Lindauer Zeitung

In der Praxis geht das nicht

- Fritz Eckerlein, Lindau

Zur Debatte über das Parken in Lindau: Die großartige Idee mit den Auffangpar­kplätzen am Stadtrand wird allgemein als die Ei-des-Kolumbus-Lösung für die wegfallend­en Parkplätze auf der Hinteren Insel gefeiert. Nur, ich selbst tue mich schwer zu verstehen, wie das in der Praxis funktionie­ren soll. Zu welchen Tageszeite­n sollen die Shuttle-Busse betrieben werden? Wie ist das mit der Taktfreque­nz?

Ich stelle mir gerade vor, ein Besucher parkt auf einem der Auffangplä­tze. Der Shuttle-Bus ist gerade weg, also hat er genügend Zeit, sich die anderen parkenden Autos anzusehen, bis zum Eintreffen des nächsten Shuttle. Er fährt auf die Insel, sieht sich die Stadt und die Geschäfte an, trinkt einen Kaffee, isst vielleicht ein Eis am Hafen oder macht gar eine Rundfahrt auf dem Bodensee. Um den schönen Tag ausklingen zu lassen, beschließt er, noch in einer der gemütliche­n Lokale zu Abend zu essen. Er trifft dort auf nette Leute, und der Abend wird länger als vorgesehen. Da ich kaum glaube, dass die Shuttles rund um die Uhr fahren werden, ist irgendwann der letzte Bus weg. Was macht er dann? Zu Fuß 20 bis 30 Minuten zum Parkplatz zu laufen? Einen zweistelli­gen Betrag für ein Taxi bezahlen? Bei schönem Wetter mag so ein unfreiwill­iger Verdauungs­spaziergan­g ja noch zu akzeptiere­n sein. Aber wie ist das bei schlechtem Wetter? Wäre ich dieser Tourist, würde ich mir sagen: „Lindau, du bist zwar ein schönes Fleckchen Erde, aber mich siehst du nie wieder!“– und meinem Freundesun­d Bekanntenk­reis von einem Lindau-Besuch dringend abraten. Es gibt schließlic­h noch andere schöne Plätze in Deutschlan­d und Umgebung.

Die Initiatore­n und Fachberate­r solcher grandiosen Ideen haben wohl kaum Ahnung von den Konsequenz­en ihrer Gedankenpr­odukte, oder es ist ihnen schlicht und einfach egal, denn sie sind ja nicht direkt davon betroffen. Vielleicht konnte ich den Gegnern des sich nun in Planung befindende­n inselnahen Parkdecks einen kleinen Denkanstoß geben. Aber wie ich meine lieben Mitbürger einschätze, bin ich da leider nicht sehr optimistis­ch.

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