Wie ein Jugendlicher
Hertha-Investor Lars Windhorst tadelt Jürgen Klinsmann für die Art seines Rücktritts
(dpa) - Nach seinem Rücktritt als Trainer von Hertha BSC wird Jürgen Klinsmann auch nicht mehr in den Aufsichtsrat des Berliner FußballBundesligisten zurückkehren. „Leider ist die Art und Weise des Abgangs so unakzeptabel, dass wir im Sinne des Vereins eine zielführende Zusammenarbeit so nicht fortführen können“, sagte Investor Lars Windhorst bei einer Pressekonferenz am Donnerstag: „Jürgen Klinsmann hat viel an seiner Glaubwürdigkeit verloren. Das ist wirklich traurig, aber wir müssen damit leben.“
Windhorst ließ offen, „ob wir in einigen Monaten in anderer Form auf ihn und seinen Rat zurückgreifen können. Ich schlage niemals Türen zu.“Persönlich bedauerte der Geldgeber „es sehr, dass Jürgen Klinsmann uns sehr abrupt verlassen hat“. Trotz der jüngsten Turbulenzen bestätigte Windhorst sein Engagement beim Hauptstadtclub. Sein Investment sei weiterhin „sehr, sehr langfristig angelegt“und „nicht für drei oder fünf Jahre“, betonte der Unternehmer.
Einen Gang an die Börse plant der Verein aktuell nicht. „Für uns ist das bei Hertha BSC ein Thema, was nicht wirklich relevant ist“, sagte Windhorst. Zunächst müsse das Thema ohnehin „in den Gremien von Hertha BSC besprochen werden“, sagte Windhorst und machte deutlich: „Für unser weiteres Engagement ist kein Börsengang notwendig.“Borussia Dortmund ist seit dem Jahr 2000 der einzige an der Börse notierte FußballBundesligist.
Klinsmann hatte am Dienstag völlig überraschend nach nur elf Wochen sein Trainer-Amt bei Hertha zur Verfügung gestellt und damit den Club geschockt. Dabei hatte der 55-Jährige zunächst angekündigt, ins Aufsichtsgremium zurückkehren zu wollen. In einem Videochat am Mittwochabend äußerte er sich dann zurückhaltender und legte die Entscheidung in die Hände des Clubs. Windhorst tadelte den Stil Klinsmanns bei dessen Abschied: „Das kann man als Jugendlicher vielleicht machen, aber im Geschäftsleben,
wo man ernsthafte Vereinbarungen hat, sollte man das nicht machen.“
Auf dem Trainerposten vertraut die Hertha vorerst den bisherigen CoTrainern Alexander Nouri und Markus Feldhoff. „Wir werden mit Nouri und Feldhoff und dem Trainerteam in die nächsten Wochen gehen. Wir wissen alle, dass wir schwere Aufgaben vor der Brust haben und in den nächsten Wochen punkten müssen. Diese beiden verdienen die volle Unterstützung, die Mannschaft auf die nächsten Wochen vorzubereiten“, sagte Manager Michael Preetz. Auch Performance Manager Arne Friedrich bleibt im Amt. Die Stelle für den früheren Hertha-Kapitän war Ende November auf Drängen von Klinsmann neu geschaffen worden.
Neuer Trainer im Sommer
„Für Sommer“sei es dann „natürlich eine Aufgabe, eine neue Besetzung für den Cheftrainerposten zu finden“, kündigte Preetz an, der Meinungsverschiedenheiten mit Klinsmann über die Interpretation der Traineraufgabe bestätigte. „Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, wie die Rolle des Cheftrainers definiert ist. Da sind wir nicht übereingekommen“, sagte der Manager und äußerte ebenfalls Kritik an Klinsmann: „Dinge, die ich gestern gehört habe, dass ich auf der Bank sitze und engagiert auftauche. Das sind keine Dinge, die wir miteinander besprochen haben. Das kann man nicht klären, wenn man sich umdreht und davonläuft.“