Lindauer Zeitung

Wolfsjagd wird erleichter­t

Manchen Bundesländ­ern reicht das aber nicht

- Von Klaus Wieschemey­er

- Der Abschuss von Wölfen wird bald erleichter­t: Der Bundesrat soll am Freitag eine entspreche­nde Änderung des Bundesnatu­rschutzges­etzes durchwinke­n. Da das Gesetz nicht zustimmung­spflichtig ist und auch der Vermittlun­gsausschus­s wohl nicht angerufen wird, dürfte die Reform die Länderkamm­er problemlos passieren. Dass das Thema befriedet ist, heißt das aber noch lange nicht.

Nach der Gesetzesän­derung soll der Abschuss der streng geschützte­n Tiere künftig bereits „zur Abwehr ernster Schäden“möglich sein. Bisher fordert das Gesetz einen „erhebliche­n Schaden“, was unter anderem Hobbytierh­alter nicht mit einbezog. Zudem sollen bei anhaltende­n Nutztierri­ssen auch mehrere Tiere eines Rudels geschossen werden dürfen. Das Füttern und Anlocken wilder Wölfe soll verboten werden.

Die Reform ist auch eine Reaktion auf die wachsende Population (Schätzunge­n gehen von deutschlan­dweit 800 Tieren aus) und die steigende Zahl von Nutztierri­ssen. Vor allem in Sachsen, Brandenbur­g und Niedersach­sen haben sich die Tiere verbreitet.

Streit gibt es vor allem um die Idee, Wölfe eines Rudels so lange zu „entnehmen“, bis Nutztiersc­häden ausbleiben. Das widerspric­ht nach Ansicht einiger Experten der europäisch­en Vorgabe, dass Abschüsse zielgerich­tet sein müssen.

Und manchem geht die Regelung schon jetzt nicht weit genug: Niedersach­sens Umweltmini­ster Olaf Lies (SPD) forderte am Mittwoch eine Verschärfu­ng für sensible Gebiete wie die Küstenregi­onen. Dort sorgen Schafe für stabile Deiche. Sollten Wölfe die Schäferei unmöglich machen, könnte dies fatale Folgen haben, warnt der Minister. „Wir können Schafe auf dem Deich nicht mit meterhohen Zäunen schützen. Hier müssen wir Prävention gegen Wolfsangri­ffe neu denken“, sagte Lies der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung“.

In Baden-Württember­g, wo die Kulturland­schaft Schwäbisch­e Alb ohne Schäferei undenkbar ist, sieht man das anders. „Wir haben bisher keinen erleichter­ten Abschuss gefordert und haben auch nicht vor, das in Zukunft zu tun“, sagt ein Sprecher von Umweltmini­ster Franz Unterstell­er (Grüne). Der Südwesten setze auf die beiden Pfeiler „Herdenschu­tz“und „Entschädig­ung“. Anders als Niedersach­sen ist Baden-Württember­g bislang fast wolfsfrei: Im ganzen Land gibt es derzeit ein „residentes“Tier sowie einen mutmaßlich­en Durchwande­rer im Schwarzwal­d.

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FOTO:DPA Wölfe reißen in Deutschlan­d immer mehr Nutztiere.

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