Nicht mehr viel übrig vom Lärmaktionsplan für Lindenberg
Regierung von Schwaben stellt Lindenberg ihr Einvernehmen in Aussicht – Bald könnte es Tempo 30 in der Oberen Hauptstraße geben
- Die Verwaltung sieht ein „großes Licht am Ende des Tunnels“. Nach fast zehn Jahren scheint die Stadt Lindenberg tatsächlich einen Lärmaktionsplan zu bekommen. Allerdings muss sie dafür Abstriche machen: Von der ursprünglichen Planung ist nicht mehr viel übrig. Lediglich einen Tempo-30-Abschnitt zwischen der Abzweigung zur Blumenstraße (bei der Tankstelle und der Bäckerei) und dem Anwesen Pfänderstraße 6 (beim Autohaus Unterberger) stellt die Regierung von Schwaben in Aussicht – das sind weniger als 700 Meter.
Goßholz ist komplett außen vor. Zudem müssen Kreisverkehr, Mittelinseln, Querungshilfen und Zebrastreifen „als verbindliche Maßnahme“gestrichen werden. Immerhin: Es bleibt der Stadt unbenommen, diese Maßnahmen außerhalb des Lärmaktionsplanes weiterzuverfolgen. Das wird sie wohl auch tun, stellte Bürgermeister Eric Ballerstedt in Aussicht. Das sei dann allerdings erst der zweite Schritt.
Zähneknirschend beschloss das Gremium mit 16:8 Stimmen, die von der Regierung geforderten Änderungen zu akzeptieren. „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“, meinte Fraktionssprecher Florian Weber von den Freien Wählern. Er sieht die in Aussicht stehende Lösung als „Teilerfolg“. Denn innerhalb der nächsten fünf Jahre müsse die Stadt den Lärmaktionsplan verbindlich fortschreiben. Bis dahin würden neue Zahlen zur Verkehrsbelastung vorliegen, mit denen die Stadt für den Einbau von Querungshilfen argumentieren könne. Denn aktuell basiert alles auf Zahlen von 2009/10. Und die seien längst überholt, sagte SPD-Sprecher Helmut Wiedemann. Seitdem habe Liebherr erweitert und in Scheidegg sei der Skywalk als Touristenmagnet gebaut worden.
Er sei „wütend“, bekannte Wiedemann. Das Hin und Her zwischen der Behörde und der Stadt sei zu einem „Machtspiel“geworden und es sei traurig, dass die Regierung gegen die Bürger und deren Recht auf Gesundheit arbeite und argumentiere. Er habe zumindest die kleine Hoffnung, dass Tempo 30 dafür sorge, dass Navis künftig die Autos um die Stadt herum leiten. Zudem mahnte er an, Tempo 30 auch konsequent mit Blitzern überwachen zu lassen.
Von einem „faulen Kompromiss“spricht Thomas Kühnel. „Mir reicht es. Ich bin soweit zu sagen, wir gehen den Klageweg“, sagte der Fraktionssprecher der Grünen. Die Regierung und das Landratsamt hätten das Ansinnen der Stadt in allen Richtungen blockiert. Nur ein Schild mit Tempo 30 aufzustellen, reiche nicht. Zebrastreifen und Verkehrsinseln würden den Verkehr zusätzlich optisch bremsen.
Helmut Strahl ist „stocksauer“darüber, dass Tempo 30 bereits auf Höhe Pfänderstraße 6 aufhört – und nicht gleich bis zur Ampel am Schulzentrum durchgezogen wird. Das widerspreche dem gesunden Menschenverstand. So würden die Autos zwischendrin beschleunigen und wieder abbremsen. Das habe man angesprochen, sagte Bürgermeister Eric Ballerstedt: „Die sagen, da fehlt ihnen die Grundlage.“
„So macht es keinen Sinn“, sagte Klaus Burkhard über die fehlenden Querungshilfen. Dazu merkte Ballerstedt mehrfach an, dass das eben der nächste Schritt sei. Tempo 30 sei in jedem Fall die Grundlage für Zebrastreifen & Co. Wenn die Geschwindigkeitsreduzierung erst einmal erreicht sei, könne die Stadt das im nächsten Schritt anpacken. Er sprach von einer „Salami-Taktik“.
„Hier zu sagen: Ende gut, alles gut – das kann man nicht“, sagte CSU-Fraktionssprecher Ludwig Gehring. Er erinnerte an die viele Manpower und das viele Geld, das die Stadt aufgebracht habe. Angesichts dessen sei nicht mehr viel übrig. Eine Lärmmessung sei im Übrigen nie gemacht worden. Lediglich die Zahl der Autos (bis zu 11 000 täglich) sei hochgerechnet worden. Der kurze Abschnitt mit Tempo 30 sei „das Zuckerl, das man uns hinschmeißt“. Und die Stadt müsse selbst schauen, „ob wir ein oder zwei Übergänge bekommen, die uns das Landratsamt gönnerhaft zuweist“. Gehring erinnerte an Anfeindungen aus der Bevölkerung. Nicht überall stoße der Wunsch der Anwohner auf Lärmminderung auf Verständnis. Sollte Tempo 30 kommen, müsse die Stadt dies unbedingt auch dort einführen, wo sie die Hoheit habe, zum Beispiel in der Nadenbergstraße, „damit eine Gleichheit gegeben ist.“