Pontifex bleibt inkonsequent
Mit einem kleinen Schritt hätte Papst Franziskus sowohl den Katholiken im Amazonas-Gebiet helfen und den vielen reformwilligen Gläubigen entgegenkommen können: Doch die Priesterweihe verheirateter Männer, die jetzt schon vorbildlich ihren Glauben leben, Gemeinden leiten und Verantwortung tragen, lehnt der Argentinier ab. Kirchenrechtlich sauber, über eine Ausnahmegenehmigung, wäre die Weihe der „viri probati“zeitlich und lokal begrenzt – als Experiment – möglich gewesen, ohne den Zölibat in Bausch und Bogen für alle Zeit ad acta zu legen.
Zur Erinnerung: Es geht um eine für katholische Christen nicht nur im Amazonas-Gebiet existenzielle Frage. Wer feiert mit ihnen die Mitte ihres Glaubens, die Gemeinschaft mit Jesus Christus in der Eucharistie, die Sonntagsmesse? Wer spendet die Sakramente, wenn allenthalben Priester fehlen? Franziskus bleibt die Antwort schuldig.
Der Papst enttäuscht Anhänger und bestätigt Kritiker, wenn er in seinem Schreiben zur Amazonas-Synode die Forderungen der betroffenen Bischöfe nach einer Lösung ignoriert. Denn beständig fordert er einerseits zur Eigenständigkeit der Ortskirchen auf, andererseits aber verhindert er die Umsetzung der eingebrachten konstruktiven Vorschläge. Er bleibt inkonsequent.
Für den Reformprozess des Synodalen Weges in Deutschland bedeutet dieser Schlingerkurs des Papstes nichts Gutes: Warum sollen sich die Katholiken hierzulande weiter um Reformen bemühen, wenn der Vatikan jeden noch so kleinen Schritt nach vorne verhindert?
Nach sieben Jahren auf dem Stuhl Petri ist die vorläufige Bilanz des Papstes eher ernüchternd: Von der Kurienreform ist nicht viel zu spüren, von angekündigten Reformen bleibt wenig übrig. Auch der ungebremst tobende Intrigantenstadel im Vatikan trägt nach wie vor dazu bei, dass sich Gläubige abwenden. Allein der Dialog mit dem Islam reicht nicht aus. Die Zeit spielt gegen den 83-jährigen Franziskus, dem offensichtlich Fortüne, Mut und Zuversicht abhandengekommen sind.