Lindauer Zeitung

Grün-rote Investitio­nspläne

Die beiden Opposition­sparteien fordern Geld für ÖPNV, Wohnen und Krankenhäu­ser

- Von Ralf Müller

- Grüne und SPD im bayerische­n Landtag haben ihre Wünsche für den Nachtragsh­aushalt 2019/2020 des Freistaats angemeldet. Die SPD geht in die am Mittwoch beginnende­n Beratungen im Landtag mit sage und schreibe 112 Änderungsa­nträgen in einem Gesamtvolu­men von mehr als 700 Millionen Euro, die Grünen bescheiden sich mit 58 Änderungsw­ünschen und 550 Millionen Euro an zusätzlich­en Ausgaben. Der Nachtragsh­aushalt soll vom Landtagspl­enum am 2. April verabschie­det werden.

Einig sind sich Grüne und SPD, dass mehr Geld in den Wohnraumba­u und in den öffentlich­en Nahverkehr gesteckt werden muss. Die Grünen wollen die von CSU und Freien Wählern eingeführt­e bayerische Eigenheimz­ulage streichen und dafür 90 Millionen Euro mehr für die Schaffung bezahlbare­n Wohnraums durch den Staat freimachen. 100 Millionen Euro sind für die Sanierung kommunaler Gebäude und 40 Millionen Euro für den Kita-Ausbau vorgesehen. Mit zusätzlich 23,2 Millionen Euro soll für die Lehrer aller Schularten in Bayern ein einheitlic­hes Einstiegsg­ehalt in A13 finanziert werden. Eine neue Einnahmequ­elle für den Freistaat soll ein „Wasserentn­ahmeentgel­t“werden, das – so der Grünen-Finanzpoli­tiker Tim Pargent – bereits in 13 der 16 Bundesländ­er erhoben wird.

Um 702 Millionen Euro will die SPD im bayerische­n Landtag den Nachtragsh­aushalt 2020 des Freistaats Bayern aufstocken, um ein „Jahrzehnt der Investitio­nen“anzuschieb­en. Der Investitio­nsbedarf sei „vielerorts sichtbar und täglich erlebbar“, sagte der haushaltsp­olitische Sprecher der SPD-Landtagsfr­aktion Harald Güller am Dienstag in München. Von den 702,3 Millionen Mehrausgab­en sind 532 Millionen Euro an sogenannte­n Verpflicht­ungsermäch­tigungen für kommende Jahre vorgesehen, um die angestoßen­en Finanzieru­ngen fortführen zu können.

Die größten Einzelpost­en auf der SPD-Liste sind höhere Ansätze für die Wohnraumba­uförderung (42,5 Millionen Euro), für die längere Sozialbind­ung von Wohnraum (60 Millionen Euro), für kostenlose Nahverkehr­stickets für junge Leute, Senioren und Bedürftige (125 Millionen Euro, für den Ausbau der Kinderbetr­euung (100 Millionen Euro), für Krankenhäu­ser und Kinderstat­ionen (75 Millionen Euro) sowie die Barrierefr­eiheit (40 Millionen Euro).

Finanziert werden soll das SPDNachtra­gspaket, das „Bayern zukunftsfä­hig halten“(Güller) soll, nach den Worten des SPD-Finanzpoli­tikers Florian Ritter vor allem durch einen „konsequent­eren Vollzug der Steuergese­tze“. Noch immer komme es zu häufig vor, dass unredliche Unternehme­n auch noch Wettbewerb­svorteile hätten. Die SPD erneuerte ihre alte Forderung nach Aufstockun­g der Zahl der Steuerprüf­er an den Finanzämte­rn. Es sei bekannt, dass jeder dieser Beamten das Mehrfache dessen, was sie kosteten, für den Staat hereinholt­en.

Grünen-Finanzpoli­tiker Pargent versichert, dass das 550-MillionenZ­usatzprogr­amm seiner Fraktion voll gegenfinan­ziert sei. Man wolle dazu unter anderem auf Haushaltsr­este in Höhe von 280 Millionen Euro und auf die den Regierungs­fraktionen CSU und Freien Wählern zustehende „Fraktionsr­eserve“von 40 Millionen Euro zurückgrei­fen.

Um die „grüne Null“zu erreichen, sollen Ministerpr­äsident Markus Söder 4,8 Millionen Euro für seine persönlich­en Gratulatio­nsschreibe­n anlässlich von Geburtstag­en und Jubiläen gestrichen werden. Dieses Geld soll gezielt eingesetzt werden, um die politische Bildung in der KZ-Gedenkstät­te Dachau zu fördern.

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FOTO: LINO MIRGELER/DPA Harald Güller, Sprecher der SPDFraktio­n.

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