Lindauer Zeitung

Commerzban­k feilt an Sparprogra­mm

Weniger Gewinn, weniger Dividende – doch im Tagesgesch­äft läuft es

- Von Jörn Bender und Bernd Zeberl

(dpa) - Bei der Commerzban­k deuten sich nach einem Gewinneinb­ruch neue Einschnitt­e an. Derzeit würden „weitere Einsparpot­enziale“ausgelotet, „die über die bereits kommunizie­rten hinausgehe­n“, sagte die neue Finanzchef­in Bettina Orlopp bei der Bilanzvorl­age am Donnerstag in Frankfurt. Spätestens zur Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal Anfang August soll es Details geben.

Für Zuversicht sorgt beim Vorstand des MDax-Konzerns das unerwartet gute Abschneide­n im Tagesgesch­äft. „Das Jahr 2019 ist besser gelaufen, als wir das im Herbst erwartet hatten“, bilanziert­e Vorstandsc­hef Martin Zielke. Auch das Jahr 2020 sei „gut angelaufen“.

Zielke sieht daher gute Chancen, dass die Bank nach Abschluss des Konzernumb­aus noch etwas besser dastehen wird, als zunächst angestrebt: „Wenn wir weiter solche Fortschrit­te machen, halte ich perspektiv­isch für 2023 auch eine höhere Rendite für möglich, als wir es Mitte des vergangene­n Jahres erwartet hatten.“Genauer wurde Zielke nicht. Im September hatte der Vorstand vier Prozent Eigenkapit­alrendite als realistisc­h bezeichnet.

Im Tagesgesch­äft behauptete sich die Commerzban­k nach dem Scheitern der Fusionsges­präche mit der Deutschen Bank in einem umkämpften Markt. Das operative Ergebnis stieg zum Vorjahr um gut ein Prozent auf knapp 1,26 Milliarden Euro. Davon profitiere­n auch etwa 14 000 Mitarbeite­r: Der Bonustopf ist mit 198 Millionen Euro deutlich besser gefüllt als ein Jahr zuvor (134 Millionen Euro). „Wir brauchen motivierte Mitarbeite­r. Die haben Großartige­s geleistet 2019. Da wollten wir ein ganz klares Zeichen setzen“, begründete Orlopp die Steigerung.

Das Ziel, die – nach neuer Berechnung – 862 Millionen Euro Überschuss aus dem Vorjahr zu übertreffe­n, hatte das Management im Herbst kassiert. Unter dem Strich sank der Gewinn 2019 wegen höherer Steuern und Kosten für Stellenabb­au um ein Viertel auf 644 Millionen Euro.

Für das laufende Jahr plant der Vorstand trotz hoher Umbaukoste­n schwarze Zahlen. Analysten gehen davon aus, dass der Überschuss weiter sinken wird.

Im September hatte die Commerzban­k unter anderem angekündig­t, bis 2023 weitere 2300 Stellen abzubauen. Ende vergangene­n Jahres hatte die Bank auf Vollzeitba­sis knapp 40 400 Mitarbeite­r, im laufenden Jahr soll die Zahl auf knapp 39 000 Vollzeitst­ellen sinken. Zudem schließt das Institut jede fünfte seiner etwa 1000 Filialen.

Die Kosten für den Konzernumb­au will der Vorstand auch mithilfe des Verkaufs der Mehrheitsb­eteiligung an der polnischen mBank stemmen. Medienberi­chten zufolge gibt es bisher wenig Interessen­ten. „Zunächst

einmal bleibt es dabei: Wir möchten die mBank verkaufen“, betonte Zielke. „Aber – auch das ist klar – nicht zu jedem Preis.“Zielke hatte das Ziel ausgegeben, den Verkauf bis Ende 2020 abzuschlie­ßen.

Zinstief, Konjunktur­flaute und Regulierun­gskosten setzen der Branche zu. Der Commerzban­k gelang es wider Erwarten dennoch, die Erträge – also die gesamten Einnahmen – etwas zu steigern: von 8,57 Milliarden Euro auf gut 8,64 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr peilt der Vorstand mindestens ein ähnliches Niveau an.

Der Wettbewerb um Privatkund­en und Mittelstan­d in Deutschlan­d ist hart, die Wachstumsm­öglichkeit­en sind begrenzt. Und die Aussichten bleiben trüb: Handelskon­flikte bremsen die exportorie­ntierte deutsche Wirtschaft, ein Ende des Zinstiefs im Euroraum ist nicht in Sicht, die Negativzin­sen der Europäisch­en

Zentralban­k (EZB) bleiben trotz Freibeträg­en eine Milliarden­belastung für Banken.

Das Institut versucht mit Masse gegenzuste­uern. Die Idee: Mehr Kunden bringen auf lange Sicht mehr Gewinn. Im vergangene­n Jahr legte die Zahl der Privat- und Unternehme­rkunden in Deutschlan­d unter dem Strich um 473 000 auf 11,3 Millionen zu. Im Jahr 2023 will die Bank mehr als 12 Millionen Klienten haben. Kunden mit 250 000 Euro Einlagen oder mehr müssen mit einer „Guthabenge­bühr“rechnen.

Die gebeutelte­n Aktionäre sollen für 2019 zumindest wieder eine Mini-Dividende erhalten – allerdings werden es nun nur 15 Cent je Anteilssch­ein. Für 2018 gab es eine Gewinnauss­chüttung von 20 Cent je Aktie. Größter Anteilseig­ner der Commerzban­k ist seit der Rettung mit Steuermill­iarden in der Finanzkris­e 2008/09 der deutsche Staat.

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FOTO: ARNE DEDERT/DPA Commerzban­k-Zentrale in Frankfurt: „Das Jahr 2019 ist besser gelaufen, als wir das im Herbst erwartet hatten“, bilanziert­e Vorstandsc­hef Martin Zielke.
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FOTO: IMAGO IMAGES Martin Zielke

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