„Wir sind weitaus besser als unser Ruf“
Bauernverband will mit einem landkreisweiten Tag des Hofes Imagepflege betreiben
– Ob Milchviehbauern oder Obstbauern, die Landwirte im Landkreis Lindau stehen noch immer unter dem Eindruck des Volksbegehrens zur Artenvielfalt. Und weil dies nicht die einzige Herausforderung des vergangenen Jahres war, sondern weiterhin die Vielzahl an Verordnungen, Gesetzen und Bestimmungen die Bauernschaft im ganzen Landkreis Lindau drückt, war das Jahr 2019 für die Kreisobleute des Lindauer Bauernverbands ein besonders intensives und arbeitsreiches Jahr.
„Wir sind weitaus besser als unser Ruf, wir müssen es bloß nach außen tragen“, sagte Elmar Karg am Ende der rund vierstündigen Jahreshauptversammlung des Bayerischen Bauernverbands, zu der sich mehr als einhundert Landwirte aus dem ganzen Landkreis Lindau in Heimenkirch zusammengefunden hatten. Damit hatte der Kreisobmann jene Lehre in Worte gefasst, die der Bauernverband aus dem Volksbegehren zur Artenvielfalt gezogen hat. Und gleichzeitig plädierte Karg damit auch für eine künftige Strategie. Nämlich durch mehr Information und betonte Sachlichkeit für Aufklärung in der Bevölkerung und damit beim Verbraucher zu sorgen und Transparenz zu schaffen. „Wir wollen mehr in die Breite gehen. Das Informationsdefizit ist eine reine Bringschuld von uns“, sagte Karg selbstkritisch und erklärte: „Wir wollen die Leute mehr für uns begeistern. Wir wollen mehr ihr Interesse wecken und dadurch den Zugang zur Landwirtschaft schaffen.“
Als einen Schritt in diese Richtung ist ein Tag im Juni gedacht, den Karg etablieren möchte und an dem die Landwirte im ganzen Landkreis die Bevölkerung zu sich auf die Höfe einladen sollen, um ihnen Einblicke zu gewähren.
Im Zusammenhang mit der Strategie hatte Karg auch während der Versammlung immer wieder betont, wie wichtig „Geschlossenheit“der Bauernschaft und gemeinsames Auftreten sei. Als bestes Beispiel dafür wertete er die grünen Kreuze. Der Bayerische Bauernverband hatte die
Aktion einer Gruppe unabhängiger Landwirte, die als stilles Mahnzeichen gegenüber Politik und Gesellschaft gedacht ist und zum Nachdenken anregen soll, unterstützt. Für Karg war diese Aktion gleichzeitig auch ein Zeichen dafür, wie stark die Landwirte sind, wenn sie sich einig sind. Er appellierte: „Diese Einigkeit, die im Moment besteht, ist historisch, und das dürfen wir uns nicht aus der Hand nehmen lassen.“
Ganz abgesehen davon, dass die Herausforderungen und Probleme des vergangenen Jahres dermaßen vielfältig waren, dass Karg zu Anfang seines Berichtes gestand: „Ich bin gerade gespannt, was ich heute alles erzähle.“Denn nicht nur die mangelnde Wertschätzung vonseiten der
Verbraucher oder ihre Rolle als Buhmann, in die sie sich durch das Volksbegehren gedrängt sehen, belastet die Landwirte.
Ebenso sind es auch die vielen und immer neuen Verordnungen, die zunehmende Bürokratie oder die schlechten Preise, wegen derer sie kämpfen müssen. Kein Wunder also, dass Karg das Jahr 2019, in dem er die Landwirte auf über 68 Veranstaltungen, Diskussionsrunden, runden Tischen, bei Gesprächen mit Politikern oder Medien, vertreten hatte, so zusammenfasste: „Das vergangene Jahr war mit eines der intensivsten, das ich je erlebt habe. Es war beispiellos.“
Das fand auch Kargs Stellvertreter Andreas Willhalm, der vor allem die Interessen der Obstbauern vertritt und auf nicht weniger Terminen unterwegs war. „Das Jahr 2019 war das bewegteste, was ich als Bauernobmann mitgemacht habe.“
Allerdings kam er zu dem Schluss, dass es gerade das vergangene Jahr gewesen sei, das die Bauernschaft zusammengeschweißt habe. Auch er plädierte dafür, diese Geschlossenheit weiterhin zu bewahren.
Und in der kleinen Gartenschau, die 2021 in Lindau stattfindet und deren Satellit die Obstbauschule Schlachters ist, sah er eine gute Gelegenheit für die Landwirte, sich zu präsentieren.
Nicht weniger als ihre männlichen Kollegen hatte sich Kreisbäuerin Sonja Müller 2019 engagiert, für die Bauernschaft Veranstaltungen organisiert und sie auf ungezählten Terminen vertreten. So etwa bei der Grünen Woche in Berlin, deren Berechtigung in Zeiten des Klimawandels die Kreisbäuerin hinterfragte.
Bei allen Herausforderungen und Problemen war es denn umso besser, dass die Landwirte jede Menge Zuspruch und Rückendeckung vonseiten der Politik erfuhren.
So versicherte der Europaabgeordnete Norbert Lins den Landwirten ebenso seine politische Unterstützung wie Landrat Elmar Stegmann und die Landtagsabgeordneten Eric Beißwenger (CSU) und Leopold Herz (Freie Wähler), die in ihren Grußworten voll des Lobes für die Landwirte waren.