Ein Vater des Schweden-Krimis
Krimi-Autor Håkan Nesser wird 70
(dpa) - Alter Schwede? Diesen Ausdruck hat Håkan Nesser nach eigenen Angaben noch nie gehört. Aber ja, er sehe ein, dass er älter geworden sei, sagt der schwedische Bestseller-Autor, der am Freitag 70 wird. Auch wenn er kein großer Freund von Geburtstagsfeiern sei, sei ihm das immer noch lieber als die triste Alternative. „Die Alternative zum Geburtstag haben ist ja der Tod“, sagt Nesser. Also feiert er – zwar nicht groß, aber er feiert, und zwar weit weg von zu Hause: „Am 21. Februar bin ich in Südafrika. Da sind dann nur ich, meine Frau und ein paar gute Freunde auf einem Weingut.“
Ein Leben ohne Romane ist für Nesser bis heute undenkbar. „Es hat sich gezeigt, dass ich einfach nicht aufhören kann, Bücher zu schreiben. Ich kann ja nichts anderes“, sagt er, der mit seiner Frau auf der schwedischen Insel Gotland wohnt. Also beschäftigt sich der Schriftsteller weiter mit dem, was er am besten kann: Literatur.“
Seinen Fans dürfte das recht sein. Unzählige Menschen in aller Welt, darunter Millionen Leser in Deutschland, hat der mittelalte Schwede gemeinsam mit Weggefährten wie Henning Mankell für den Schweden-Krimi begeistert. Rund 35 Nesser-Romane stehen bislang zu Buche, angefangen bei „Koreografen“(1988) über „Kim Novak badete nie im See von Genezareth“(1998) und die separaten Erfolgsreihen über die Kommissare Van Veeteren und Gunnar Barbarotti bis hin zum 2019 auf Deutsch erschienenen „Verein der Linkshänder“. In dem hat Nesser Van Veeteren und Barbarotti nach jeweils langem Ruhestand gleich im Doppelpack neue Fälle vor die fiktive Ermittler-Nase gesetzt.
Dabei ist der frühere Lehrer, der das Klassenzimmer erst mit 48 Jahren endgültig für ein Leben als Schriftsteller eintauschte, kein Schreiber, der seine Protagonisten von einer spektakulären Verfolgungsjagd in die nächste eilen lässt. Seine Krimis verknüpfen Spannung eher mit psychologischer Tiefe.
Auf dem Buchmarkt haben unzählige Skandinavier versucht, in die großen Fußstapfen von Nesser, Mankell oder auch Stieg Larsson zu treten. Herausgekommen ist eine Flut an Skandinavien-Krimis, von der sich Nesser wünscht, dass sie wieder abnimmt. „Vor ein paar Jahren wurden in Schweden rund 150 Kriminalromane herausgegeben. Ich glaube, zehn davon waren gut, 20 waren lesenswert und den Rest konnte man vergessen.“Es sei eben sehr schwer, einen guten Kriminalroman zu schreiben. Etwa die Werke von Christoffer Carlsson, Kjell Eriksson und Tove Alsterdal zeigten jedoch, dass es sie noch gebe, diese richtig guten Schweden-Krimis, sagt Nesser.