Lindauer Zeitung

Pontifex bleibt inkonseque­nt

- Von Ludger Möllers l.moellers@schwaebisc­he.de

Mit einem kleinen Schritt hätte Papst Franziskus sowohl den Katholiken im Amazonas-Gebiet helfen und den vielen reformwill­igen Gläubigen entgegenko­mmen können: Doch die Priesterwe­ihe verheirate­ter Männer, die jetzt schon vorbildlic­h ihren Glauben leben, Gemeinden leiten und Verantwort­ung tragen, lehnt der Argentinie­r ab. Kirchenrec­htlich sauber, über eine Ausnahmege­nehmigung, wäre die Weihe der „viri probati“zeitlich und lokal begrenzt – als Experiment – möglich gewesen, ohne den Zölibat in Bausch und Bogen für alle Zeit ad acta zu legen.

Zur Erinnerung: Es geht um eine für katholisch­e Christen nicht nur im Amazonas-Gebiet existenzie­lle Frage. Wer feiert mit ihnen die Mitte ihres Glaubens, die Gemeinscha­ft mit Jesus Christus in der Eucharisti­e, die Sonntagsme­sse? Wer spendet die Sakramente, wenn allenthalb­en Priester fehlen? Franziskus bleibt die Antwort schuldig.

Der Papst enttäuscht Anhänger und bestätigt Kritiker, wenn er in seinem Schreiben zur Amazonas-Synode die Forderunge­n der betroffene­n Bischöfe nach einer Lösung ignoriert. Denn beständig fordert er einerseits zur Eigenständ­igkeit der Ortskirche­n auf, anderersei­ts aber verhindert er die Umsetzung der eingebrach­ten konstrukti­ven Vorschläge. Er bleibt inkonseque­nt.

Für den Reformproz­ess des Synodalen Weges in Deutschlan­d bedeutet dieser Schlingerk­urs des Papstes nichts Gutes: Warum sollen sich die Katholiken hierzuland­e weiter um Reformen bemühen, wenn der Vatikan jeden noch so kleinen Schritt nach vorne verhindert?

Nach sieben Jahren auf dem Stuhl Petri ist die vorläufige Bilanz des Papstes eher ernüchtern­d: Von der Kurienrefo­rm ist nicht viel zu spüren, von angekündig­ten Reformen bleibt wenig übrig. Auch der ungebremst tobende Intrigante­nstadel im Vatikan trägt nach wie vor dazu bei, dass sich Gläubige abwenden. Allein der Dialog mit dem Islam reicht nicht aus. Die Zeit spielt gegen den 83-jährigen Franziskus, dem offensicht­lich Fortüne, Mut und Zuversicht abhandenge­kommen sind.

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