oberbayerische Profiteam Bora Hansgrohe.
„Es hat sich heuer sehr viel um den Klimawandel gedreht“, erzählt er. Denn mit einer Extremwetterlage haben es die Fahrer auch während des Rennens zu tun bekommen: mit einer Kältewelle, wie sie für diese Jahreszeit am anderen Ende der Welt außergewöhnlich ist.
Schwarzmann meint: „Wir hatten knapp 15 bis 20 Grad. Kühl und ideal für ein Radrennen. Aber für mich als Allgäuer war es immer noch extrem schwierig, den Temperaturunterschied zwischen Deutschland und Australien zu meistern und richtig in Form zu kommen.“
Die Organisatoren vor Ort hatten daran festgehalten, das Rennen trotz aller Umstände auszutragen. Und das, sagt Schwarzmann, sei auch richtig gewesen. „Für uns Fahrer gab es keine Beeinträchtigungen oder Gefahren mehr“, meint der 29-Jährige. Lokale Medien berichteten, dass die Bewohner der Region sich auf die Rundfahrt freuten. Der Ablenkung wegen.
Darüber hinaus erhofften sich die Einheimischen einen wirtschaftlichen Impuls. Die Gegend lebt von Weinbau und Tourismus. „Es wurden auch einige Spendenaktionen von uns Fahrern ins Leben gerufen“, erzählt der Allgäuer. Teile der Preisgelder wurden an Betroffene und Tieraufzuchtstationen übergeben. Sportlich lief es für Schwarzmann und das Bora-Team hingegen nicht rund. Die Taktik war auf den Lokalmatador, den Australier Jay McCarthy, ausgerichtet. Doch der stürzte bereits auf der dritten Etappe. „Er konnte zwar noch weiterfahren, hatte aber mit dem Gesamtklassement nichts mehr zu tun. Das war sehr ärgerlich, denn damit war die Tour für uns als Team eigentlich gelaufen. Wir haben noch versucht, die eine oder andere Etappe zu gewinnen oder in der Ausreißergruppe mitzufahren“, berichtet der Kemptener. Doch auch im Sprint wurden die eigenen Erwartungen nicht erfüllt. Schwarzmann verweist auf das starke Teilnehmerfeld: „Es waren etliche Top-Sprinter dabei und die Australier sind zuhause natürlich auch immer sehr motiviert.“Gesamtsieger der Tour Down Under wurde der Australier Richie Porte, Schwarzmann beendete das Etappenrennen auf dem 112. Platz.
Mittlerweile ist Schwarzmann zurück in der Heimat. Viel Zeit zum Erholen bleibt ihm allerdings nicht: Ende Februar startet er bei der UAETour in den Emiraten auf der arabischen Halbinsel, anschließend bei einem Rennen in Belgien. Schwarzmann blickt optimistisch voraus: „Ich bin recht zuversichtlich, dass es die nächsten Wochen und Monate wieder besser läuft. Die Saison ist ja noch lang.“