Lindauer Zeitung

Unter dem Dach der Männer

Der Frauenfußb­all verspricht sich durch den Schutzschi­rm der Männer-Bundesliga neue Erfolge

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(dpa) - Die glorreiche­n Zeiten der Frauen-Nationalma­nnschaft sind vorbei, die Jubelbilde­r mit Medailleng­lanz verblasst. Nun soll eine neue Ära im Frauenfußb­all anbrechen – an der Basis mit Sponsoring durch die finanzstar­ken Männerclub­s als Wachküsser für die Mauerblümc­hen-Liga. Bundestrai­nerin Martina Voss-Tecklenbur­g ist zwar von diesem Trend überzeugt, wenn sie sagt: „Die großen Clubs werden auch bei den Frauen den Fußball der Zukunft prägen.“Sie gibt jedoch zu bedenken: „Bevor wir aber über so etwas wie Equal Pay reden, müssen wir Equal Play schaffen. Dass auch Mädchen von Nachwuchsl­eistungsze­ntren profitiere­n. Dass wir die gleichen Wege für alle schaffen.“

Für Siggi Dietrich, den langjährig­en Manager beim 1. FFC Frankfurt, beginnt „ein neues Zeitalter“im Frauenfußb­all. Die Euphorie ist groß beim siebenfach­en deutschen Meister, der vom Sommer an unter dem Dach von Eintracht Frankfurt spielt. Das Beispiel soll Signalwirk­ung haben.

Vor dem Rückrunden­auftakt am Wochenende liegen nicht zufällig die von den Männererst­ligisten subvention­ierten Frauenteam­s des VfL Wolfsburg, die TSG Hoffenheim und der FC Bayern in der Tabelle vorne. „Wir brauchen den Profifußba­ll der Männer, um den Frauenfußb­all zu entwickeln. Wir müssen auch die Frauenspie­le eventisier­en“, fordert DFB-Vizepräsid­ent Rainer Koch.

Doch längst ziehen nicht alle Männer-Erstligist­en im Land des FrauenOlym­piasiegers und zweimalige­n -Weltmeiste­rs mit. Derzeit sind nur sechs Clubs auch bei den Frauen erstklassi­g. Die reinen Frauenfußb­all-Vereine wissen, dass sie nicht mehr vorne mitspielen können, ohne vom Umfeld eines Männer-Bundesligi­sten zu profitiere­n. Beim Tabellenvi­erten SGS Essen sagte Trainer Markus Högner schon vor Saisonbegi­nn: „Wir haben jetzt den Peak erreicht, ich bin überzeugt, dass wir ein Ausbildung­sverein bleiben werden.“

Eine Kooperatio­n mit Großclubs wie Borussia Dortmund oder Schalke ist dort nicht in Sicht. Im Westen tut man sich überhaupt schwer, auch wenn der 1. FC Köln und Bayer Leverkusen zum Oberhaus gehören. „Was nützt es, wenn ein Verein wie Gladbach seine Frauenmann­schaft in die Bundesliga bringt und dort mit nur einem Punkt gleich wieder absteigt?“, sagt die schwanger pausierend­e Wolfsburge­r Nationalto­rhüterin Almuth Schult und erklärt: „Wichtig ist, dass man das dann auch mit Herz macht. Man ist ja Fan des Vereins, nicht des Männerteam­s.“

Kein Frauenteam beim BVB

In Dortmund hing kürzlich ein Spruchband der Initiative ballspiel.vereint!: „Fußball ist für alle da – Frauenteam jetzt“in der Südkurve. Präsident Reinhard Rauball verwies bei der Mitglieder­versammlun­g aber darauf, dass schon die BVB-Handballer­innen Bundesliga spielen und ein Profiteam unter dem Dach des eingetrage­nen Vereins nicht denkbar sei, da die Finanzieru­ng die Gemeinnütz­igkeit gefährden würde. In Frankfurt agieren die Frauen künftig unter dem Dach der Fußball-AG, deren Nachwuchst­eams beim Eingetrage­nen Verein.

Skeptiker argumentie­ren auch damit, dass in Dortmund und auf Schalke halt nur der Männerfußb­all Tradition habe. Nationalto­rhüterin Schult regt das auf. „Was ist denn Tradition? Der Frauenfußb­all konnte keine 100jährige Tradition aufbauen, weil er zwischenze­itlich verboten war. Der Fußball an sich ist doch die Tradition.“

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FOTO: MICHAEL DEINES/DPA Teams bekannter Männervere­ine geben im Frauenfußb­all längst den Ton an: Links Nicole Billa aus Hoffenheim, rechts Nationalst­ürmerin Alexandra Popp vom VfL Wolfsburg.

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