Verdacht auf K.o.-Tropfen bestätigt sich nicht
Polizei führt Ausfallerscheinungen der Betroffenen auf übermäßigen Alkoholkonsum zurück
- Der Verdacht, dass beim Nachtumzug in Bermatingen-Ahausen Ende Januar einigen Besuchern K.o.-Tropfen verabreicht worden sein könnten, hat sich nicht bestätigt. Wie die Staatsanwaltschaft Konstanz und das Polizeipräsidium Ravensburg am Donnerstag in einer gemeinsamen Pressemitteilung schreiben, konnten entsprechende Substanzen nicht nachgewiesen werden.
Vielmehr gab es laut Pressebericht bei mehreren der zunächst als Geschädigten geführten Personen Hinweise auf übermäßigen Alkoholkonsum, den die Betroffenen möglicherweise als Wirkung anderweitiger Substanzen fehlgedeutet haben. Genauso habe sich herausgestellt, dass die Häufung von medizinischen Einsätzen innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne ebenfalls auf die starke Alkoholisierung der Betroffenen zurückzuführen sei.
Laut Oliver Weißflog, Pressesprecher beim Polizeipräsidium Ravensburg, habe ein Bluttest bei einem der Betroffenen einen Alkoholwert von 2,5 Promille ergeben. „Bei so einem Wert kann man davon ausgehen, dass ausschließlich der Alkoholkonsum zu den Auffälligkeiten geführt hat“, sagt er. Bei einem zweiten Betroffenen sei ebenfalls Blut abgenommen worden. Bei einer späteren Befragung durch die Polizei habe er allerdings kein weiteres Interesse gezeigt, eine Anzeige zu erstatten. Er habe sich vielmehr dahingehend geäußert, dass seine Beschwerden wohl doch eher am Alkohol gelegen haben könnten. Die dritte Person, die mit dem Verdacht auf K.o.-Tropfen ins Krankenhaus eingeliefert wurde, sei schon wieder weg gewesen, als die Polizei eintraf, um sie zu befragen. Eine Blutprobe sei bei ihr überhaupt nicht entnommen worden.
Dass sich der Verdacht auf K.o.Tropfen im Laufe der Ermittlungen gewissermaßen auflöst, passiert in der überwiegenden Anzahl der Fälle, sagt Weißflog. „Die Ausfallerscheinungen, die auf die Wirkung von Alkohol zurückzuführend sind, können mitunter sehr plötzlich auftreten“, sagt er. „Zum Beispiel, wenn man in einer Halle feiert und dann rausgeht, um frische Luft zu schnappen. Da kann der Alkohol schon sehr plötzlich und sehr heftig zuschlagen.“Wer das nicht kenne, könne durchaus den Verdacht entwickeln, dass dies möglicherweise auf andere Substanzen zurückzuführen sei.
Nach seinem Einsatz beim Nachtumzug hatte der auf der Fasnachtsveranstaltung in Ahausen eingesetzte Sanitätsdienst eine auffällig hohe Zahl von medizinischen Notfällen in kürzester Zeit gemeldet, hieß es vor rund zwei Wochen im Pressebericht der Polizei. Laut den Ermittlungen der Polizei hatten sich neben Gästen mit mutmaßlich alkoholbedingten gesundheitlichen Problemen in mindestens drei Fällen der Verdacht einer Verabreichung von K.o-Tropfen ergeben. Alle Betroffenen wurden durch die Sanitätskräfte medizinisch versorgt. Ein vierter Geschädigter hatte sich im Laufe des Samstags auf dem Polizeirevier Überlingen gemeldet und ebenfalls den Verdacht geäußert, dass ihm K.o.-Tropfen verabreicht worden sein könnten.
Christoph Diller von den Maltesern Oberschwaben war an diesem Abend für die sanitätsdienstliche Absicherung zuständig. Er bestätigte die Vorfälle, sagte aber bereits kurz nach dem Einsatz, dass viele Zufälle aufeinander gekommen wären. „Wir rechnen in der Regel damit, dass wir bei einem solchen Einsatz zehn bis 15 Patienten versorgen müssen. Untypisch war, dass ungefähr diese Zahl an Patienten in kurzer Zeit zu uns gekommen sind“, sagte er. Sie hätten teils unterschiedliche Verletzungen gehabt, manche hätten den Verdacht geäußert, dass ihnen K.o.-Tropfen verabreicht worden seien. „Der Verdacht auf K.o.-Tropfen ist im Publikum rumgegangen“, sagte Diller, der das mit einer gewissen Skepsis beobachtete. Sicher war er sich jedoch in einem Punkt: Alle Patienten, die untersucht worden seien, seien alkoholisiert gewesen.
Michael Poisel, Zunftmeister des Narrenvereins Moschtobst Ahausen, zieht nach der Veranstaltung ein positives Fazit. „Etwa 20 Leute sind behandelt worden, weil sie besoffen waren“, sagt er. „Diese Bilanz ist bei einer Veranstaltung mit gut 4000 Besuchern nicht so schlecht“, sagt er. Im Vorfeld habe der Verein ein Sicherheitskonzept erarbeitet und sich daran gehalten. „Die Leute haben behauptet, dass ihnen K.o.-Tropfen gegeben wurden. Die Polizei musste der Sache nachgehen“, sagt Poisel.
Er selbst hatte noch während der Veranstaltung mit einer Durchsage die Gäste zur Vorsicht ermahnt. Das Polizeirevier Überlingen nahm daraufhin unter anderem wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung Ermittlungen auf und suchte nach Zeugen. Die Ermittlungen sind inzwischen nahezu abgeschlossen.