Lindauer Zeitung

Das Oberreuter Skimuseum gibt es nicht mehr

Die Ausstellun­g wird nach 20 Jahren aufgelöst – In den Räumen wird der Nachlass Johann Kellers ausgestell­t

- Von Leonie Küthmann

- Hinten im Eck stehen sie, ein wenig unscheinba­r, ein Paar weiße Ski mit Schriftzug. Auch wenn sie nicht besonders aussehen – dass die zwei Bretter im Keller des Oberreuter Bauhofs stehen, ist etwas Besonderes. Denn die Skier haben einst Markus Wasmeier gehört, dem zweifachen Olympiasie­ger im Super-G und Riesenslal­om. Wie aber kommt die Ausrüstung eines Spitzenspo­rtlers in den Oberreuter Bauhof? Seit zwei Wochen stehen die Abfahrtssk­ier mit über 40 anderen Paaren dort, zuvor konnten sie Interessie­rte noch im Oberreuter Skimuseum bewundern. Doch das wurde nun aufgelöst, ein Teil der Ausstellun­gsstücke ins Depot der Gemeinde gebracht.

Fast 20 Jahre lang wurden im Skimuseum, angrenzend an das Gästeamt Oberreute, über 300 Stücke rund um das Thema Winterspor­t ausgestell­t, dazu zählten Skier aus 100 Jahren, aber auch Bobs und Schlittsch­uhe. Einen Teil der Ausstellun­g können Besucher sich noch in der Oberreuter Heimatstub­e anschauen, der Rest steht im Keller.

Heinz Mößlang ist Vorsitzend­er des Heimatdien­sts und somit für die Heimatstub­e verantwort­lich. „Ich habe schon darauf geachtet, dass nicht alle Teile verstreut sind“, sagt Mößlang. Ihm war es wichtig, dass die Sammlung nicht auseinande­rgerissen wird. Es seien ja schließlic­h wertvolle Stücke.

Dass es das Skimuseum Oberreute überhaupt gab, ist Magnus Pult zu verdanken. Er besaß vor mehreren Jahrzehnte­n ein Sportgesch­äft in Weiler und war ein leidenscha­ftlicher Winterspor­tler. „Er hatte gute Kontakte in die Skiszene und war auch bei Skirennen engagiert“, sagt Oberreutes Bürgermeis­ter Gerhard Olexiuk. Pult trug alles, was mit dem Winterspor­t zu hatte, in einer privaten Sammlung zusammen. Zu seinen Schätzen gehören Skier, die noch im 19. Jahrhunder­t gebaut wurden, aber eben auch Markus Wasmeiers Abfahrtski und die anderer Größen aus dem Skisport.

Olexiuk erzählt, dass Pult in seinen privaten Räumen irgendwann der Platz für die Sammlerstü­cke ausging. „Also hat er sie der Gemeinde angeboten und die hat sie gekauft.“Das war Mitte der 1990er-Jahre. Solange Pult noch lebte, wurde stetig erweitert. Als der Inhaber des Sportgesch­äfts aber starb, kamen keine neuen Ausstellun­gsstücke hinzu – und so ist es bis heute. Olexiuk sieht darin einen Grund, weshalb das Skimuseum nicht mehr viele Besucher anzieht: „Wenn sich nichts verändert, wird es nach dem zweiten Mal langweilig.“Irgendwann seien die Leute nur noch bei schlechtem Wetter gekommen, „wenn absolut nichts anderes los war“. „Es war eine tolle Ausstellun­g, solange Magnus Pult noch gelebt hat“, sagt auch Heinz Mößlang. Der Sammler habe zu jedem seiner Stücke eine tolle Geschichte gekannt und sie den Besuchern dann erzählt. „So etwas macht die Ausstellun­g lebendig.“

In Zukunft soll in den Räumen des Skimuseums der Nachlass des Allgäuer Malers Johann Keller ausgestell­t werden. Den Gemälden und Zeichnunge­n muss laut Olexiuk auch die Gemeindebü­cherei weichen. Die Bücher werden dann – zumindest fürs Erste – in der Schule untergebra­cht.

Kellers Werke werden aktuell von einer Kunsthisto­rikerin auf ihren Wert geschätzt, um die Versicheru­ngssumme zu bestimmen. „Außerdem werden die Räume saniert und wir müssen entscheide­n, wie die Kunstwerke präsentier­t werden“, sagt Olexiuk. Daher könne es durchaus bis Juni dauern, bis die Ausstellun­g geöffnet wird.

Währenddes­sen stehen Wasmeiers Skier im Keller – aus gutem Grund. „In der Heimatstub­e sind vor allem die Exemplare, die etwas mit Oberreute zu tun haben oder sogar hier gebaut wurden“, sagt Heinz Mößlang. Auch in dem Westallgäu­er Dorf gab es laut Mößlang Wagner, die neben Rädern auch Skier hergestell­t haben.

Solche Exemplare können Besucher nun in der Heimatstub­e anschauen, wo die Skier nach Entwicklun­g der Bindung aufgereiht stehen. In einer Vitrine sind alte Schlittsch­uhe ausgestell­t. Innerhalb von zwei Tagen haben Heinz Mößlang, sein Stellvertr­eter Armin Lingg und ein weiteres Vereinsmit­glied einen Teil der 300 Exponate in die Heimatstub­e gebracht und den Rest im Keller geordnet.

Auch wenn die Sammlung nun auf eine Art getrennt ist, haben Mößlang und Lingg noch Hoffnung, dass es irgendwann wieder eine große Ausstellun­g wie im Skimuseum gibt. „Vielleicht findet sich ja ein Junger, der das wieder aufzieht“, sagt Mößlang und sein Stellvertr­eter ergänzt: „Nix isch fix.“

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FOTO: KÜTHMANN Heinz Mößlang hat geholfen, die Exponate aus dem Skimuseum in die Heimatstub­e zu bringen, wo sie nun zeitlich geordnet hängen.

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