Historischer Verein will neue Wege beschreiten
Damit das Vereinsvermögen nicht immer weniger wird, will der Verein über diverse Maßnahmen nachdenken
- Dem historischen Verein geht es gut. Seine Vorträge sind stets gut besucht, seine Studienfahrten und Exkursionen zu den verschiedensten kulturellen Stätten in interessanten Städten erfreuen sich großer Beliebtheit, und auch das neue Programm hört sich durchaus vielversprechend an. Allein seine finanzielle Situation lässt die Vorstandschaft nun überlegen, ob sie in Zukunft etwas ändern muss.
„Wir scheinen nicht unattraktiv zu sein“, stellte Heiner Stauder fest, nachdem er einen Blick auf das vergangene Vereinsjahr mit zehn Vorträgen, verschiedenen Führungen und Exkursionen, einer einwöchigen Bildungsreise in die Pfalz und ins Elsaß sowie auf die Mitgliederzahlen geworfen hatte. Dabei hat der zweite Vorsitzende des Historischen Vereins die erste Vorsitzende Marigret Brass-Kästl auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung vertreten.
Aktuell habe der Verein 375 Mitglieder, berichtete Stauder und erklärte, dass es im vergangenen Jahr noch 380 gewesen seien. Während der Verein zwar vier neue Mitglieder hinzugewonnen habe, habe er neun verloren. Der Grund dafür sei, so schätzte Stauder, keinesfalls schwindendes Interesse oder Unzufriedenheit bei den Mitgliedern, sondern Alter oder Tod. Aber, „375 Mitglieder sind eine durchaus respektable Größe“, fand er und verwies auf ähnliche Vereine in Großstädten, die auch nicht mehr Mitglieder hätten. Ebenfalls zufrieden zeigte sich Stauder über den Zulauf zu den ein Mal im Monat stattfindenden Vorträgen, die sich überwiegend mit der Geschichte und Kultur Lindaus und der Bodenseeregion befassen und von namhaften Referenten oder Mitgliedern des Vereins gehalten werden. Einzig der Vortrag von Adnan Wahhoud, jenes Lindauers, der in seinem Heimatland
Syrien mithilfe von Spenden seinen bürgerkriegsgeplagten Landsleuten hilft, sei derart schlecht besucht gewesen, dass es schon fast peinlich gewesen sei, sollte Kassier Peter Schneider später dem Bericht Stauders hinzufügen.
Verschiedene interessante Vorträge kündigte Stauder auch schon für das angefangene erste Halbjahr des Vereinsjahres an. So wird es am 4. März einen Vortrag im Alten Rathaus geben, bei dem es um die oberschwäbischen Reichsstädte mit besonderem Augenmerk auf Lindau geht. Während es im Mai einen Vortrag zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Lindau geben wird, geht es im Juli um die Geschichte des alten Torkels am Fuße des Hoyerbergs. Zudem warb Stauder für die einwöchige Bildungsfahrt nach Burgund im Juni.
Nicht ganz so erfreulich wie der Jahresrückblick auf die Aktivitäten war der Blick auf die Finanzen. Zwar verfügt der Verein aktuell noch über ein Vermögen von rund 53 000 Euro. Allerdings hatte er im Jahr zuvor noch 63 000 Euro. Und damit also genau 10 000 Euro mehr. „Das ist beunruhigend, denn es wird von Jahr zu Jahr weniger“, attestierte Schatzmeister Peter Schneider und erklärte, dass insbesondere die jährliche Herausgabe des Neujahrsblattes Grund für das stetig abnehmende Vereinsvermögen sei. Allein das jüngste, „Lindauer Miniaturen zur Bayerischen Geschichte“der Historikerin Katharina Weigand, hat mit 7230 Euro im wahrsten Sinne des Wortes zu Buche geschlagen. „Wünschenswert wäre daher eine moderate Erhöhung der Mitgliedsbeiträge“, schlug Schneider vor. Zudem empfahl er die Herausgabe des Neujahrsblattes zu überdenken. Etwa die Auflagenzahl und ob der Verein tatsächlich jedes Jahr ein neues herausbringen wolle. Denn, so schilderte Schneider die Situation, „wir sitzen auf einem hohen Bestand von Jahrgangsbüchern, die sehr interessant sind, sich aber schlecht verkaufen“.
In die gleiche Kerbe wie Schneider schlugen auch die beiden Rechnungsprüfer. „Tatsächlich wird tendenziell das Vermögen immer weniger“, sagte Uli Gebhard und empfahl ebenfalls sowohl an den Mitgliedsbeiträgen als auch am Neujahrsblatt zu schrauben. Am Ende der Jahreshauptversammlung beruhigte Stauder die Mitglieder aber und versprach: „Die finanzielle Situation ist noch gut, aber vielleicht müssen wir, was die Jahrgangsbücher betrifft, neue Wege beschreiten.“