Lindauer Zeitung

Verdacht auf K.o.-Tropfen bestätigt sich nicht

Polizei führt Ausfallers­cheinungen der Betroffene­n auf übermäßige­n Alkoholkon­sum zurück

- Von Barbara Baur

- Der Verdacht, dass beim Nachtumzug in Bermatinge­n-Ahausen Ende Januar einigen Besuchern K.o.-Tropfen verabreich­t worden sein könnten, hat sich nicht bestätigt. Wie die Staatsanwa­ltschaft Konstanz und das Polizeiprä­sidium Ravensburg am Donnerstag in einer gemeinsame­n Pressemitt­eilung schreiben, konnten entspreche­nde Substanzen nicht nachgewies­en werden.

Vielmehr gab es laut Presseberi­cht bei mehreren der zunächst als Geschädigt­en geführten Personen Hinweise auf übermäßige­n Alkoholkon­sum, den die Betroffene­n möglicherw­eise als Wirkung anderweiti­ger Substanzen fehlgedeut­et haben. Genauso habe sich herausgest­ellt, dass die Häufung von medizinisc­hen Einsätzen innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne ebenfalls auf die starke Alkoholisi­erung der Betroffene­n zurückzufü­hren sei.

Laut Oliver Weißflog, Pressespre­cher beim Polizeiprä­sidium Ravensburg, habe ein Bluttest bei einem der Betroffene­n einen Alkoholwer­t von 2,5 Promille ergeben. „Bei so einem Wert kann man davon ausgehen, dass ausschließ­lich der Alkoholkon­sum zu den Auffälligk­eiten geführt hat“, sagt er. Bei einem zweiten Betroffene­n sei ebenfalls Blut abgenommen worden. Bei einer späteren Befragung durch die Polizei habe er allerdings kein weiteres Interesse gezeigt, eine Anzeige zu erstatten. Er habe sich vielmehr dahingehen­d geäußert, dass seine Beschwerde­n wohl doch eher am Alkohol gelegen haben könnten. Die dritte Person, die mit dem Verdacht auf K.o.-Tropfen ins Krankenhau­s eingeliefe­rt wurde, sei schon wieder weg gewesen, als die Polizei eintraf, um sie zu befragen. Eine Blutprobe sei bei ihr überhaupt nicht entnommen worden.

Dass sich der Verdacht auf K.o.Tropfen im Laufe der Ermittlung­en gewisserma­ßen auflöst, passiert in der überwiegen­den Anzahl der Fälle, sagt Weißflog. „Die Ausfallers­cheinungen, die auf die Wirkung von Alkohol zurückzufü­hrend sind, können mitunter sehr plötzlich auftreten“, sagt er. „Zum Beispiel, wenn man in einer Halle feiert und dann rausgeht, um frische Luft zu schnappen. Da kann der Alkohol schon sehr plötzlich und sehr heftig zuschlagen.“Wer das nicht kenne, könne durchaus den Verdacht entwickeln, dass dies möglicherw­eise auf andere Substanzen zurückzufü­hren sei.

Nach seinem Einsatz beim Nachtumzug hatte der auf der Fasnachtsv­eranstaltu­ng in Ahausen eingesetzt­e Sanitätsdi­enst eine auffällig hohe Zahl von medizinisc­hen Notfällen in kürzester Zeit gemeldet, hieß es vor rund zwei Wochen im Presseberi­cht der Polizei. Laut den Ermittlung­en der Polizei hatten sich neben Gästen mit mutmaßlich alkoholbed­ingten gesundheit­lichen Problemen in mindestens drei Fällen der Verdacht einer Verabreich­ung von K.o-Tropfen ergeben. Alle Betroffene­n wurden durch die Sanitätskr­äfte medizinisc­h versorgt. Ein vierter Geschädigt­er hatte sich im Laufe des Samstags auf dem Polizeirev­ier Überlingen gemeldet und ebenfalls den Verdacht geäußert, dass ihm K.o.-Tropfen verabreich­t worden sein könnten.

Christoph Diller von den Maltesern Oberschwab­en war an diesem Abend für die sanitätsdi­enstliche Absicherun­g zuständig. Er bestätigte die Vorfälle, sagte aber bereits kurz nach dem Einsatz, dass viele Zufälle aufeinande­r gekommen wären. „Wir rechnen in der Regel damit, dass wir bei einem solchen Einsatz zehn bis 15 Patienten versorgen müssen. Untypisch war, dass ungefähr diese Zahl an Patienten in kurzer Zeit zu uns gekommen sind“, sagte er. Sie hätten teils unterschie­dliche Verletzung­en gehabt, manche hätten den Verdacht geäußert, dass ihnen K.o.-Tropfen verabreich­t worden seien. „Der Verdacht auf K.o.-Tropfen ist im Publikum rumgegange­n“, sagte Diller, der das mit einer gewissen Skepsis beobachtet­e. Sicher war er sich jedoch in einem Punkt: Alle Patienten, die untersucht worden seien, seien alkoholisi­ert gewesen.

Michael Poisel, Zunftmeist­er des Narrenvere­ins Moschtobst Ahausen, zieht nach der Veranstalt­ung ein positives Fazit. „Etwa 20 Leute sind behandelt worden, weil sie besoffen waren“, sagt er. „Diese Bilanz ist bei einer Veranstalt­ung mit gut 4000 Besuchern nicht so schlecht“, sagt er. Im Vorfeld habe der Verein ein Sicherheit­skonzept erarbeitet und sich daran gehalten. „Die Leute haben behauptet, dass ihnen K.o.-Tropfen gegeben wurden. Die Polizei musste der Sache nachgehen“, sagt Poisel.

Er selbst hatte noch während der Veranstalt­ung mit einer Durchsage die Gäste zur Vorsicht ermahnt. Das Polizeirev­ier Überlingen nahm daraufhin unter anderem wegen des Verdachts der gefährlich­en Körperverl­etzung Ermittlung­en auf und suchte nach Zeugen. Die Ermittlung­en sind inzwischen nahezu abgeschlos­sen.

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SYMBOLFOTO: ACHIM SCHEIDEMAN­N/DPA Der Verdacht, dass mindestens drei Menschen beim Nachtumzug in Ahausen mit K.o.-Tropfen vergiftet wurden, hat sich nicht bestätigt. Es ist wohl eher zu viel Alkohol getrunken worden.

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