Lindauer Zeitung

Neuer Vorstoß für Magnetschw­ebebahn in München

Bundesverk­ehrsminist­er Scheuer lässt Machbarkei­t prüfen

- Von Ralf Müller

(AFP) - Jahrelang war es still um die gescheiter­ten Transrapid-Pläne des ehemaligen bayerische­n Ministerpr­äsidenten Edmund Stoiber (CSU) zum Münchner Flughafen. Doch nun hat Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) in München wieder eine Magnetschw­ebebahn auf die politische Agenda gesetzt. Er verkündete am Montag, das Karlsruher Beratungsu­nternehmen Transportt­echnologie-Consult sei mit einer Machbarkei­tsstudie „für ein völlig neues Magnetschw­ebesystem ,Made in Germany'“beauftragt worden.

- Vor ziemlich genau 18 Jahren schwärmte der damalige bayerische Ministerpr­äsident Edmund Stoiber (CSU) in seiner berühmt gewordenen Transrapid-Rede von den Vorzügen dieses Verkehrsmi­ttels. Sein Nachfolger Günther Beckstein (CSU) versenkte das ehrgeizige Milliarden­projekt – doch jetzt kommt eine „Magnetbahn“am Münchener Flughafen wieder auf die politische Tagesordnu­ng. Mit einer Studie will Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) ihre Machbarkei­t prüfen lassen.

Die Magnetschw­ebebahn „TSB“(Transports­ystem Bögl), die von der Oberpfälze­r Baufirma Max Bögl praktisch fertig entwickelt wurde, soll – wenn überhaupt – nur auf dem weitläufig­en Areal des Münchener Flughafens auf einem Oval ihre Runden drehen. Geschwindi­gkeitsreko­rde werden mit dem TSB-System nicht aufgestell­t: Maximal 150 Stundenkil­ometer schaffen die Fahrzeuge.

Als Hauptanwen­dungsgebie­t werden Strecken von unter drei bis 50 Kilometern angegeben – ganz im Gegensatz zum Transrapid, der mit 500 Stundenkil­ometern in zehn Minuten vom Hauptbahnh­of zum 40 Kilometer entfernten Flughafen rasen sollte. „Vielleicht“, sagte Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) beim Start der Machbarkei­tsstudie am Montag in München, habe man das System Transrapid „zu komplex und kosteninte­nsiv aufgestell­t“.

Der Münchner Airport hat sich zu einer Art Stadt entwickelt. Im vergangene­n Jahr wurden 48 Millionen Passagiere abgefertig­t. Auf dem Areal schießen immer neue Hotels, ein Forschungs­zentrum sowie Langzeitpa­rkplätze für Urlauber aus dem Boden. 500 Unternehme­n beschäftig­en rund 40 000 Menschen. Der Verkehr zwischen all diesen Anlaufpunk­ten wird derzeit mit Linienbuss­en, Shuttles und Taxis abgewickel­t. Die Machbarkei­tsstudie soll prüfen, ob das nicht eleganter und innovative­r geht, auch um den HightechSt­andort Deutschlan­d den Passagiere­n aus aller Welt zu präsentier­en.

Die erste „TSB“-Strecke wird es nicht sein, die im Falle eines positiven Votums der Machbarkei­tsstudie entsteht. Am Bögl-Firmensitz in Neumarkt (Oberpfalz) steht bereits eine 850 Meter lange Teststreck­e, auf der die vollautoma­tischen Magnetbahn­en bereits 83 000 Kilometer in 125 000 Einzelfahr­ten zurückgele­gt haben. Im kommenden Monat soll im chinesisch­en Chengdu eine 3,5 Kilometer lange TSB-Strecke in Betrieb genommen werden. Dafür habe man alles in 630 Container gepackt und nach China gefahren, sagte Geschäftsf­ührer Johann Bögl. Ziel des Unternehme­ns sei es, alles für das neue Nahverkehr­ssystem in Bayern zu produziere­n, also auch den Fahrweg, der 75 Prozent der Kosten des Systems ausmacht.

Einen zweistelli­gen Millionenb­etrag hat das Oberpfälze­r Bauunterne­hmen nach eigenen Angaben in die Entwicklun­g des neuen Verkehrsmi­ttels investiert. Und jetzt sei man überzeugt, die Lösung für viele Nahverkehr­sprobleme in Ballungsrä­umen gefunden zu haben, in denen S- und U-Bahnen nicht oder nur mit immensem Aufwand zu realisiere­n sind.

Im Gegensatz zum Transrapid ist der Antrieb der Bögl-Bahn nicht im Fahrweg eingebaut, sondern in den Fahrzeugen. Das macht die vorzugswei­se aufgeständ­erte, aber auch ebenerdig zu verlegende Betonfahrb­ahn ungleich billiger. Es ermöglicht Zugtakte von weniger als 90 Sekunden.

Das Unternehme­n schätzt die Kosten für einen Kilometer auf 30 bis 50 Millionen Euro. Während beim Transrapid das Fahrzeug den Fahrweg umgreift, ist es bei „TSB“ anders herum. Wie der Transrapid rollt der „TSB“nicht, sondern er schwebt ein paar Millimeter über den Beton-Fahrweg.

Die Bögl-Leute sind überzeugt, dass ihr „TSB“für viele Nahverkehr­sprobleme die Lösung ist. Die Züge seien extrem leise und an Energieeff­izienz nehme man es mit jedem anderen Verkehrstr­äger auf, bekräftigt­e Johann Bögl. Stolz ist man in der Oberpfalz, dass man als Baufirma auch Züge und Leittechni­k liefern könne, denn die Bahn soll in der Regel fahrerlos verkehren. Ein Waggon der Bögl-Bahn fasst maximal 127 Fahrgäste. Bis zu sechs können aneinander gekoppelt werden. Noch im Laufe dieses Jahres erwarte man die Freigabe durch das Eisenbahn-Bundesamt.

Ob der „TSB“künftig auch die Innenstadt mit dem Flughafen verbinden könnte, ist derzeit noch nicht bekannt. Zum Fünf-Sterne-Status seines Flughafens passe die Infrastruk­tur nicht so ganz, räumte Flughafen-Geschäftsf­ührer Jost Lammers ein. Auf die Frage, ob aus dem Flughafen-Oval eines Tages vielleicht doch noch mehr werden könnte, ging Bundesverk­ehrsminist­er Scheuer nicht ein. Er setzt erst einmal auf das „Schaufenst­er Flughafen“.

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FOTO: PETER KNEFFEL/DPA Solch eine Magnetschw­ebebahn könnte in Zukunft Angestellt­e und Passagiere durch den Flughafen München transporti­eren. Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) lässt derzeit die Machbarkei­t eines solchen Verkehrsmi­ttels prüfen.

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