Die besten Unfälle sind die, die gar nicht erst passieren
Ein „Kommmitmensch“verhält sich rücksichtsvoll und achtet auf andere
- Zwei Schülerinnen sitzen sich gegenüber. Die beiden versuchen unter hoher Anstrengung und mit Schweiß auf der Stirn, innerhalb einer Minute so oft wie möglich den Arm der Anderen auf den Tisch hinunterzudrücken. Pro Sieg können sie 20 Cent für die gesamte Gruppe gewinnen. „Und jetzt ist die Minute zu Ende“, sagt Marco Haring. Es herrscht Gleichstand, eins zu eins. Das sind magere 40 Cent für alle. Jeder im Raum hatte sich mehr erhofft.
Die Ausbeute ist nur deshalb so gering, weil die Beteiligten in der Wettbewerbssituation nur ihren eigenen Sieg im Blick hatten. Niemand im Klassenzimmer hat wirklich verstanden, dass aus Rücksicht zu verlieren auch einen Gewinn für die Gemeinschaft bedeuten kann. „So würde ein Kommmitmensch denken“, sagt Marco Haring.
Marco Haring ist Repräsentant der Kommunalen Unfallversicherung Bayern (KUVB) und stellt den Schülerinnen und Schülern des Schülerzeitungsteams „Querbeet“am Bodensee-Gymnasium Lindau die Kampagne „Kommmitmensch“vor. Zunächst verdeutlicht er ihnen, in welchen Bereichen in der Schule wie viele Unfälle passieren: circa 40 Prozent beim Sport, 25 Prozent im Unterricht, 25 Prozent in der Pause und zehn Prozent auf dem Schulweg. Dabei ist die große Mehrzahl der Unfälle verhaltensbedingt. Ihre Ursache liegt also bei den einzelnen Beteiligten und wäre somit vermeidbar, wenn man besser aufpassen und mehr Rücksicht nehmen würde.
Marco Harings Vision ist es, Schulunfälle möglichst ganz zu vermeiden: „Die besten Unfälle sind die, die gar nicht erst passieren.“Deshalb gehört es zu seinen Aufgaben, Schulen auf ihre Sicherheit zu prüfen. Doch natürlich könnten auch die Schüler und Schülerinnen selbst Initiative zeigen und stärker zur Unfallprävention beitragen, zum Beispiel indem sie mit offenen Augen durchs Leben gehen und mehr aufeinander achten. Genau das will man mit der Kampagne „Kommmitmensch“erreichen.
Ich fühle mit … Ich gestalte mit … Ich denke mit … Ich mache mit … Ich rede mit … Ich lerne mit … Ich komme mit … So lauten die Verhaltensregeln eines „Kommmitmenschen“, die so auch im Leitbild des Bodensee-Gymnasiums verankert sind. Die Schulkultur liegt Haring daher besonders am Herzen. Schüler, Lehrer und Eltern könnten ihren Umgang miteinander zum Positiven weiterentwickeln. Dazu sollte jeder zuerst sein eigenes Verhalten reflektieren. Auf dieser Basis lassen sich dann Ideen für konkrete Veränderungen entwickeln und schließlich in die Tat umsetzen. Unterstützt wird das Ziel durch die Plakataktion „Blöde Idee/ Schlaue Idee“. Die entsprechenden Bilder zeigen zum Beispiel, was man im Straßenverkehr richtig beziehungsweise falsch machen kann, etwa einen Radfahrer mit Handy am Ohr (blöde Idee) und einen, der auf den Verkehr achtet (schlaue Idee).
Vielleicht rüttelt diese Aktion auf, damit Jung wie Alt vertrauensvoller miteinander umgehen und sich zum Wohle aller wie ein „Kommmitmensch“verhalten.