Das Thema nervt ihn selber
Thomas Müller möchte nicht mehr über DFB-Comeback reden – Joachim Löw bleibt hart
(SID) - Thomas Müller zeigte das Bayern-Emblem auf seinem roten Trikot trotzig in die Kamera. Nur sein Verein, nur sein FC Bayern München, sei für ihn wichtig, sagte der 30-Jährige mit ungewohnt ernster Miene bei Sky. Aber die Europameisterschaft? Nein, „wenn ich ehrlich bin, die interessiert mich überhaupt nicht. Mich interessiert, dass wir drei Titel holen.“
Dem Offensivspieler des Rekordmeisters gehen die Fragen nach einem möglichen Comeback in der deutschen Nationalmannschaft inzwischen sichtlich auf die Nerven. Seine starken Leistungen in den vergangenen Wochen hatten die Spekulationen angeheizt, doch die Chance auf eine EM-Teilnahme geht nach seiner Ausbootung im vergangenen Frühjahr gegen Null.
In der Halbzeitpause des Bundesliga-Gipfels zwischen den Bayern und RB Leipzig (0:0) nahm Bundestrainer Joachim Löw den Diskussionen erneut den Schwung. Die Wahrscheinlichkeit einer Müller-Rückkehr sei „relativ gering, wenn die jüngeren Spieler fit sind“, sagte Löw bei Sky bestimmt. Dies, so Müller, „verwundert mich nicht“.
Löw verwies etwa auf die Offensivspieler Serge Gnabry, Julian Brandt und Leroy Sané, der sich allerdings noch von den Folgen eines Kreuzbandrisses erholt. Wie einst auch Müller hätten „diese Spieler jetzt ihre Chance verdient, das darf man nicht einfach so über den Haufen werfen“, betonte Löw.
Pflichtschuldig ergänzte der Bundestrainer, dass der 100-malige Nationalspieler Müller „wie die anderen auch ein außergewöhnlich guter Spieler“bleibe. Sollten im Vorfeld der EURO 2020 (12. Juni bis 12. Juli) „Dinge passieren, mit denen man gerade nicht rechnet, dann muss man sehen, denn man braucht natürlich immer eine große Qualität in der Mannschaft“.
Bayern-Trainer Hansi Flick, einst Assistent von Löw, hielt sich aus den Diskussionen raus. Er sei froh, dass Müller für den FC Bayern spiele, „er ist bei uns nicht wegzudenken. Alles andere ist die Sache des Bundestrainers“. Zuletzt hatten sich die BayernBosse Karl-Heinz Rummenigge und Herbert Hainer für Müller stark gemacht. Offensichtlich ohne Erfolg.
Möglich, wenn auch eher unwahrscheinlich, ist weiter eine Teilnahme von Müller für Deutschland bei den Olympischen Spielen in Tokio (24. Juli bis 9. August). Der Münchner steht wie der ebenfalls von Löw aussortierte Dortmunder Mats Hummels
auf der rund 50 Spieler umfassenden „Longlist“des DFB.
Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff kann sich Müller bei Olympia gut vorstellen. Der Offensivspieler habe sich schließlich „nicht nur in Deutschland einen Namen“
gemacht, „sondern weltweit. Da ist dann sofort Aufmerksamkeit da“. Doch ob Müller das braucht? Er sprach bereits von einer „coolen Spinnerei“, aber eben auch davon, dass für ihn vor allem anderen der FC Bayern zählt.