Altlasten könnten eine Kriegsfolge sein
Landkreis Oberallgäu muss Fläche in Immenstadt sanieren - Belastung könnte von einer Bombardierung stammen
- Altlasten mit Giftstoffen im Boden können teuer kommen. Das trifft jetzt den Landkreis Oberallgäu, der in Immenstadt ein eigenes Grundstück für 175 000 Euro herrichten muss. Was genau alles in dem Boden nahe der Klinik in 1,5 Metern Tiefe schlummert und woher das Material kommt, ist unklar. Möglicherweise handelt es sich teilweise um Schutt vom örtlichen Bahnhof, der im Zweiten Weltkrieg bombardiert worden war.
Im Rahmen der Haushaltsberatungen des Landkreises berichtete Kämmerer Reinhard Reitzner von der teuren Entdeckung. Das etwa 2100 Quadratmeter große Grundstück hatte der Landkreis 2012 von einer Erbengemeinschaft erworben. Die Verkäufer in Regress zu nehmen, hält Reitzner für ziemlich aussichtslos. Denn für einen eventuellen Schadenersatz müsste man ja nachweisen, dass die Erbengemeinschaft von dem belasteten Untergrund wusste. Fakt ist laut Reitzner etwas anderes: „Die Altlasten müssen unbedingt raus, weil da ziemlich viel ölhaltiges Material dabei ist.“Auch, um das Grundwasser zu schützen.
Es ist nach Reitzners Worten nicht bekannt, wann genau auf dem Gelände erstmals Fremdstoffe abgekippt wurden. Ein altes Luftbild zeigt, dass dort schon in den 60erJahren irgendwelche Auffüllungen lagen. Von wann genau und woher sie stammen, wisse man aber nicht. Landrat Anton Klotz hält angesichts der ölhaltigen Stoffe Kriegsfolgen für möglich: nämlich, dass nach Bombardierung der Bahnanlagen im Zweiten Weltkrieg vielleicht mit Petroleum
belasteter Schutt dorthin geschafft worden war. Die Schicht mit belasteten Stoffen ist nach bisherigen Untersuchungen etwa einen halben Meter dick und befindet sich laut Reitzner wohl nur innerhalb des besagten Grundstücks.
Darüber liegen etwa 1,5 Meter hoch eine weitere Aufschüttung und Erde. Anfang der 80er-Jahre war auf dem Gelände laut Reitzner eine zweite (ungenehmigte) Auffüllung erfolgt – diesmal mit Bauschutt.
Bauschutt liegt nach Probeuntersuchungen auch in einem weiteren Grundstück in der Nachbarschaft (darauf steht die Tennishalle), das der Landkreis kauft. Dort seien die Belastungen vermutlich nicht so schwerwiegend, sagt Reitzner.
Im Landkreis-Etat hat die Liegenschaftsverwaltung inklusive Fuhrpark insgesamt ein Volumen von 5,1 Millionen Euro. Darunter sind 2,3 Millionen für Investitionen. Von denen sind allein zwei Millionen für Grundstückskäufe eingeplant und die besagten 175 000 Euro, um das belastete Grundstück herzurichten.
Für den laufenden Betrieb hat der Landkreis 2,8 Millionen angesetzt. Das sind vor allem Nebenkosten und Bewirtschaftung der Gebäude. Dabei handelt es sich nicht allein ums Landratsamt samt Außenstellen und die Albert-SchweitzerSchule in Sonthofen, sondern beispielsweise auch um die Berufsschule mit Internat in Immenstadt, die Baubetriebshöfe in Sonthofen und Kempten sowie die Gebäude von Post und Telekom in Immenstadt. Zu dem Etatposten gehört auch der Fuhrpark des Landratsamts: 123 000 Euro für Leasing und Haltung von Dienstautos.