Bange Stunden nach Amok-Fehlalarm
Schwer bewaffnete Polizisten evakuieren 150 Kinder an Reutiner Schule.
- Schreckmomente an der Reutiner Schule in Lindau: Nach einem Amokalarm Mittwochmittag riegeln Polizeikräfte die Schule weiträumig ab. Etwa 150 teils schwer bewaffnete Beamte des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, der Bundespolizei und Spezialkräfte durchsuchen die Schule. Für die Eltern beginnen bange Stunden des Wartens, bis gegen 14.30 Uhr offiziell Entwarnung gegeben wird: Es ist ein Fehlalarm.
Der Alarm ging gegen 13 Uhr telefonisch bei der Polizei ein, sagt Pressesprecher Holger Stabik. Ein Verantwortlicher der Schule habe der Polizei gemeldet, dass an der Reutiner Schule Amokalarm ausgelöst worden sei. „Wir mussten von einem Echtalarm ausgehen“, so Stabik weiter. Ein großes Polizeiaufgebot durchsuchte daraufhin das komplette Schulgebäude der Grund- und Mittelschule, in der sich zu diesem Zeitpunkt etwa 150 Kinder befanden. Auch ein Polizeihubschrauber war im Einsatz und mehrere Kräfte von Rettungsdienst, Feuerwehr und dem Landratsamt. Von überall her ertönten Martinshörner, überall flackerte Blaulicht.
Die Polizei durchkämmte Klassenzimmer für Klassenzimmer und andere Räume. Die Kinder durften sich nicht aus ihren Klassenzimmern bewegen. Kurze Zeit später war klar, es war ein Fehlalarm. Die Beamten konnten Entwarnung geben. „Es war kein richtiger Amokalarm“, wie Polizei-Pressesprecher Dominic Geißler sagt. „Es bestand keinerlei Gefahr für Kinder und Lehrkräfte“, stellte Stabik klar. Wie und warum der Alarm ausgelöst wurde, blieb zunächst unklar. Das präzisierte Geißler wenig später. Es handelte sich um einen technischen Alarm. Das heißt, ein Alarmknopf wurde gedrückt, berichtet er. Die Polizei stellte auch auf Twitter sofort klar, es handele sich um eine „Alarmauslösung, nicht wie teilweise berichtet um eine Androhung“.
Wer den Knopf gedrückt hat, das müsse nun die Kriminalpolizei ermitteln. Auch ist noch unklar , wo der Knopf gedrückt wurde. „Im Bereich der Grundschule“– das gilt als gesichert.
Was im Schulhaus vor sich ging, blieb vor der Schule lange unklar. Für die Eltern begann so eine lange Zeit des Wartens, die an den Nerven zerrte. Viel Zeit, um sich Szenarien auszumalen. Hinter der Absperrung standen aufgewühlte Frauen und Männer, die im Sekundentakt auf ihr Handy starrten und schnell zu ihren Kindern wollten. Das Schluchzen einer Frau war weit zu hören. Geradezu panisch schrie sie in ihr Handy. Was passiert gerade im Inneren des Gebäudes? Wie geht es meinem
Kind? Diese Fragen stellten sich viele Eltern, die bange Richtung Schule blickten. Sie mussten sich mit den wenigen Informationen zufrieden geben, die zu ihnen durchsickerten. Und sie verstanden nicht, warum sie nach der Entwarnung nicht gleich ihre Kinder in Empfang nehmen durften.
Die wurden erst nach und nach evakuiert, zu einer Betreuungsstelle gebracht, versorgt und erst dann an die Eltern übergeben. Ein standardisiertes Prozedere, wie die Polizei erklärte. Die Kinder würden gezählt und einzeln namentlich erfasst. „Damit kein Kind verloren gehe“, sagt Dominic Geißler. Bei allem Verständnis für die Sorgen der Eltern, müsste bei einem Amokalarm nun mal sachlich und überlegt vorgegangen werden.
Wie die Mädchen und Buben die Aufregung überstanden haben, wird sich erst in den nächsten Tagen zeigen, sagt Ute Müller, Schulleiterin der Grundschule Reutin, im Gespräch mit der Lindauer Zeitung. Am Donnerstag soll der Unterricht planmäßig stattfinden. Die Pädagogen werden das Ereignis mit den Kindern aufarbeiten, sagt die Schulleiterin. „Psychologische Fachkräfte sind zur Unterstützung vor Ort.“