Ankunft bei Rachmaninow
Glocken seien „vielleicht das zentrale Motiv russischer Kultur“, mutmaßt der russische Pianist Daniil Trifonov. In seinem Geburtsort tönten sie nicht nur von Kirchen, sondern bei vielen Anlässen. Auch in Sergej Rachmaninows Musik ist ihr Echo nahezu allgegenwärtig. Nach seinem Hörporträt „Destination Rachmaninov – Departure“mit den Klavierkonzerten Nr. 2 und Nr. 4 sowie drei Bach-Bearbeitungen des Meisters hat Trifonov nun das Folgealbum „Arrival“vorgelegt. Als Fortsetzung seiner Tastenreise zu Rachmaninow enthält es die beiden andern Klavierkonzerte und eigene Transkriptionen.
Trifonovs Versionen der berühmten Vokalise und der „Silbernen Schlittenglocken“aus der sinfonischen Kantate op. 35 suggerieren orchestrale Farbenpracht. Seine Interpretation des ersten Konzerts, von Rachmaninow mit 18 Jahren komponiert und später auf der Flucht vor der Oktoberrevolution überarbeitet, lässt die glücklichen Zeiten seiner Entstehung aufleben. Das melancholische Dritte von 1909, inspiriert von Anton Rubinsteins Konzert in derselben Tonart, gestaltet Trifonov als weitgespannten musikalischen Bewusstseinsstrom mit fast religiöser Inbrunst. Das von Yannick NézetSéguin dirigierte Philadelphia Orchestra, mit dem Rachmaninow dieses Werk vor 100 Jahren unter Leopold Stokowski selbst aufgeführt hat, erweist sich als feinsinniger Partner für Trifonovs ebenso virtuose wie tieflotende Live-Darbietung. (wmg)
„Destination Rachmaninov – Arrival“: Daniil Trifonov, Philadelphia Orchestra, Yannick NézetSéguin (Deutsche Grammophon 483 6617).