Supercomputer in Stuttgart fährt hoch
Bei der Olympiade der Köche in Stuttgart kämpfen Teilnehmer aus 57 Ländern um Bronze, Silber und Gold
(dpa) - Im Höchstleistungsrechenzentrum HLRS in Stuttgart ist ein Supercomputer ans Netz gegangen. Die Rechenanlage mit dem Projektnamen „Hawk“ist etwa viermal schneller als der bislang an dem Zentrum betriebene Großrechner. Im weltweiten Vergleich steht „Hawk“etwa auf dem zehnten Platz.
- Während vor der deutschen Wettbewerbsküche mit der Nummer 18 die Zuschauer ruhig durch die Glaswand blicken und die Präzisionsarbeit der Nachwuchsnationalmannschaft mit stummer Bewunderung verfolgen, ist gleich nebenan die Hölle los: Fans aus Malaysia stimmen ein infernalisches Gebrüll an und trommeln sogar gegen das Schaufensterglas. Sie wollen die verschreckt wirkenden Köche dahinter auf nichts weniger als den Sieg im internationalen Kochduell einschwören. Souveräne Selbstbeherrschung und feuriges Temperament liegen sehr nah beieinander auf der 25. Olympiade der Köche in Stuttgart, wo sie im Rahmen der Intergastra, der deutschen Leitmesse für Hotellerie und Gastronomie, stattfindet.
Der deutsche Teamchef Ronny Pietzner, so eine Art Jogi Löw der kulinarischen Seitenlinie, verkündet vor Journalisten, dass er recht zufrieden sei. Man stehe unter Druck und mache Dampf, sagt er in schönster Fußballerlyrik und ist guter Dinge, dass die deutschen Mannschaften – eine bestehend aus Nachwuchs und eine aus Vollprofis – was reißen können. Der olympische Gedanke – dabei sein ist alles – sei zwar recht nett, aber das reiche ihm dann doch nicht ganz. Im Augenblick richten unter zum Teil zittrigen Händen die Vertreter der deutschen Nachwuchsnationalmannschaft Delikates vom Lachs mit der Pinzette auf einem Tellerchen an. Das malaysische Gebrüll von nebenan scheint dabei aber keinen negativen Einfluss zu haben. Ein paar Schritte weiter flippen Fans aus Polen und Schweden – vom Äußeren mehr Fußballschlachtenbummler als Feinschmecker – vor den Wettbewerbsküchen ihrer Nationen regelrecht aus.
Überhaupt geht es in der Halle besonders laut zu. Zum Geräuschpegel der vielen Teams aus Geklapper, Geschnibbel und Geklopfe kommt sozusagen der olfaktorische Lärm aus einer Vielfalt von Gerüchen dazu. Die Luft ist feucht davon und schwer. Ein aromatischer Kosmos, der da aus den zwei Dutzend Wettkampfküchen herausdampft. Ebenfalls unter Hochdruck: die internationalen Mannschaften der Kategorie Teamküchen,
zu denen Militär- und Kantinenverpflegung zählt. Was die Köche aus Tschechien da auftischen, stolz bemützt mit turmhohen Hauben, hat mit dem oft üblichen Einerlei aus tristen Betriebsküchen natürlich nichts mehr zu tun. Es gibt in Schinken gewickelte Kaninchenfilets, Erbsenpüree
und aromatische Schäumchen. Auf Karottengemüse thront ein zartes Bratwürstchen. Damit zeigen die Tschechen, dass sie ihre traditionell deftige Landesküche durchaus filigran interpretieren können.
Die Köche-Olympiade findet alle vier Jahre statt. Bereits im Jahr 1900 begann die Geschichte der IKA (Internationale Kochkunst-Ausstellung) in Frankfurt am Main, wie sie parallel heißt. Sie ist weltweit der bedeutendste Berufswettbewerb für Köche und Patissiers. Wer zu den Besten in den Ring steigen darf, bestimmen nationale Verbände, bei uns der Verband der Köche Deutschlands. „Die Teilnehmer qualifizieren sich über regionale und nationale Wettbewerbe“, erklärt Teamchef Pietzner, der die deutschen Mannschaften über die vergangenen zwei Jahre hinweg zusammengesetzt und aufgebaut hat. Der nicht ganz unkomplizierte Weg zu olympischem Gold führt die 1800 teilnehmenden Köche aus 57 Ländern an insgesamt sechs Tagen durch eine Reihe von Wettbewerbsteilen, in denen insgesamt 8000 Menüs gekocht werden.
Eine Jury beurteilt die Kreationen dann, wofür es je nach Punkten Gold, Silber oder Bronze gibt. Aber erst im Zusammenspiel verschiedener Mannschaftsleistungen wird am Ende der Titel vergeben.
Ebenfalls Teil des Wettbewerbs sind die Künste einzelner Aussteller, die sich in Disziplinen wie Gemüseschnitzen oder Modellieren von Skulpturen aus Butter, Zucker und Schokolade hervortun. Anna Häuser vom Verband der Köche Deutschlands sagt: „Beim Wettbewerb kommt es nicht nur darauf an, wie es schmeckt.“Wichtige Kriterien für die Jury aus internationalen Küchenmeistern sind Kreativität, Perfektion, Präzision, gutes Zeitmanagement, Arbeitsorganisation, Sauberkeit in der Küche und auch die Präsentation der Speisen. Wenn’s recht unansehnlich auf den Teller geklatscht ist, auch wenn es noch so gut schmeckt, reichts für olympisches Gold nicht. „Es ist das Gesamtpaket“, erklärt Anna Häuser. Die Menüs sind aber nicht nur für die Jury – seit Oktober konnten sich Interessierte ein Ticket für eine der exklusiven Mahlzeiten sichern. Zum überschaubaren Preis von 25 Euro für ein Menü aus der Militärküche, bis hin zum 7-Gänge-Vergnügen vom sogenannten Chef’s table für 125 Euro.
Neben der Suche nach den Besten unter den Ausgezeichneten bietet diese kulinarische Olympiade seltene Gelegenheit, gemeinsam das Image der Küchenberufe ein bisschen aufzupolieren und auch die Probleme der Branche – Personalnot vor allem – ins Bewusstsein der Messebesucher zu rücken.
Am Mittwoch, nach Abschluss aller Wettbewerbe, sieht es kurz vor der Verkündung der Sieger für die deutschen Mannschaften gut, aber nicht spitzenmäßig aus: Beide Teams haben laut Medaillenspiegel gemeinsam je zweimal Gold und Silber im Restaurant der Nationen sowie am Chef’s table geholt. Für den Titel ist das zu wenig: Den sichert sich am Ende Norwegen vor Schweden. Bronze gewinnt Island. Bei den Jugendnationalmannschaften hat Schweden die Nase vorne, Norwegen gewinnt Silber und Bronze die Schweiz.