Als „Schwarzwaldmädel“wurde sie berühmt
Sonja Ziemann ist mit 94 Jahren gestorben – Sie überzeugte auch in Charakterrollen
(dpa) - Sie war einer der Leinwandstars der 1950er Jahre: Sonja Ziemann. In den Rollen lebensfroher, mädchenhafter, unkomplizierter Frauen traf sie den Geschmack der Zuschauer. Heimatfilme wie „Schwarzwaldmädel“und „Grün ist die Heide“wurden zu Kassenschlagern. Private Schicksalsschläge überschatteten die glanzvolle Karriere Ziemanns. Am Montag starb sie im Alter von 94 Jahren, wie ihr Bruder am Mittwoch mitteilte.
Nachdem sie viele Jahre in Bad Wiessee am Tegernsee gelebt hatte, wohnte sie zuletzt in München. Geboren wurde Sonja Ziemann nahe Berlin, wo sie auch erste Erfolge feierte. Schon im Alter von 15 Jahren hatte sie erste kleine Engagements als Tänzerin im Berliner „Plaza“und trat bald darauf als Soubrette in Operetten auf. Von 1942 an bekam sie erste Rollen in Ufa-Filmen. Ihren Durchbruch hatte sie 1950 an der Seite von Rudolf Prack mit der Operettenverfilmung „Schwarzwaldmädel“.
1951 heiratete sie den Strumpffabrikanten Rudolf Hambach. 1953 kam Sohn Pierre zur Welt. Die Ehe mit Hambach zerbrach später allerdings. Beruflich löste sie sich 1958 von ihrem mädchenhaften Image und wagte sich mit dem polnischen
Film „Der achte Wochentag“dem Charakterfach zu. Bei den Dreharbeiten lernte sie ihren zweiten Mann kennen, den polnischen Autor Marek Hlasko. Drei Jahre später heirateten sie.
Nach „Der achte Wochentag“spielte Ziemann in Filmen wie „Hunde, wollt ihr ewig leben“(1959), „Menschen im Hotel“(1959) oder „Frühstück mit dem Tod“(1964). In ausländischen Produktionen wie „Geheime Wege“(1960),
„Der Tod fährt mit“(1962) und „Die Brücke von Remagen“(1969) war sie ebenfalls zu sehen.
Seit Mitte der 60er-Jahre konzentrierte sich Ziemann zunehmend auf Theater und Fernsehen. Großen Erfolg auf der Bühne hatte sie als Eliza in dem Musical „My Fair Lady“in München (1962) oder in Tennessee Williams Drama „Endstation Sehnsucht“, für das sie 1973 zusammen mit Götz George auf Europatournee ging.
Privat musste die Schauspielerin einige Schicksalsschläge verkraften: Ihre Ehe mit Hlasko scheiterte. Kurz nach der Scheidung im Jahr 1969 starb Hlasko an einer Überdosis Schlafmittel. Ziemanns Sohn starb 1970, kurz vor seinem 17. Geburtstag, an einem Rückenmarkstumor. Der Schmerz über den Tod des einzigen Kindes begleitete sie für den Rest ihres Lebens. Die Seele lasse sich nicht reparieren, sagte sie einmal in einem Interview. Ihrem Sohn widmete Ziemann ihre 1998 erschienene Autobiografie „Ein Morgen gibt es immer“.
1989 heiratete die Schauspielerin ihren langjährigen Freund und Kollegen Charles Regnier, mit dem sie in Zürich und später am Tegernsee lebte. Regnier starb im September 2001 nach einem Schlaganfall. Aus der Öffentlichkeit hatte sich Sonja Ziemann in den vergangenen Jahren weitgehend zurückgezogen.