Thyssenkrupp kommt nicht aus den roten Zahlen
Geld muss her: Der Konzern setzt alle Hoffnungen auf den Verkauf seiner profitablen Aufzugsparte
(dpa) - Thyssenkrupp steckt auch unter der neuen Vorstandsvorsitzenden Martina Merz tief in den roten Zahlen fest. Der Stahl- und Industriekonzern hat in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres mit einem Nettoverlust von 372 Millionen Euro bereits ein höheres Minus eingefahren als im gesamten Vorjahr, wie das Unternehmen mitteilte. Die Verschuldung ist kräftig gestiegen, das Eigenkapital nahezu aufgebraucht. Und Besserung ist vorerst nicht in Sicht.
„Die aktuellen Zahlen können nicht begeistern“, kommentierte Merz die erste Quartalsbilanz nach ihrem Amtsantritt im vergangenen Oktober. Für die Mitarbeiter gibt es keine Entwarnung: Finanzchef Johannes Dietsch wollte nicht ausschließen, dass der Stellenabbau über die bisherigen Planungen von 6000 Jobs hinausgehen könnte. Besonders bitter für Thyssenkrupp ist die Lage der Stahlsparte, die künftig wieder mehr zum Kerngeschäft des Traditionskonzerns werden soll. Sie lieferte einen Verlust von 164 Millionen Euro, im Vorjahresquartal hatte noch ein kleiner Gewinn von 38 Millionen Euro zu Buche gestanden.
Der Industrieriese braucht für die Schuldentilgung und den Konzernumbau dringend frisches Geld, das aus der profitablen Aufzugsparte kommen soll. Bis Ende Februar will der Vorstand entscheiden, ob der profitable Geschäftszweig verkauft oder an die Börse gebracht wird. Angebote haben Finanzinvestoren und Wettbewerber eingereicht. Für einen Verkauf an einen Konkurrenten wie den finnischen Kone-Konzern, der annähernd 17 Milliarden Euro geboten haben will, sieht Dietsch aber kartellrechtliche Probleme. Auch die IG Metall hatte vor einer Hängepartie bei einem Verkauf an Kone gewarnt. Betroffen von der Transaktion ist fast jeder dritte der weltweit rund 160 000 Thyssenkrupp-Mitarbeiter.