Lindauer Zeitung

Auf Grundeis

Denise Herrmanns Strafrunde kostet die Biathlon-Mixed-Staffel die erhoffte Medaille

-

(SID/dpa) - Mit finsterer Miene stand Denise Herrmann im Zielbereic­h des Antholzer Biathlonst­adions, die verpasste Medaille in der Mixed-Staffel zum WM-Auftakt nagte sichtlich an ihr. Mit großen Ambitionen war das Quartett des Deutschen Skiverband­es ins erste Rennen gegangen, wollte sich direkt in einen „Flow“bringen – am Ende stand ein enttäusche­nder vierter Platz zu Buche. Vor allem Herrmann war nach ihrer Strafrunde untröstlic­h.

„Mir tut es leid für die anderen, dass ich die 25 Sekunden in der Runde kreiseln musste. Nur mit Nachladern wäre es vom Rückstand her noch gut machbar gewesen. Es tut mir wirklich leid“, sagte Herrmann völlig bedient: „Wenn man für sich alleine verkackt, muss man alleine damit fertig werden. Heute zieht man andere noch mit rein.“Herrmann, Franziska Preuß,

Arnd Peiffer und Benedikt Doll fehlten – bei traumhafte­n Bedingunge­n – im Ziel 18,4 Sekunden auf das Podest. Der erste Titel beim Saisonhöhe­punkt ging an Norwegen vor Gastgeber Italien und den überrasche­nd starken Tschechen.

Auch Sprint-Olympiasie­ger Peiffer hatte sich zum WM-Auftakt mehr erhofft. „Wir sind enttäuscht, das kann man schon sagen. Wir haben unser Ziel nicht erreicht“, sagte er und erklärte: „Wir haben deutlich zu viele Nachlader im Stehendans­chlag gebraucht.“Doll ergänzte: „Das ist schon sehr doof. Es ist kein Ausfall, aber bei einer WM geht es eben um Medaillen.“

Und Edelmetall wäre durchaus drin gewesen. Mit 34,9 Sekunden Rückstand auf die Spitze hatte Denise Herrmann von Startläufe­rin Preuß übernommen, und die Verfolgung­sWeltmeist­erin

schlug von Beginn an ein hohes Tempo an. Nach fehlerfrei­em Liegendsch­ießen lag sie nur noch 11,7 Sekunden zurück und kam immer näher ran – doch dann leistete sie sich im Stehendans­chlag gleich vier Fehlschüss­e. An zu hohem Tempo in der Loipe habe es aber nicht gelegen, sagte Herrmann: „Ich habe versucht, nicht komplett hirnlos reinzulauf­en, das habe ich auch nicht gemacht. Aber klar, wenn du stehend in die Runde musst, kann vorher alles noch so gut gewesen sein.“Nervensach­e – im ZDF gab Herrmann einen Einblick in ihr Gefühlsleb­en: „Wenn du die letzte Nachladerp­atrone einschiebs­t, dann geht dir der Arsch auf Grundeis“, sagte sie. Routinier Peiffer und Doll konnten die Lücke aufs Podest danach nicht mehr zulaufen.

Abhaken – denn der Sprint wartet

Dabei hatten die Deutschen so sehr auf einen tollen Einstand gehofft. Der sei „immens wichtig, um Ruhe und Sicherheit zu bekommen“, hatte Bundestrai­ner Mark Kirchner vor dem Rennen betont und eine Medaille als Ziel formuliert.

Der Druck ist nun noch einmal größer, wenn es am Freitag (14.45 Uhr/ZDF und Eurosport) mit dem Sprint der Frauen weitergeht. Über 7,5 Kilometer gehört Denise Herrmann trotz ihrer Probleme im Staffel-Stehendsch­ießen zu den Favoritinn­en – und gab sich kurz nach der Mixed-Staffel schon wieder kämpferisc­h. „Jetzt den Kopf in den Sand zu stecken, wäre die falsche Devise“, sagte die 31-Jährige: „Man muss nach vorne gucken und das abhaken.“

Neben Herrmann und Preuß sind im Sprint auch Janina Hettich (Schönwald), Vanessa Hinz (Schliersee) und Karolin Horchler (Clausthal-Zellerfeld) startberec­htigt.

 ?? FOTO: HENDRIK SCHMIDT/DPA ?? 150 Extra-Meter, weil beim Stehendsch­ießen auch nach den Nachladern noch Scheiben standen: Denise Herrmann.
FOTO: HENDRIK SCHMIDT/DPA 150 Extra-Meter, weil beim Stehendsch­ießen auch nach den Nachladern noch Scheiben standen: Denise Herrmann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany