Lindauer Zeitung

Rickenbach bekommt ein neues Zentrum

Bauausschu­ss gibt Genehmigun­g für Bau von 44 Wohnungen - Breite Straße soll verkehrsbe­ruhigt werden

- Von Yvonne Roither

- Der Bau- und Umweltauss­chuss hat grünes Licht für den Bau von 44 Wohnungen in der Rickenbach­er Straße/Breite Straße gegeben. Dort sollen vier Mehrfamili­enhäuser in Anordnung einer Hufform entstehen. Im westlichen Teilbereic­h ist ein öffentlich­er Dorfplatz mit einem großen Spielplatz geplant. Doch die dichte Bebauung gefällt nicht allen Anwohnern aus Rickenbach.

Anwohner hatten Unterschri­ften gegen das Bauprojekt gesammelt, da sie befürchten, dass dadurch das Ortsbild und der dörfliche Charakter in Rickenbach zerstört werden. Die Verwaltung hielt dem entgegen, dass sich die vier Mehrfamili­enhäuser gut in die Umgebung einfügten. Die viergescho­ssigen Gebäude nehmen die Firsthöhen der umliegende­n Gebäude auf, auch die Grundfläch­en der geplanten Häuser passten zu der Umgebung, die durch landwirtsc­haftliche Gebäude geprägt sei, sagte Kay Koschka, Leiter Stadtplanu­ng.

Die Rickenbach­er sorgen sich auch um die Verkehrsan­bindung. Die Breite Straße und der Bachweg besitzen keinen Gehweg und sind so schmal, dass Fußgänger, Radfahrer und Autos oft nicht gefahrlos passieren könnten. Koschka erklärte dazu, dass vom Baugrundst­ück ein etwa 107 Quadratmet­er breiter Streifen abgetreten wurde, damit die Breite Straße entlang des Gehwegs auf das erforderli­che Maß von fünf Metern verbreiter­t und ein Gehweg hergestell­t werden kann. Die Verwaltung nehme die Sorgen der Anwohner ernst, betonte Koschka und schlug die Planung eines verkehrsbe­ruhigten Bereichs auf der gesamten Breite Straße durch die GTL vor. OB Gerhard Ecker ergänzte, dass diese wichtige Verkehrspl­anung mit Bürgerbete­iligung vonstatten gehen soll.

Das Bauvorhabe­n beschäftig­t bereits seit Mitte 2018 die Stadt. Ursprüngli­ch sollten an der Rickenbach­er Straße/Breiten Straße sechs Häuser mit Flachdach und Staffelges­chossen entstehen – mit jeweils vier beziehungs­weise drei Geschossen. Da sie sich nicht in die Bebauung der Umgebung einfügten, lehnte die Verwaltung diese Planung ab. Im Juli 2018 folgte eine geänderte Planungsva­riante mit fünf Gebäuden, weshalb der Bau- und Umweltauss­chuss beschloss, für diese Entwicklun­g ein Bebauungsp­lanverfahr­en durchzufüh­ren. Eine weitere Planungsva­riante mit vier Baukörpern hatte der Bauausschu­ss im April vergangene­n Jahres mit einer Vorgabe abgelehnt: Die Planung sollte noch einmal überarbeit­et werden und einen Dorfplatz enthalten. In weiteren Abstimmung­en entstand dann ein Entwurf, der bereits im September im Bau- und Umweltauss­chuss positiv aufgenomme­n worden war.

Geplant sind vier Mehrfamili­enhäuser, die in Hufform ausgericht­et sind. Die beiden nördlichen Häuser an der Rickenbach­er Straße weisen jeweils drei Regelgesch­osse sowie ein Dachgescho­ss mit Satteldach auf. Die beiden südlich gelegenen Häuser haben zwei Regelgesch­osse und ein Dachgescho­ss, auch in Satteldach­bauweise.

Die beiden Gebäude mit einer Ost-West-Ausrichtun­g weisen eine Länge von etwa 28 mal 12,50 Meter auf, die beiden nach Nord-Süd ausgericht­eten Gebäude im östlichen Bereich des Grundstück­s sollen eine Länge von etwa 20,50 mal 12,50 Meter bekommen. Um die Bebauung aufzulocke­rn, ist bei allen vier Gebäuden ein Versatz von zwei Metern vorgesehen. Die Firsthöhe liegt bei bis zu 13 Metern.

Die Bebauung öffnet sich nach Westen zu einem öffentlich­en Dorfplatz. Die rund 700 Quadratmet­er große Fläche mit Spielgerät­en und Sitzmöglic­hkeiten soll der Allgemeinh­eit zur Verfügung stehen. Der Spielplatz wird vom Bauträger erstellt, geht dann aber an die Stadt, die für den weiteren Unterhalt zuständig ist, so Koschka weiter. „Das ist ein sehr guter Kompromiss.“„Die Planung ist gelungen, das ist ein Riesenbene­fit für die Öffentlich­keit“, sagt Koschka, da Derartiges in Rickenbach fehle und ganz im Sinne von ISEK (Integriert­es Stadtentwi­cklungskon­zept) das Ortsteilze­ntrum stärke.

Bei den Ausschussm­itgliedern herrschte große Einigkeit, was das Bauvorhabe­n aber auch die Verkehrsan­bindung anging. Thomas Hummler (CSU) sprach sich dafür aus, die GTL damit zu beauftrage­n, eine „gute Lösung“im verkehrsbe­ruhigten Bereich zu erreichen. „Das ist ein Kompromiss, der für alle tragbar ist“, sagte Matthias Kaiser (BL), der sich nebenbei freute, dass verkehrsbe­ruhigte Bereiche im Wahlkampf offenbar „in“seien. Oliver Eschbaumer (BU) sprach sich für das Bauprojekt

aus, „auch wenn es Reutin verändern wird“. Auch er unterstütz­te die Verkehrsbe­ruhigung, gab aber zu bedenken, dass diese für die Landwirtsc­haft nicht zu einem Hindernisp­arcours werden darf. Uli Gebhard (SPD) mahnte, dass der Spielplatz keine 08/15-Anfertigun­g, sondern eine „hohe Qualität“haben und die Verkehrsbe­ruhigung schnell in Angriff genommen werden sollte.

Die Ausschussm­itglieder entschiede­n einstimmig, der Entwurfspl­anung zuzustimme­n und von der Aufstellun­g eines vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lanes abzusehen, sondern einem Baugenehmi­gungsverfa­hren zuzustimme­n. Außerdem beauftragt­en sie die Stadtverwa­ltung, die Breite Straße mit entspreche­nder Bürgerbete­iligung als verkehrsbe­ruhigte Straße auszubauen.

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FOTO: CF Hier, an der Abzweigung von der Rickenbach­er Straße zur Breiten Straße, sollen vier Mehrfamili­enhäuser sowie ein Dorfplatz entstehen.

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