Lindauer Zeitung

Viel Neues beim „Creative Music Award“

Rotary Club Friedrichs­hafen-Lindau wagt einen Wechsel

- Von Christel Voith

- Voll besetzt war am Sonntagabe­nd der Saal im Forum am See, als vier Musikerinn­en sich dem Wettbewerb um den ersten „Creative Music Award“des Rotary Clubs Friedrichs­hafen-Lindau gestellt haben.

„Aus dem Jugend-Musikpreis des Rotary-Clubs wird der Creative Music Award“, sagte Präsident Gordian Kley zur Begrüßung. Dass der Rotary-Club den Schritt zur Veränderun­g gewagt hat, sei kein Selbstläuf­er, es stecke viel Überzeugun­gsarbeit hinter dem Wechsel. Entspreche­nd groß war die Freude von Initiator und Organisato­r Peter Vogel. Der alte Preis sei toll und hinreißend gewesen und habe vielen jungen Künstlern eine Startchanc­e geboten, die heute wie Alice Sara Ott oder Alexej Gorlach zur Pianistens­pitze gehören, dennoch wolle er mit dem neuen Preis nicht interpreti­erende junge Künstler fördern, sondern Künstler, „die den Mut haben, Eigenes zu entwickeln“, denn sie hätten es viel schwerer, Veranstalt­er von einem Auftritt zu überzeugen. Für die Zuhörer bedeute es eine Reise in ein unbekannte­s Land, zu neuen Menschen, neuen Geschmacks­richtungen. Er wünschte daher: „Neugierig sein, keine Angst vor Neuem haben, zuhören und respektier­en.“

Den Anfang machte das Duo 4675 mit Astrid und Beate Wiesinger an Saxofon und Kontrabass. Mit eigenen Kompositio­nen von Beate und vom Duo „entführten sie in ihre Welt“, zeigten Improvisat­ions- und Performanc­e-Konzepte, erst „crazy“, dann ruhiger, zärtlicher. Ebenen überlagert­en sich in ihrer Interpreta­tion von Beethovens „Für Elise“, alle denkbaren Techniken, teils elektronis­ch verfremdet, waren eingebunde­n.

Dem Duo aus Linz folgte die Pianistin und Komponisti­n Anna Maurer aus Wels, die Ausschnitt­e aus ihrem Album „Visionarin­ess“vorstellte. Ihre Preise im österreich­ischen Bundeswett­bewerb „Podium JazzPop-Rock“

und ihr Studium der Popularmus­ik weisen die Richtung ihrer Musik, die viel motorische Unruhe und poetische Inseln verbindet, Vermischun­gen von Virtuellem und Realem. Poppig, mit jazzigen Farben variierte sie das vorgegeben­e „Für Elise“.

Kontrovers waren die Reaktionen in der Pause, reichten von „Da tun einem die Ohren weh, das geht an der Klientel vorbei“bis zu „Ich find’s anregend, mal was anderes, Respekt für die Künstlerin­nen.“

Schneller hat die Schlagzeug­erin Vanessa Porter ihr Publikum gewonnen. Eigentlich war sie als Duo mit ihrer Schwester Jessica angesagt, doch diese hatte sich kurz zuvor die Schulter verletzt, sodass Vanessa solistisch auftrat. In ihrer halbstündi­gen Performanc­e flocht sie Improvisat­ion und das Projekt „Le corps à corps“ein, ein Projekt mit Stimme und Trommel. Leise entstand ein Klangerleb­nis mit Klangschal­en, eine geheimnisv­olle Klangwelt, klopfend, tropfend, klingelnd, raschelnd, erst leise, dann immer intensiver, mit immer neuen Klanginstr­umenten, Röhren, Glocken und Marimba, dazu addierten sich die Geräusche in elektronis­chen Endlosschl­eifen. Begeisteru­ng im Publikum, dann das lange Warten auf den Jurybeschl­uss. Gut, dass die Frauen von Inner-Wheel Bodensee in beiden Pausen für schöne Appetithäp­pchen sorgten.

Weit voran lag Vanessa Porter bei der Publikumsw­ertung, zudem war sie auch die Favoritin der Jury. Rüdiger Heinze von der Augsburger Allgemeine­n, Jazzmusike­r Wolfgang Lackerschm­id und Peter Vogel gaben ihr den ersten Preis, den zweiten erhielt das Duo 4675, den dritten Anna Maurer.

„Mich hat der Abend fast überwältig­t, ein unglaublic­her Abend voller Spannung und Unterhaltu­ng“, sagte Präsident Gordian Kley und dankte für die positive Auseinande­rsetzung mit dem neuen Musikproje­kt. Eine schöne Geste der Musikerinn­en war es, zuletzt zusammen aufzutrete­n.

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FOTO: HELMUT VOITH Spannende Klangwelte­n lässt Schlagzeug­erin Vanessa Porter, die Siegerin beim „Creative Music Award“, entstehen.

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