„Du wirst Pfarrer“
Schon früh war Michael Edenhofer klar, dass er einmal Theologie studieren wird
- Sein Berufsziel stand fest, da ging Michael Edenhofer in die dritte Klasse. Sein Heimatpfarrer hatte ihm gesagt: „Du wirst Pfarrer.“Und Michael Edenhofer wurde Pfarrer – zuerst katholischer, später altkatholischer in Kempten. Dazwischen begegnete er seiner großen Liebe. Es war eine turbulente Zeit, die er und seine Frau miteinander durchstanden. Doch Michael Edenhofer spricht noch heute vom „Treffer meines Lebens“. Jetzt geht der Geistliche in den Ruhestand, am Samstag feiert Michael Edenhofer seinen Abschiedsgottesdienst.
Dass bei diesem Gottesdienst nicht nur Altkatholiken, sondern auch Vertreter der katholischen, evangelischen Kirche und anderer christlichen Gemeinschaften mitwirken, ist Edenhofer sehr wichtig. „Wir verstehen uns menschlich super“, sagt er mit Blick auf die Ökumene in Kempten. Das sei letztlich die Voraussetzung dafür, dass Ökumene gelingt. Bei den gemeinsamen Treffen, den Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen. Und dann, wenn es gilt, für den anderen einzustehen: Auch Edenhofer schritt im vergangenen Jahr bei der Pfarrersdemo in Kempten mit, um ein Zeichen zu setzen gegen die Strafverfolgung des evangelischen Pfarrerehepaars Marlies und Ulrich Gampert, die einem Flüchtling Kirchenasyl gewährt hatten.
Im Mai feiert Edenhofer seinen 66. Geburtstag. Da sei es an der Zeit aufzuhören, sagt er. Schließlich würden junge Vikare auf eine Stelle warten.
Nicht nur der Geistliche in seiner oberbayerischen Heimat hatte Edenhofer darin bestärkt, Pfarrer zu werden. Auch Don Camillo aus der Serie „Don Camillo und Peppone“, in der der Hochwürden regelmäßig mit dem Bürgermeister ringt, gefiel ihm.
„Mir hat wahnsinnig gefallen, dass der so normal war, so menschlich.“Da waren aber vor allem auch Kirchenvertreter aus der realen Welt, die ihm imponierten. Und Jesus: „Bis heute fasziniert mich an ihm, dass es bei ihm um Heilung geht.“Das sei Kirche für ihn: „Ein Ort, wo ein heilender Umgang da ist.“
Edenhofer studierte katholische Theologie in Augsburg. Verteidigte als Kaplan in Schrobenhausen, dass er mit den Jugendlichen per Du war und dass er statt schwarzem Anzug normale Kleidung trug. Als Benefiziat in Wertingen kümmerte er sich um die Jugendarbeit. „Da habe ich Moni kennengelernt“, erzählt er. Als er 1985 eine Pfarrstelle in Breitenbrunn im Unterallgäu antrat, ging sie mit und leitete Kinder- und Jugendchor.
„Wir sind praktisch immer als Double aufgetreten. Die Leute hatten damit kein Problem“, sagt Edenhofer. „Aber wir haben gemerkt: Auf Dauer tut uns das nicht gut.“Das Paar entschied sich, 1991 zu heiraten. Er war damals 37, sie 31 Jahre alt. Eine „saftige Zeit“folgte. Als Edenhofer daran zurückdenkt, lächelt er.
Er wurde vom Priesteramt suspendiert. Seine Zeit in der katholischen Kirche war beendet. Gläubige gingen wegen ihm auf die Straße, kritisierten den Zölibat. Ihn erreichten hunderte Briefe – von Menschen, die ihm Mut zusprachen. Aber auch von Menschen, die ihn beschimpften. Edenhofer fasste vieles von dem in einem Buch zusammen. Aus den Zeilen geht seine damalige Enttäuschung deutlich hervor. „Mit dem Abstand heute sieht man das alles viel lockerer“, sagt er.
Fünf Jahre lang verdiente er als Freiberuflicher sein Geld, leitete 14 Bibelkreise, beerdigte Menschen, die aus der Kirche ausgetreten waren. Seine Frau unterrichtete Blockflöte. „Wir hatten immer so viel, dass es gerade gereicht hat.“Das Paar bekam zwei Töchter. „Die Mädels sind eine große Bereicherung in unserem Leben“, sagt Edenhofer, der seit Kurzem auch Opa ist. „Eigentlich war der Weg ideal. Wir konnten alles weiterhin machen, was uns wichtig war.“
Er konnte später sogar weiter Pfarrer sein – mit Familie: 1996 war die Stelle in der altkatholischen Gemeinde in Kempten frei. Seinen oberbayerischen Dialekt hat er nie abgelegt. „In der Sprache, die man gewohnt ist, kann man sich am besten ausdrücken“, sagt er. Die Kirche sieht er auch als Anwalt der Schöpfung. „Das, was Greta Thunberg sagt, müssten längst alle Kirchen tun.“Zum Abschied haben sich die Edenhofers jedenfalls ein vegetarisches Buffet gewünscht.