In der Praxis geht das nicht
Zur Debatte über das Parken in Lindau: Die großartige Idee mit den Auffangparkplätzen am Stadtrand wird allgemein als die Ei-des-Kolumbus-Lösung für die wegfallenden Parkplätze auf der Hinteren Insel gefeiert. Nur, ich selbst tue mich schwer zu verstehen, wie das in der Praxis funktionieren soll. Zu welchen Tageszeiten sollen die Shuttle-Busse betrieben werden? Wie ist das mit der Taktfrequenz?
Ich stelle mir gerade vor, ein Besucher parkt auf einem der Auffangplätze. Der Shuttle-Bus ist gerade weg, also hat er genügend Zeit, sich die anderen parkenden Autos anzusehen, bis zum Eintreffen des nächsten Shuttle. Er fährt auf die Insel, sieht sich die Stadt und die Geschäfte an, trinkt einen Kaffee, isst vielleicht ein Eis am Hafen oder macht gar eine Rundfahrt auf dem Bodensee. Um den schönen Tag ausklingen zu lassen, beschließt er, noch in einer der gemütlichen Lokale zu Abend zu essen. Er trifft dort auf nette Leute, und der Abend wird länger als vorgesehen. Da ich kaum glaube, dass die Shuttles rund um die Uhr fahren werden, ist irgendwann der letzte Bus weg. Was macht er dann? Zu Fuß 20 bis 30 Minuten zum Parkplatz zu laufen? Einen zweistelligen Betrag für ein Taxi bezahlen? Bei schönem Wetter mag so ein unfreiwilliger Verdauungsspaziergang ja noch zu akzeptieren sein. Aber wie ist das bei schlechtem Wetter? Wäre ich dieser Tourist, würde ich mir sagen: „Lindau, du bist zwar ein schönes Fleckchen Erde, aber mich siehst du nie wieder!“– und meinem Freundesund Bekanntenkreis von einem Lindau-Besuch dringend abraten. Es gibt schließlich noch andere schöne Plätze in Deutschland und Umgebung.
Die Initiatoren und Fachberater solcher grandiosen Ideen haben wohl kaum Ahnung von den Konsequenzen ihrer Gedankenprodukte, oder es ist ihnen schlicht und einfach egal, denn sie sind ja nicht direkt davon betroffen. Vielleicht konnte ich den Gegnern des sich nun in Planung befindenden inselnahen Parkdecks einen kleinen Denkanstoß geben. Aber wie ich meine lieben Mitbürger einschätze, bin ich da leider nicht sehr optimistisch.