Lindauer Zeitung

Radfahrer sammeln auch für Opfer der Buschbränd­e

Der Kemptener Profi Michael Schwarzman­n startete bei der „Tour Down Under“in Australien

- Von Stephan Schöttl

- Die Radsportsa­ison hat für viele Profis mit der „Tour Down Under“in Australien begonnen. Ausgerechn­et dort, wo bis vor Kurzem noch verheerend­e Waldbrände wüteten. Quer durch die Region Adelaide im Süden des Landes führte das Rennen über sechs Etappen und insgesamt 870 Kilometer – vorbei an schwarzen Wäldern, verkohlten Baumstümpf­en und schwitzend­en Helfern beim Wiederaufb­au. Der Anblick entlang der Strecke erschütter­te viele Fahrer. Auch beim Kemptener Michael Schwarzman­n hat die Tour 2020 bleibenden Eindruck hinterlass­en. Der 29-Jährige fuhr für das oberbayeri­sche Profiteam Bora Hansgrohe.

„Es hat sich heuer sehr viel um den Klimawande­l gedreht“, erzählt er. Denn mit einer Extremwett­erlage haben es die Fahrer auch während des Rennens zu tun bekommen: mit einer Kältewelle, wie sie für diese Jahreszeit am anderen Ende der Welt außergewöh­nlich ist.

Schwarzman­n meint: „Wir hatten knapp 15 bis 20 Grad. Kühl und ideal für ein Radrennen. Aber für mich als Allgäuer war es immer noch extrem schwierig, den Temperatur­unterschie­d zwischen Deutschlan­d und Australien zu meistern und richtig in Form zu kommen.“

Die Organisato­ren vor Ort hatten daran festgehalt­en, das Rennen trotz aller Umstände auszutrage­n. Und das, sagt Schwarzman­n, sei auch richtig gewesen. „Für uns Fahrer gab es keine Beeinträch­tigungen oder Gefahren mehr“, meint der 29-Jährige. Lokale Medien berichtete­n, dass die Bewohner der Region sich auf die Rundfahrt freuten. Der Ablenkung wegen.

Darüber hinaus erhofften sich die Einheimisc­hen einen wirtschaft­lichen Impuls. Die Gegend lebt von Weinbau und Tourismus. „Es wurden auch einige Spendenakt­ionen von uns Fahrern ins Leben gerufen“, erzählt der Allgäuer. Teile der Preisgelde­r wurden an Betroffene und Tieraufzuc­htstatione­n übergeben. Sportlich lief es für Schwarzman­n und das Bora-Team hingegen nicht rund. Die Taktik war auf den Lokalmatad­or, den Australier Jay McCarthy, ausgericht­et. Doch der stürzte bereits auf der dritten Etappe. „Er konnte zwar noch weiterfahr­en, hatte aber mit dem Gesamtklas­sement nichts mehr zu tun. Das war sehr ärgerlich, denn damit war die Tour für uns als Team eigentlich gelaufen. Wir haben noch versucht, die eine oder andere Etappe zu gewinnen oder in der Ausreißerg­ruppe mitzufahre­n“, berichtet der Kemptener. Doch auch im Sprint wurden die eigenen Erwartunge­n nicht erfüllt. Schwarzman­n verweist auf das starke Teilnehmer­feld: „Es waren etliche Top-Sprinter dabei und die Australier sind zuhause natürlich auch immer sehr motiviert.“Gesamtsieg­er der Tour Down Under wurde der Australier Richie Porte, Schwarzman­n beendete das Etappenren­nen auf dem 112. Platz.

Mittlerwei­le ist Schwarzman­n zurück in der Heimat. Viel Zeit zum Erholen bleibt ihm allerdings nicht: Ende Februar startet er bei der UAETour in den Emiraten auf der arabischen Halbinsel, anschließe­nd bei einem Rennen in Belgien. Schwarzman­n blickt optimistis­ch voraus: „Ich bin recht zuversicht­lich, dass es die nächsten Wochen und Monate wieder besser läuft. Die Saison ist ja noch lang.“

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FOTO: STEPHANIE CONSTAND / BORA HANSGROHE Der Kemptener Michael Schwarzman­n startete bei der „Tour Down Under“in Australien. Zwischen den Etappen machte der Radprofi auch Bekanntsch­aft mit der dortigen Tierwelt.

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