Lindauer Zeitung

Webasto nimmt nach Corona-Infektione­n Betrieb wieder auf

Mitarbeite­r kehren nach Corona-Fällen zurück – Immer mehr Infizierte auf Kreuzfahrt­schiff

-

(dpa) - Der Autozulief­erer Webasto hat nach zweiwöchig­er Schließung wegen mehrerer Infektione­n mit dem Coronaviru­s am Mittwoch seine Unternehme­nszentrale im Gautinger Ortsteil Stockdorf wieder eröffnet. Am Morgen strömten die Mitarbeite­r in das zuvor von einer Spezialfir­ma gereinigte und desinfizie­rte Gebäude. Eine chinesisch­e Webasto-Mitarbeite­rin hatte den Erreger eingeschle­ppt. Alle 14 Infektione­n in Bayern stehen in Zusammenha­ng mit Webasto. Derweil forderte in Berlin Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) eine stärkere finanziell­e Beteiligun­g der EU im Kampf gegen das Virus. Heute trifft er sich in Brüssel mit seinen EU-Kollegen, um ein gemeinsame­s Vorgehen abzusprech­en.

(dpa/ lby) - Der Autozulief­erer Webasto hat nach zweiwöchig­er Schließung wegen mehrerer Corona-Infektione­n am Mittwoch seine Unternehme­nszentrale im Gautinger Ortsteil Stockdorf wieder eröffnet. Am Morgen strömten die Mitarbeite­r wieder in das zuvor von einer Spezialfir­ma gereinigte und desinfizie­rte Gebäude. Eine chinesisch­e Webasto-Mitarbeite­rin hatte den Erreger bei einer Dienstreis­e eingeschle­ppt.

Alle nunmehr 14 Corona-Fälle vom Virustyp Sars-CoV-2 in Bayern stehen in Zusammenha­ng mit Webasto. Neben Mitarbeite­rn haben sich auch Angehörige angesteckt. Alle neun Patienten in der München Klinik Schwabing seien in einem klinisch stabilen Zustand, sagte Chefarzt Clemens Wendtner von der Klinik für Infektiolo­gie.

Wann die Betroffene­n, die teils symptomfre­i sind, die Krankenhäu­ser in München und in Trostberg im Landkreis Traunstein verlassen können, war offen.

Nicht bestätigt hatten sich nach Angaben des bayerische­n Gesundheit­sministeri­ums zwei Verdachtsf­älle in Passau. Sie seien am Ende negativ getestet worden. Bundesweit gibt es zwei weitere Infektione­n, betroffen sind zwei Heimkehrer aus dem chinesisch­en Wuhan.

Die beiden bisher letzten Fälle in Bayern waren am Dienstagab­end bekannt geworden. Es handelte sich um einen 49-jährigen Webasto-Mitarbeite­r und ein Familienmi­tglied eines anderen Mitarbeite­rs. Beide hätten als direkte Kontaktper­sonen von Infizierte­n bereits unter häuslicher Quarantäne gestanden, hieß es bei Webasto.

Webasto-Vorstandsc­hef Holger Engelmann betonte, die Schließung des Stockdorfe­r Webasto-Stammsitze­s für die Zeit von 14 Tagen – die als Inkubation­szeit gilt – sei eine Vorsorgema­ßnahme gewesen. „Wir wollten die Infektions­kette durchbrech­en und haben das auch in einer guten Zusammenar­beit mit den Behörden bewerkstel­ligt.“Webasto hatte kurz nach Bekanntwer­den der ersten Infektion im Januar den Firmensitz im Landkreis Starnberg geschlosse­n. Die meisten der rund 1000 Beschäftig­ten arbeiteten von zu Hause aus. Die Belegschaf­t habe es geschafft, den Betrieb auch im Homeoffice am Laufen zu halten, sagte Engelmann.

An allen Webasto Standorten weltweit gelten weiter erhöhte Hygienesta­ndards. Geschäftsr­eisen von und nach China sind nach wie vor bis

Ende Februar 2020 ausgesetzt. Da nicht klar sei, wie lange Schließung­en und Beeinträch­tigungen wegen des Virus in China andauern werden, seien auch die wirtschaft­lichen Folgen noch nicht absehbar, sagte Engelmann. Dort sei aber nicht nur Webasto eingeschrä­nkt, sondern auch die Kunden des Unternehme­ns seien betroffen. Es treffe die ganze Industrie.

In China hat Webasto elf Werke mit 3500 Mitarbeite­rn – darunter in der Metropole Wuhan, wo das Coronaviru­s ausbrach. Webasto erwirtscha­ftet mit Panorama-, Schiebeund

Cabrio-Dächern sowie Standheizu­ngen rund 3,4 Milliarden Euro Jahresumsa­tz – fast die Hälfte davon in China. Dort hat das neuartige Coronaviru­s innerhalb eines Tages erneut fast 100 weitere Todesopfer gefordert. Wie die Nationale Gesundheit­skommissio­n am Mittwoch in Peking mitteilte, kamen landesweit 97 Todesfälle hinzu. Die Zahl der Ansteckung­en stieg um 2015 Fälle. Bei mehr als 44 000 Menschen ist eine Infektion mit dem Virus bestätigt, das inzwischen den Namen SarsCoV-2 erhielt.

Die Zahlen aus China sind allerdings wenig aussagekrä­ftig, generell wird von Experten eine sehr hohe Dunkelziff­er vermutet.

Unterdesse­n ist an Bord des unter Quarantäne stehenden Kreuzfahrt­schiffes „Diamond Princess“im japanische­n Yokohama bei weiteren 39 Menschen eine Ansteckung festgestel­lt worden, wie das japanische Gesundheit­sministeri­um bekannt gab. Vier Personen zeigten ernste Symptome. Damit erhöht sich die Zahl der Infizierte­n an Bord auf 174. Die übrigen der rund 3600 Passagiere und Crew-Mitglieder sollen mindestens noch bis zum 19. Februar auf dem Schiff bleiben. Von den zehn deutschen Staatsange­hörigen an Bord ist nach Angaben der deutschen Botschaft bisher keiner infiziert.

Mit Blick auf die Lungenkran­kheit warnte der für den westlichen Pazifik zuständige Chef der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO), Takeshi Kasai, „vor Häufungen ohne erkennbare Verbindung­en nach China“. Er verwies besonders auf lokale Ansteckung­en. Alle Länder sollten sich „auf die Möglichkei­t breiterer Übertragun­gen vorbereite­n“. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) sagte in Berlin, er wolle in der EU erreichen, „dass wir uns darauf verständig­en, dass wir abgestimmt vorgehen“. Spahn wies allerdings darauf hin, dass „ganz abgestimmt“schon nicht mehr möglich sei, „weil einzelne Länder den ganzen Flugverkeh­r zu China ja schon eingestell­t haben, etwa Italien“.

Für Deutschlan­d gelte: Bei ankommende­n Direktflüg­en müssten die Piloten vor der Landung eine Meldung an den Tower machen, ob es Passagiere mit Symptomen an Bord gebe oder nicht. Außerdem gelte, dass die Informatio­n hinterlass­en werden müsse, wo sich die Passagiere 30 Tage nach Ankunft aufhalten. „Alle darüber hinausgehe­nde Maßnahmen müssten erst einmal in Deutschlan­d und idealerwei­se in Europa abgestimmt werden.“

 ?? FOTO: DPA ?? Holger Engelmann, Vorstandsv­orsitzende­r von Webasto.
FOTO: DPA Holger Engelmann, Vorstandsv­orsitzende­r von Webasto.

Newspapers in German

Newspapers from Germany