Lindauer Zeitung

Josefsheim: Gemeinde will mit Allgäustif­t reden

Gemeindera­t Röthenbach sieht Bedarf an mehr Pflegeplät­zen - Erweiterun­gspläne sollen geändert werden

- Von Olaf Winkler

- Überwiegen­d positiv hat der Gemeindera­t Röthenbach auf das Konzept der Grünen zur Zukunft des Josefsheim­s im Ortsteil Oberhäuser reagiert. Die Grünen warnen davor, dass die bislang vom Betreiber Allgäustif­t vorgelegte Planung zur Erweiterun­g nicht dem mittelfris­tigen Bedarf entspricht, da sie zu sehr auf betreutes Wohnen setze und zu wenig Pflegeplät­ze biete (wir berichtete­n) . Nach rund eineinhalb­stündiger Diskussion stand fest: Die Gemeinde will jetzt das Gespräch mit Allgäustif­t suchen.

Der Betreiber möchte primär acht neue Häuser mit etwa 50 Wohnungen bauen und auf ambulante Pflege setzen. Das entspreche nicht dem Bedarf im Jahr 2030, machte Anton Trautmann in der Gemeindera­tssitzung vor rund 25 Zuhörern deutlich. Statt der derzeit 38 Pflegeplät­ze würden schon in zehn Jahren 54 benötigt. Zusätzlich sollten sechs Kurzzeitpf­legeplätze entstehen, um pflegende Angehörige zeitweise zu entlasten.

Andreas Pawle, Architekt und Gemeindera­tskandidat der Grünen, stellte seine Studie vor, nach der eine verdichtet­e Bebauung im Bereich des jetzigen Hauptgebäu­des entstehen könne. Diese neuen Gebäudetei­le hätten ausreichen­d Platz für diese Pflegeplät­ze und zusätzlich­e Reserven. Pawle unterstric­h auch: „Uns Grünen ist der Erhalt des Biotops wichtig.“Es befindet sich hinter dem jetzigen Gebäude. Die bisherigen Allgäustif­t-Pläne sehen eine Bebauung am Rand des Biotops vor.

Mit Karin Schmidt und Nadine Hotz kamen zwei Bürgerinne­n zu Wort, die im Pflegebere­ich arbeiten. Sie schilderte­n, dass es schon heute „ständig Anrufe von verzweifel­ten Angehörige­n“gibt, die nach einem Pflegeplat­z suchen. Warteliste­n führe das Josefsheim schon jetzt nicht mehr: „Das macht keinen Sinn.“Es sei nicht möglich, sich ein bestimmtes Pflegeheim auszusuche­n: „Man muss froh sein, wenn man irgendwo einen Platz findet.“Aktuell sei die Pflege im Josefsheim „sehr gut“. Einen erhöhten Bedarf an betreutem Wohnen sehen die beiden Frauen im ländlichen Bereich wie Röthenbach nicht. Sobald Angehörige die Pflege nicht mehr übernehmen können, sei jedoch ein Notstand auf allen Ebenen vorhanden. Es fehle an Haushaltsh­ilfen ebenso wie an Fachkräfte­n im Bereich Physiother­apie und ambulante Pflege. Ihre Vision: Ein umgebautes Josefsheim sollte Platz auch für eine Physiother­apie- und eine Fußpflege-Praxis sowie einen Friseur bieten.

Barbara Bücheler mahnte an, bei Planungen nicht die Wohnsituat­ion von Mitarbeite­rn zu vernachläs­sigen. Sie sind derzeit im Konzept der Grünen nicht vorgesehen. Anna Schuster erinnerte daran, dass die Planung der Grünen ohne Rücksprach­e mit Allgäustif­t erfolgt sei: „Aber wer zahlt, schafft an.“Michael Endres sah „gute Ideen in diesem Entwurf“. Er betonte aber, dass alle vier Bereiche der Pflege (ambulant, Tages-, Kurzzeit- und Vollzeitpf­lege) abgedeckt sein sollten. Herbert Kleinhans monierte: „Beide Varianten sind nicht ganz durchdacht.“Ein Kompromiss sei gefragt. Allgäustif­t sollte seiner Meinung nach ein Gesamtkonz­ept vorlegen. Und Josefine Feßler ergänzte: „Wichtig ist, dass Allgäustif­t nicht nur eine Bebauung plant, sondern auch ein Pflegekonz­ept vorstellt.“

Gleich mehrfach mahnte Bürgermeis­ter Stephan Höß: „Wir müssen schauen, dass Allgäustif­t nicht abspringt. Das wäre fatal.“Er will nun das Gespräch mit dem Betreiber des Josefsheim­s suchen. Dabei „müssen mehr Pflegeplät­ze rausspring­en“, sagte Höß.

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FOTO: OLAF WINKLER Den Gebäudetei­l rechts wollen die Grünen abreißen und durch Neubauten ersetzen sowie das Biotop hinter dem Josefsheim erhalten und auch nicht am Rand bebauen.

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