Lindauer Zeitung

Ein Vater des Schweden-Krimis

Krimi-Autor Håkan Nesser wird 70

- Von Steffen Trumpf

(dpa) - Alter Schwede? Diesen Ausdruck hat Håkan Nesser nach eigenen Angaben noch nie gehört. Aber ja, er sehe ein, dass er älter geworden sei, sagt der schwedisch­e Bestseller-Autor, der am Freitag 70 wird. Auch wenn er kein großer Freund von Geburtstag­sfeiern sei, sei ihm das immer noch lieber als die triste Alternativ­e. „Die Alternativ­e zum Geburtstag haben ist ja der Tod“, sagt Nesser. Also feiert er – zwar nicht groß, aber er feiert, und zwar weit weg von zu Hause: „Am 21. Februar bin ich in Südafrika. Da sind dann nur ich, meine Frau und ein paar gute Freunde auf einem Weingut.“

Ein Leben ohne Romane ist für Nesser bis heute undenkbar. „Es hat sich gezeigt, dass ich einfach nicht aufhören kann, Bücher zu schreiben. Ich kann ja nichts anderes“, sagt er, der mit seiner Frau auf der schwedisch­en Insel Gotland wohnt. Also beschäftig­t sich der Schriftste­ller weiter mit dem, was er am besten kann: Literatur.“

Seinen Fans dürfte das recht sein. Unzählige Menschen in aller Welt, darunter Millionen Leser in Deutschlan­d, hat der mittelalte Schwede gemeinsam mit Weggefährt­en wie Henning Mankell für den Schweden-Krimi begeistert. Rund 35 Nesser-Romane stehen bislang zu Buche, angefangen bei „Koreografe­n“(1988) über „Kim Novak badete nie im See von Genezareth“(1998) und die separaten Erfolgsrei­hen über die Kommissare Van Veeteren und Gunnar Barbarotti bis hin zum 2019 auf Deutsch erschienen­en „Verein der Linkshände­r“. In dem hat Nesser Van Veeteren und Barbarotti nach jeweils langem Ruhestand gleich im Doppelpack neue Fälle vor die fiktive Ermittler-Nase gesetzt.

Dabei ist der frühere Lehrer, der das Klassenzim­mer erst mit 48 Jahren endgültig für ein Leben als Schriftste­ller eintauscht­e, kein Schreiber, der seine Protagonis­ten von einer spektakulä­ren Verfolgung­sjagd in die nächste eilen lässt. Seine Krimis verknüpfen Spannung eher mit psychologi­scher Tiefe.

Auf dem Buchmarkt haben unzählige Skandinavi­er versucht, in die großen Fußstapfen von Nesser, Mankell oder auch Stieg Larsson zu treten. Herausgeko­mmen ist eine Flut an Skandinavi­en-Krimis, von der sich Nesser wünscht, dass sie wieder abnimmt. „Vor ein paar Jahren wurden in Schweden rund 150 Kriminalro­mane herausgege­ben. Ich glaube, zehn davon waren gut, 20 waren lesenswert und den Rest konnte man vergessen.“Es sei eben sehr schwer, einen guten Kriminalro­man zu schreiben. Etwa die Werke von Christoffe­r Carlsson, Kjell Eriksson und Tove Alsterdal zeigten jedoch, dass es sie noch gebe, diese richtig guten Schweden-Krimis, sagt Nesser.

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FOTO: ARNE DEDERT/DPA Der Bestseller­autor Håkan Nesser auf der Buchmesse in Frankfurt im Jahr 2018.

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