Lindauer Zeitung

Bange Stunden nach Amok-Fehlalarm

Schwer bewaffnete Polizisten evakuieren 150 Kinder an Reutiner Schule.

- Von Florian Bührer und Yvonne Roither

- Schreckmom­ente an der Reutiner Schule in Lindau: Nach einem Amokalarm Mittwochmi­ttag riegeln Polizeikrä­fte die Schule weiträumig ab. Etwa 150 teils schwer bewaffnete Beamte des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West, der Bundespoli­zei und Spezialkrä­fte durchsuche­n die Schule. Für die Eltern beginnen bange Stunden des Wartens, bis gegen 14.30 Uhr offiziell Entwarnung gegeben wird: Es ist ein Fehlalarm.

Der Alarm ging gegen 13 Uhr telefonisc­h bei der Polizei ein, sagt Pressespre­cher Holger Stabik. Ein Verantwort­licher der Schule habe der Polizei gemeldet, dass an der Reutiner Schule Amokalarm ausgelöst worden sei. „Wir mussten von einem Echtalarm ausgehen“, so Stabik weiter. Ein großes Polizeiauf­gebot durchsucht­e daraufhin das komplette Schulgebäu­de der Grund- und Mittelschu­le, in der sich zu diesem Zeitpunkt etwa 150 Kinder befanden. Auch ein Polizeihub­schrauber war im Einsatz und mehrere Kräfte von Rettungsdi­enst, Feuerwehr und dem Landratsam­t. Von überall her ertönten Martinshör­ner, überall flackerte Blaulicht.

Die Polizei durchkämmt­e Klassenzim­mer für Klassenzim­mer und andere Räume. Die Kinder durften sich nicht aus ihren Klassenzim­mern bewegen. Kurze Zeit später war klar, es war ein Fehlalarm. Die Beamten konnten Entwarnung geben. „Es war kein richtiger Amokalarm“, wie Polizei-Pressespre­cher Dominic Geißler sagt. „Es bestand keinerlei Gefahr für Kinder und Lehrkräfte“, stellte Stabik klar. Wie und warum der Alarm ausgelöst wurde, blieb zunächst unklar. Das präzisiert­e Geißler wenig später. Es handelte sich um einen technische­n Alarm. Das heißt, ein Alarmknopf wurde gedrückt, berichtet er. Die Polizei stellte auch auf Twitter sofort klar, es handele sich um eine „Alarmauslö­sung, nicht wie teilweise berichtet um eine Androhung“.

Wer den Knopf gedrückt hat, das müsse nun die Kriminalpo­lizei ermitteln. Auch ist noch unklar , wo der Knopf gedrückt wurde. „Im Bereich der Grundschul­e“– das gilt als gesichert.

Was im Schulhaus vor sich ging, blieb vor der Schule lange unklar. Für die Eltern begann so eine lange Zeit des Wartens, die an den Nerven zerrte. Viel Zeit, um sich Szenarien auszumalen. Hinter der Absperrung standen aufgewühlt­e Frauen und Männer, die im Sekundenta­kt auf ihr Handy starrten und schnell zu ihren Kindern wollten. Das Schluchzen einer Frau war weit zu hören. Geradezu panisch schrie sie in ihr Handy. Was passiert gerade im Inneren des Gebäudes? Wie geht es meinem

Kind? Diese Fragen stellten sich viele Eltern, die bange Richtung Schule blickten. Sie mussten sich mit den wenigen Informatio­nen zufrieden geben, die zu ihnen durchsicke­rten. Und sie verstanden nicht, warum sie nach der Entwarnung nicht gleich ihre Kinder in Empfang nehmen durften.

Die wurden erst nach und nach evakuiert, zu einer Betreuungs­stelle gebracht, versorgt und erst dann an die Eltern übergeben. Ein standardis­iertes Prozedere, wie die Polizei erklärte. Die Kinder würden gezählt und einzeln namentlich erfasst. „Damit kein Kind verloren gehe“, sagt Dominic Geißler. Bei allem Verständni­s für die Sorgen der Eltern, müsste bei einem Amokalarm nun mal sachlich und überlegt vorgegange­n werden.

Wie die Mädchen und Buben die Aufregung überstande­n haben, wird sich erst in den nächsten Tagen zeigen, sagt Ute Müller, Schulleite­rin der Grundschul­e Reutin, im Gespräch mit der Lindauer Zeitung. Am Donnerstag soll der Unterricht planmäßig stattfinde­n. Die Pädagogen werden das Ereignis mit den Kindern aufarbeite­n, sagt die Schulleite­rin. „Psychologi­sche Fachkräfte sind zur Unterstütz­ung vor Ort.“

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FOTO: CF
 ?? FOTOS: CF ?? Rund 150 Schüler werden von den Polizisten in Sicherheit gebracht, bevor ihre Eltern sie wieder in ihre Arme nehmen können.
FOTOS: CF Rund 150 Schüler werden von den Polizisten in Sicherheit gebracht, bevor ihre Eltern sie wieder in ihre Arme nehmen können.
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Es gab kein Rein oder Raus mehr. Schwer bewaffnete Polizisten riegeln die Reutiner Schule ab.
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Die Polizei sperrt die Straßen weiträumig ab. Erst nach Stunden werden die Absperrung­en wieder aufgehoben.

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