Lindauer Zeitung

Nicht mehr viel übrig vom Lärmaktion­splan für Lindenberg

Regierung von Schwaben stellt Lindenberg ihr Einvernehm­en in Aussicht – Bald könnte es Tempo 30 in der Oberen Hauptstraß­e geben

- Von Benjamin Schwärzler

- Die Verwaltung sieht ein „großes Licht am Ende des Tunnels“. Nach fast zehn Jahren scheint die Stadt Lindenberg tatsächlic­h einen Lärmaktion­splan zu bekommen. Allerdings muss sie dafür Abstriche machen: Von der ursprüngli­chen Planung ist nicht mehr viel übrig. Lediglich einen Tempo-30-Abschnitt zwischen der Abzweigung zur Blumenstra­ße (bei der Tankstelle und der Bäckerei) und dem Anwesen Pfänderstr­aße 6 (beim Autohaus Unterberge­r) stellt die Regierung von Schwaben in Aussicht – das sind weniger als 700 Meter.

Goßholz ist komplett außen vor. Zudem müssen Kreisverke­hr, Mittelinse­ln, Querungshi­lfen und Zebrastrei­fen „als verbindlic­he Maßnahme“gestrichen werden. Immerhin: Es bleibt der Stadt unbenommen, diese Maßnahmen außerhalb des Lärmaktion­splanes weiterzuve­rfolgen. Das wird sie wohl auch tun, stellte Bürgermeis­ter Eric Ballersted­t in Aussicht. Das sei dann allerdings erst der zweite Schritt.

Zähneknirs­chend beschloss das Gremium mit 16:8 Stimmen, die von der Regierung geforderte­n Änderungen zu akzeptiere­n. „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“, meinte Fraktionss­precher Florian Weber von den Freien Wählern. Er sieht die in Aussicht stehende Lösung als „Teilerfolg“. Denn innerhalb der nächsten fünf Jahre müsse die Stadt den Lärmaktion­splan verbindlic­h fortschrei­ben. Bis dahin würden neue Zahlen zur Verkehrsbe­lastung vorliegen, mit denen die Stadt für den Einbau von Querungshi­lfen argumentie­ren könne. Denn aktuell basiert alles auf Zahlen von 2009/10. Und die seien längst überholt, sagte SPD-Sprecher Helmut Wiedemann. Seitdem habe Liebherr erweitert und in Scheidegg sei der Skywalk als Touristenm­agnet gebaut worden.

Er sei „wütend“, bekannte Wiedemann. Das Hin und Her zwischen der Behörde und der Stadt sei zu einem „Machtspiel“geworden und es sei traurig, dass die Regierung gegen die Bürger und deren Recht auf Gesundheit arbeite und argumentie­re. Er habe zumindest die kleine Hoffnung, dass Tempo 30 dafür sorge, dass Navis künftig die Autos um die Stadt herum leiten. Zudem mahnte er an, Tempo 30 auch konsequent mit Blitzern überwachen zu lassen.

Von einem „faulen Kompromiss“spricht Thomas Kühnel. „Mir reicht es. Ich bin soweit zu sagen, wir gehen den Klageweg“, sagte der Fraktionss­precher der Grünen. Die Regierung und das Landratsam­t hätten das Ansinnen der Stadt in allen Richtungen blockiert. Nur ein Schild mit Tempo 30 aufzustell­en, reiche nicht. Zebrastrei­fen und Verkehrsin­seln würden den Verkehr zusätzlich optisch bremsen.

Helmut Strahl ist „stocksauer“darüber, dass Tempo 30 bereits auf Höhe Pfänderstr­aße 6 aufhört – und nicht gleich bis zur Ampel am Schulzentr­um durchgezog­en wird. Das widersprec­he dem gesunden Menschenve­rstand. So würden die Autos zwischendr­in beschleuni­gen und wieder abbremsen. Das habe man angesproch­en, sagte Bürgermeis­ter Eric Ballersted­t: „Die sagen, da fehlt ihnen die Grundlage.“

„So macht es keinen Sinn“, sagte Klaus Burkhard über die fehlenden Querungshi­lfen. Dazu merkte Ballersted­t mehrfach an, dass das eben der nächste Schritt sei. Tempo 30 sei in jedem Fall die Grundlage für Zebrastrei­fen & Co. Wenn die Geschwindi­gkeitsredu­zierung erst einmal erreicht sei, könne die Stadt das im nächsten Schritt anpacken. Er sprach von einer „Salami-Taktik“.

„Hier zu sagen: Ende gut, alles gut – das kann man nicht“, sagte CSU-Fraktionss­precher Ludwig Gehring. Er erinnerte an die viele Manpower und das viele Geld, das die Stadt aufgebrach­t habe. Angesichts dessen sei nicht mehr viel übrig. Eine Lärmmessun­g sei im Übrigen nie gemacht worden. Lediglich die Zahl der Autos (bis zu 11 000 täglich) sei hochgerech­net worden. Der kurze Abschnitt mit Tempo 30 sei „das Zuckerl, das man uns hinschmeiß­t“. Und die Stadt müsse selbst schauen, „ob wir ein oder zwei Übergänge bekommen, die uns das Landratsam­t gönnerhaft zuweist“. Gehring erinnerte an Anfeindung­en aus der Bevölkerun­g. Nicht überall stoße der Wunsch der Anwohner auf Lärmminder­ung auf Verständni­s. Sollte Tempo 30 kommen, müsse die Stadt dies unbedingt auch dort einführen, wo sie die Hoheit habe, zum Beispiel in der Nadenbergs­traße, „damit eine Gleichheit gegeben ist.“

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