Leben ist mehr als Feiern und Flirten
„Nightlife“von Komödienspezialist Simon Verhoeven entpuppt sich als nettes Popcornkino
Simon Verhoeven hat ein Händchen für Komödien. Mit „Männerherzen“und „Willkommen bei den Hartmanns“eroberte er die Herzen der Zuschauer und sorgte für volle Kinosäle. Nun hat er wieder einen unterhaltsamen Film am Start. In „Nightlife“schickt er Elyas M’Barek und Frederick Lau als die Freunde Milo und Renzo auf eine wilde Verfolgungsjagd durchs Berliner Nachtleben. Es geht um kriminelle Geschäfte, wilde Partys, heiße Flirts – und um die Sehnsucht nach der großen Liebe und dem Traum vom kleinen Glück mit Frau, Kind und Fahrradtour.
„Nightlife“ist nettes Popcornkino für einen gemütlichen Abend, mit einigen Längen und Ungereimtheiten, aber auch mit vielen Lachern. Frederick Lau als Renzo spielt wieder einmal den liebenswürdigen Chaoten mit Hang zu halbseidenen Machenschaften. Er träumt von der großen Liebe, kann sich aber nicht dazu aufraffen, darum zu kämpfen.
Sein Freund Milo (M’Barek) dagegen will Ernst machen und sein Nachtleben hinter sich lassen, natürlich zusammen mit der richtigen Frau. Abgesehen hat er es auf Sunny (Palina Rojinski). Doch gerade als er eine Chance bei ihr bekommt, wirbelt Renzo seine Pläne durcheinander. Anstatt einander romantisch bei Kerzenschein anzuschmachten, jagen Milo und Sunny mit Renzo mitten in der Nacht durch Berlin, mit schießwütigen Kriminellen auf den Fersen und keinem Plan, wie sie das alles heil überstehen können.
Besonders tiefgründig sind die Figuren nicht, dafür reicht schlicht die Zeit nicht angesichts der turbulenten Ereignisse, die sich regelrecht überschlagen. Und so müssen einige Stereotype herhalten. Die harten Jungs der Russenmafia, die trotteligen Muskelprotze, der schmierige Gangsterboss (Nicholas Ofczarek), der im Hintergrund die Fäden zieht und unter der strengen Fuchtel seiner Frau steht. Auch das Duo Lau/ M’Barek bietet wenig Überraschendes. Lau gibt den verpeilten Chaoten und M’Barek blickt so treuherzig, dass ihm die Frauen nicht lange böse sein können. Rojinski spielt ihre Figur
der Sunny als mädchenhafte Frau, die Milo erst mal skeptisch gegenübertritt, am Ende aber doch seinem Charme verfällt. Ein typischer Kumpelfilm, bei dem die Männer den Ton angeben.
Verhoeven verwirklichte mit „Nightlife“eine Idee, die er schon lange mit sich herumgetragen hatte. Das Nachtleben sei für ihn wie eine Bühne, schreibt der Filmemacher in den Produktionsnotizen. „Es ist ein Ort, der so viele Träume, so viel Aufregung, so viele Versuchungen verspricht. Aber auch ein Ort, der die tiefsten Abgründe birgt, aus denen manche auch nicht mehr herausfinden. „Nightlife“sei eine Liebeserklärung an das Nachtleben, sagt Verhoeven. Egal ob mit 20 im Club oder in gesetzterem Alter bei Eierlikör im Tanzcafé: „Das Nachtleben ist nicht zu Ende, wenn man 70 ist – im Idealfall.“(dpa)
Nightlife. Regie: Simon Verhoeven. Mit Elyas M’Barek, Palina Rojinski und Frederik Lau. Deutschland 2020. 115 Minuten. FSK ab 12.