Ein Geburtstagsgeschenk und ein Wunsch
Was den EV Lindau Islanders wieder Hoffnung auf die Play-offs macht
- Am Ende durfte sich Sascha Paul bei Andreas Farny bedanken, dass er an seinem 32. Geburtstag doch noch Grund zum Feiern hatte. Der Kapitän der EV Lindau Islanders hatte beim Spiel in Weiden mit seinem Tor in der Verlängerung ein verrücktes Spiel mit neun Treffern in den letzten elf Minuten zugunsten der Lindauer entschieden und seinem Sportlichen Leiter damit das größte Geschenk zum 32. Geburtstag gemacht. „Es war ganz wichtig, dass wir dieses Spiel noch gewonnen haben“, sagt Paul einen Tag danach. Zum Dank hat er der Mannschaft auf der vierstündigen Heimfahrt eine Runde Bier spendiert. Richtig wild wurde es aber weder im Bus („Die meisten Jungs mussten ja am Montag wieder arbeiten.“) noch außerhalb: „Vom Sturm haben wir nicht viel mitbekommen“, sagt Paul. „Wir haben Glück gehabt.“
Je nach Sichtweise hatten die Lindauer am Wochenende auch auf dem Eis das nötige Glück. Natürlich war es ärgerlich, dass die Blue Devils Weiden in beiden Spielen nur wenige Sekunden vor der Schlusssirene noch den Ausgleich erzielt und sich in die Verlängerung gerettet hatten. Am Ende nutzten die Islanders aber in beiden Partien die Overtime doch noch zum Sieg und dürfen sich nun als großer Gewinner des Dreikampfs um den letzten Play-off-Platz in der Oberliga Süd fühlen. „Klar wären sechs Punkte schöner“, sagt Sascha Paul. „Man muss es aber positiv sehen: Wir haben doppelt so viele Punkte geholt wie Weiden und Selb hat gegen Riessersee zweimal verloren. Die Erleichterung über die gewonnenen vier Punkte ist also deutlich größer als die Enttäuschung über die zwei verlorenen.“
Dass die Lindauer nach der Hälfte der Meisterrunde nach wie vor gute Chancen auf eine Play-off-Teilnahme haben, haben sie vor allem auch Brent Norris zu verdanken. Nach dem Ausfall von Toptorjäger Jan Hammerbauer lastet noch mehr Druck auf den Schultern des kanadischen Angreifers. Die Verantwortung scheint den 26-Jährigen jedoch nicht zu stören – im Gegenteil: Seit Wochen befindet sich der Kontingentspieler in Topform. Allein in den beiden Spielen gegen Weiden steuerte er drei Vorlagen und drei Tore bei – darunter das entscheidende 4:3 in Overtime am Freitagabend. Norris’ Hoch spiegelt sich auch in den offiziellen Statistiken wider. Bei den Topscorern der Eishockey Oberliga Süd ist er mittlerweile auf Rang acht vorgerückt, bei den Vorlagengebern belegt er gar Rang vier. „Brent ist ein absoluter Glücksgriff – nicht nur wegen seiner Tore und Vorlagen, sondern vor allem wegen seiner Arbeitseinstellung. Er ist ein Vorbild für die ganze Mannschaft“, lobt sein Sportlicher Leiter.
Kein Wunder also, dass Paul den Kanadier auch in der kommenden Saison gerne im Eichwald spielen sehen würde. Trotz längerer Verhandlungen ist Norris’ Zukunft in Lindau aber nach wie vor ungewiss. Der 26Jährige überlegt, ob er mit dem Eishockey kürzertreten und in seiner Heimat eine Ausbildung beginnen soll. „Das ist seine persönliche Entscheidung“, zeigt
Paul Verständnis. „Er hat uns aber signalisiert, dass er in Lindau bleiben möchte, wenn er weiter Eishockey spielt.“Ein endgültiger Entschluss ist voraussichtlich nicht vor dem Saisonende zu erwarten – und bis dahin haben die Islanders noch viel vor. Paul; „Die Mannschaft hat zusammengesessen und hat sich ein klares Ziel gesteckt: Wir wollen in die Playoffs.“
Sollte der Sprung auf Rang acht bis zum Ende der Meisterrunde am 8. März tatsächlich gelingen, würden in der K.o.-Runde die Tilburg Trappers warten. Das niederländische Team führt souverän die Oberliga Nord an und war bereits im vergangenen Jahr Gegner der Lindauer in den Play-offs. „Das war ein wunderbares Erlebnis. Das wollen wir noch einmal“, sagt Paul. Für ihn wäre es das noch größere Geschenk, als das 7:6 in Weiden.
„Brent ist ein absoluter Glücksgriff – nicht nur wegen seiner Tore, sondern vor allem wegen seiner Arbeitseinstellung.“
Sascha Paul, Sportlicher Leiter der EV Lindau Islanders, über Angreifer Brent Norris