Missbrauchsbeauftragter kritisiert Computerspiel-Branche
Gewinnmaximierung stehe vor Jugend- und Kinderschutz bei Online-Spielen
(KNA) - Der Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, wirft der Computerspiel-Branche vor, einen wirksamen Kinder- und Jugendschutz bei Online-Spielen zu blockieren. „Der game-Verband stellt mit seinen Einwänden gegen die Jugendmedienschutznovelle unter Beweis, dass diese Branche keinerlei Interesse an wirksamem Schutz von Mädchen und Jungen vor Cybermobbing und Cybergrooming hat“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
„Gewinnmaximierung steht offenbar vor wirksamem Kinderschutz bei Online-Computerspielen“, kritisierte Rörig. Deshalb sollte aus seiner Sicht „die Millionen-Förderung der GameIndustrie durch Bundesminister Scheuer so lange ausgesetzt werden, bis von dieser Branche das Maximum für einen wirksamen Kinderschutz in seinen Produkten getan wird“.
Rörig bezieht sich auf die Kritik des Verbands der deutschen GamesBranche (game) am Gesetzentwurf von Familienministerin Franziska Giffey (SPD) für mehr Jugend- und Kinderschutz
im Netz. Dieser ist aus Sicht des Verbands „rückwärtsgewandt“.
Der Missbrauchsbeauftragte wirft dem Verband dagegen vor, „vernebeln“zu wollen, „dass bis heute kein wirksamer Kinderschutz im Netz auf die Beine gestellt wurde“. Die derzeitigen Alterskennzeichnungen für Interaktionsangebote wie Chats, Online-Spiele und weitere Kontakt- oder KommunikationsApps müssten dringend neu bewertet werden, so Rörig weiter: „Eltern müssen endlich eine zuverlässige Orientierung haben, um ihrer Sorgeverantwortung
gerecht zu werden. Solche Kennzeichnungen dürfen nicht allein den Herstellern überlassen bleiben.“
Die deutsche Games-Branche hatte vor allem kritisiert, die Alterskennzeichen würden durch Giffeys Vorschläge überladen und drohten an Aussagekraft für Eltern zu verlieren. Der Verband forderte außerdem eine größere Vermittlung von Medienkompetenz. Nur dadurch könnten Kinder und Jugendliche „eine Mediensouveränität erlangen, die den besten Jugendschutz ermöglicht“.