Rückschlag für den Synodalen Weg
(dpa) - Für Deutschland ist das Schreiben „Querida Amazonia“(Geliebtes Amazonien) ein herber Rückschlag. Schließlich debattiert die Kirche dort bei ihrem Reformprozess Synodaler Weg über genau diese Themen. „Da brauchen sie in Deutschland den Synodalen Weg gar nicht mehr machen“, sagt Kirchenrechtler Thomas Schüller. „Es macht ja keinen Sinn, ein Votum nach Rom zu schicken, wenn sie das dann dort eh ablehnen.“
Es liegt nahe, dass der am Vortag angekündigte Rücktritt von Kardinal Reinhard Marx als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz auch mit dem Schreiben aus Rom zusammenhängt. Er streitet das zwar ab, sein Entschluss sei schon vor Weihnachten gefallen. Aber Marx ist die treibende Kraft hinter dem Reformprozess, den er im Zuge des Missbrauchsskandals eingeleitet hatte.
Auch das jüngste Treffen mit Papst Franziskus hat laut Selbstauskunft des Kardinals keine Rolle gespielt. Vielmehr sei ihm bereits im vergangenen Sommer klar geworden, dass er eine Entscheidung über die ihm noch verbleibende irdische Lebenszeit treffen müsse. Dies habe er mit ganz wenigen Vertrauten erörtert.
Marx kämpft nicht nur in Deutschland mit Gegenwind von Bischöfen wie Rainer Maria Woelki und Rudolf Vorderholzer, auch beim Synodalen Weg kam Post aus Rom, dass Deutschland sich nicht alleine auf Abwege machen dürfe. Den Bischöfen in Deutschland nun die Position des Papstes zu erklären: Dazu hat Reinhard Marx womöglich keine Nerven mehr.
Er machte am Mittwoch in Bonn jedenfalls nicht den Eindruck, sich noch irgendwelchen Hoffnungen hinzugeben, dass er selbst noch wegweisende Reformen in der Kirche erleben könnte. Über die strittigsten Themen würden die Katholiken noch „bis zur Wiederkunft des Herrn“diskutieren, witzelte er, also bis zum Untergang der Welt.