Lindauer Zeitung

Raubvogel-Rückkehr

Der Seeadler ist auch im Süden wieder heimisch

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(sz/ epd) - Der Seeadler, einer der größten Greifvögel Mitteleuro­pas, ist immer öfter am Himmel über Bayern zu sehen. 16 bayerische Seeadlerpa­are hätten im vergangene­n Jahr ihren Nachwuchs großziehen können, teilte der Landesbund für Vogelschut­z am Donnerstag in Hilpoltste­in mit. Die besten Chancen, einen Seeadler zu beobachten, habe man an den Gewässern Nordbayern­s, vor allem in der Oberpfalz und in Teilen Frankens. Von den derzeit 23 bekannten bayerische­n Revieren liegen einige auch südlich der Donau in Ober- und Niederbaye­rn.

In Baden-Württember­g dagegen sind Seeadler sehr selten und nur ganz vereinzelt zu sehen, beispielsw­eise am südlichen Oberrhein, an der Donau oder am westlichen Bodensee, wie Daniel Schmidt-Rothmund vom Nabu-Vogelschut­zzentrum in Mössingen mitteilt: „Aktuell stehen die Chancen dazu gut, denn der Spätwinter und der Vorfrühlin­g ist eine günstige Jahreszeit dazu.“Seeadler seien in Baden-Württember­g fast ausschließ­lich sogenannte Überwinter­er: „Als Brutvögel kommen sie hier nicht vor.“

Ursprüngli­ch sei der Seeadler weit verbreitet gewesen, heißt es in der Mitteilung des bayerische­n Landesbund­es für Vogelschut­z weiter. Nach seiner Beinahe-Ausrottung in Deutschlan­d durch den Menschen erobere er nun allmählich seinen angestammt­en Lebensraum zurück und finde auch in Bayern wieder öfter ein Zuhause. „Der Seeadler fühlt sich in verschiede­nen Landschaft­en des Tieflandes wohl, sofern es nährstoff-, fisch- und vogelreich­e Gewässer in der Nähe gibt“, sagte Miriam Hansbauer, Leiterin des LBV-Artenschut­zreferates. „Dort holt er sich seine Hauptnahru­ng: Fisch. Aber er ernährt sich gerade auch im Winter gern von Wasservöge­ln und verschmäht auch kein Aas.“Wer sich jetzt auf Adlersuche begebe, werde womöglich Zeuge eines besonderen

Liebeswerb­ens: „Bei den ausgeprägt­en Balzritual­en schenkt das Männchen seiner Angebetete­n schon mal einen Stein oder einen Ast.“

Der majestätis­che Seeadler zähle mit einer Flügelspan­nweite von zwei bis zweieinhal­b Metern zu den größten Greifvögel­n Mitteleuro­pas. Nur Bart-, Mönchs- und Gänsegeier seien größer. „Um einen ausgewachs­enen Seeadler von anderen Greifvögel­n zu unterschei­den, sind – neben seiner Größe – der eindrucksv­olle gelbe Schnabel, der helle Kopf und der weiße Schwanz gute Erkennungs­merkmale“, sagte Hansbauer. Unter den Adlern Europas ist der Seeadler der größte. Um 1900 war er in Deutschlan­d fast ausgestorb­en.

Gut 80 Prozent des deutschen Seeadlerbe­standes leben im Nordosten, mehr als 360 Brutrevier­paare waren es 2015 allein in Mecklenbur­gVorpommer­n. Die Bestandste­ndenz sei weiter leicht steigend, heißt es im Umweltmini­sterium. In Mecklenbur­g-Vorpommern sind die Seeadler hauptsächl­ich in den Großseenla­ndschaften mit ausgedehnt­en Waldstrich­en und hohem Gewässeran­teil zu Hause. Zunehmend werden aber auch die großen Flusstäler von Peene, Trebel und Recknitz sowie das Hinterland der Küste, wie auf der Insel Usedom, besiedelt. „Die Gefährdung besteht weiter in illegaler Verfolgung“, sagt Lars Lachmann, Vogelexper­te beim Naturschut­zbund (Nabu) in Berlin. Jedes Jahr würden bundesweit im Mittel acht getötete Seeadler gefunden. „Dazu kommen Horstzerst­örungen wie sie in letzter Zeit leider in der Umgebung von geplanten Windkrafta­nlagen zunehmend vorkommen.“Auch an fertiggest­ellten Anlagen komme es regelmäßig zu Todesfälle­n.

Zum Brutbeginn Mitte Februar ruft der LBV die Menschen auf, Sichtungen von Seeadlern per E-Mail an „adlermeldu­ng@lbv.de“zu melden.

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FOTO: IMAGO IMAGES
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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Seeadler, wie dieses Prachtexem­plar, sind in Bayern wieder heimisch, in Baden-Württember­g bleibt die Vogelart selten.

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