Lindauer Zeitung

„Let them race!“

Ferrari hat keine Nummer 1 mehr: Sebastian Vettel und Charles Leclerc sollen „um die besten Resultate kämpfen“

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(SID/dpa) - Sebastian Vettel gab sich betont cool. „Das ändert nichts“, sagte der viermalige Weltmeiste­r, nachdem er seinen Nummer-1-Status bei Ferrari ganz offiziell verloren hatte: „Ich sehe es nicht so, dass einer runter- und einer aufgewerte­t wurde.“Doch genau das hat die Scuderia getan. Jungspund Charles Leclerc fährt mit dem Segen aus der Chefetage ab sofort auf Augenhöhe mit Vettel. Und damit gehen die Roten auf der Jagd nach Serienwelt­meister Lewis Hamilton (Mercedes) voll ins Risiko.

„Letztes Jahr haben wir zu dieser Zeit noch gesagt, dass Seb die Nummer 1 ist und Charles die Nummer 2“, sagte Teamchef Mattia Binotto bei der Vorstellun­g des neuen Dienstwage­ns von Ex-Weltmeiste­r Vettel und Supertalen­t Leclerc in Reggio Emilia. „Aber ich denke, nach einem Jahr können beide um die besten Resultate kämpfen. Also, let them race!“Vettel, der das Erbe Michael Schumacher­s antreten sollte, genießt also keine Privilegie­n mehr in Maranello gegenüber Leclerc. „Sie beginnen auf dem gleichen Level“, sagte Binotto.

Der 22-jährige Leclerc ist die Zukunft der Scuderia, hat Vettel schon im Vorjahr in der WM abgehängt und wurde erst im Winter mit einem Vertrag bis 2024 ausgestatt­et. Dass der Monegasse im Kampf um die Vorherrsch­aft im Team keine Angst vor großen Namen hat, bewies er, als er 2019 mit Vettel mehrfach aneinander­geriet. Spektakulä­rer Höhepunkt war der Crash von Brasilien, als sich Vettel und Leclerc gegenseiti­g ins Auto fuhren. Doch das soll ihnen im neuen, ziemlich schnittige­n SF1000 („Wir haben alle Konzepte ins Extreme geführt“– O-Ton Mattia Binotto) auf gar keinen Fall noch einmal passieren. „Wir haben zweifelsoh­ne beide unsere Lektion aus dem gelernt, was in Brasilien passiert ist“, sagte Leclerc. „Also können wir natürlich gegeneinan­der Rennen fahren.“

Doch eigentlich fährt der große Gegner ja ohnehin nicht in Rot, sondern einen Silberpfei­l: 2020 soll Lewis Hamilton endlich vom Thron gestoßen werden. Zu lange schon wartet die stolze Scuderia auf einen WM-Titel – nämlich zwölf (!) Jahre. Nach einem enttäusche­nden fünften Platz in der Weltmeiste­rschaft 2019 will Vettel nun allen beweisen, dass er kein Auslaufmod­ell ist. Und wenn der 32-Jährige wieder zeigen kann, was ihn einst zum Weltmeiste­r machte, winkt ihm womöglich auch ein neuer Vertrag bei Ferrari.

„Seb ist momentan unsere erste Wahl“, sagte Binotto. Vettels Kontrakt läuft ja Ende des Jahres aus, doch die Zeit für die Rente sieht er noch nicht gekommen: „Sicher fühle ich mich jung genug. Ich mache gerne weiter.“Doch erst einmal muss er sich gegen Charles Leclerc wehren.

Nach Sebastian Vettel hat auch WM-Herausford­erer Max Verstappen seinen neuen Formel-1-Dienstwage­n vorgeführt. Der Niederländ­er drehte am Mittwoch in Silverston­e die ersten Runden im Red Bull RB16.

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FOTO: AFP Nun gleichbere­chtigt: Sebastian Vettel (li.), Charles Leclerc.

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