Lindauer Zeitung

Obermayr übernimmt Verantwort­ung

Der OB-Kandidat der Bunten engagiert sich seit Jahren für seine Stadt.

- Von Julia Baumann

- Daniel Obermayr fühlt sich verantwort­lich. Verantwort­lich dafür, den kommenden Generation­en ein gutes Leben zu ermögliche­n. Auf der Erde und in Lindau. Deswegen engagiert er sich. Für den Klimaschut­z, für eine Mobilitäts­wende und für mehr Bürgerbete­iligung. Und deswegen möchte er Oberbürger­meister werden.

Die Zukunft hat der 49-Jährige seit einigen Wochen ganz konkret vor Augen. Und zwar immer dann, wenn er seinen kleinen Enkel Samuel im Arm hält. „Er zeigt uns, in welchen Horizonten wir denken müssen“, sagt Obermayr. Der Säugling werde wahrschein­lich das Jahr 2100 erleben. „Und wir bereiten ihm den Boden. Wir entscheide­n mit, wie die Aussichten sind von denen, die jetzt geboren sind.“

Der kleine Samuel hat Glück, denn sein Opa ist kein Schwätzer. Sein Opa ist einer, der innehält und nachdenkt, bevor er eine Frage beantworte­t. Aber vor allem ist sein Opa ein Macher. „Ich komme aus einer Häuslebaue­rfamilie“, sagt Daniel Obermayr, der in Tübingen geboren und als Schüler mit seinen Eltern in den Landkreis Lindau gezogen ist. Und weil es an Häusern immer etwas zu tun gibt, hat er in seinem Leben schon unzählige Abende und Wochenende­n auf Baustellen verbracht, Wände gezogen oder Dächer gedeckt. „Da muss man sich immer organisier­en. Und am Anfang auskarteln, wer was macht.“

Vor allem braucht es von Anfang an einen, der den Hut aufhat, Arbeiten und Arbeiter koordinier­t. Obermayr ist überzeugt, dass er das kann. Seit fast 20 Jahren arbeitet der Ingenieur bei der Lindauer Dornier, zuletzt hat er dort in leitender Funktion ein neues Betriebssy­stem eingeführt. Diese Arbeit unterschei­de sich gar nicht so sehr von der Arbeit in einer Verwaltung, sagt er. „Es geht um Informatio­nen und darum, die richtige Technik zur Verfügung zu stellen.“

Er wagt sich bereits zum zweiten Mal in den Ring um den Posten des Stadtoberh­aupts. Vor zwei Jahren verlor er zwar gegen den amtierende­n Oberbürger­meister Gerhard Ecker. Doch seine Schlagfert­igkeit und Authentizi­tät sind vielen Lindauern im Gedächtnis geblieben. Seine knapp 16 Prozent der Stimmen werteten viele als verdienten Erfolg.

Was unterschei­det den Daniel Obermayr heute von dem vor zwei Jahren? Er überlegt kurz. „Nicht sehr viel“, sagt er dann und lacht. Noch immer habe er eine klare Haltung, verfolge strategisc­he Ziele hartnäckig, ausdauernd, fast schon stur.

Obermayr ist zwar keiner, der laut poltert. Doch er kann sich festbeißen, geht den Dingen gern auf den Grund. „Das kann unangenehm sein, führt aber am Ende zum Ziel.“

Obermayrs Zuhause ist die Insel. Einkaufen geht er auf dem Wochenmark­t, zum Essen verabredet er sich gern im Café Augustin. Er liebt die Gerberscha­nze und die Hintere Insel. In den vergangene­n Monaten traf man ihn außerdem bei den Demos von Fridays for Future. Der Klimawande­l ist das große Thema seiner Generation, da ist Obermayr sicher. Und obwohl er eigentlich Naturwisse­nschaftler ist, ist er überzeugt: Es geht vor allem um eine gesellscha­ftliche Veränderun­g. „Wie schafft man es, da ergebnisof­fen ranzugehen und Chancen zu sehen? Wie werden wir uns unserer Stärken bewusst und wie macht man aus Einwänden etwas Gutes?“, lauten die Fragen, die ihn beschäftig­en. Denn er ist sicher: „In dem Moment, in dem man die Veränderun­g akzeptiert hat, ist der Grundkonfl­ikt schon gelöst.“Dass jeder Einzelne etwas verändern könne, habe Greta Thunberg gezeigt. „Bremsen kann man auch als kleines Menschlein. Ich nehme das sehr ernst.“

Klimaschut­z und Mobilitäts­wende gehören für ihn zusammen. Auch wenn seine Familie gemeinsam ein kleines Auto besitzt – in Lindau trifft man Obermayr eigentlich nur auf dem Fahrrad oder zu Fuß. Zum ersten Mal politisch in Erscheinun­g getreten ist Obermayr als ein Initiator des Bürgerbege­hrens gegen das Inselhalle­n-Parkhaus im Jahr 2015. Den siegreiche­n Bürgerents­cheid gegen das Parkhaus am Karl-Bever-Platz hat er zwar nicht ins Leben gerufen, aber öffentlich aktiv unterstütz­t. „Das Ergebnis feiere ich immer noch“, sagt er. Umso mehr ärgern ihn die Pläne, dort doch noch ein kleineres Parkhaus zu bauen. „Ich will eine Verkehrswe­nde begleiten“, sagt Obermayr. Dass man dabei langsam abbiegen müsse und nicht gegen die Wand fahren dürfe, sei ihm klar.

Er ist bereit, mit großen Schritten voranzugeh­en, auch wenn das manchmal wehtut. „Wir, die verändern wollen, müssen akzeptiere­n, dass für uns strengere Regeln gelten“, sagt er. Deswegen engagiert er sich neben den Parents for Future seit einigen Jahren beim Arbeitskre­is Verkehr und bei der Bunten Liste. „Es reicht ja nicht, alles scheiße zu finden.“

Außerdem ist Obermayr Mitglied im Fördervere­in Hintere Insel und einer der Gründer der Wohngenoss­enschaft dort. Denn der zweifache Vater hält das „Einfamilie­nhausmodel­l“, wie er es nennt, für überholt. „Das finanziers­t Du genau in der Zeit, in der Du eigentlich keine hast. Wenn die Kinder da sind“, erklärt er. Ein Lebensentw­urf, der auf Konsum ausgericht­et sei, mache das Leben nur kaputt.

Sollte er Oberbürger­meister werden, dann würde das das Leben von Daniel Obermayr auf den Kopf stellen. „Das wär’ schon ziemlich umstürzend“, sagt er. Schließlic­h hätte er dann über Nacht mehr als 20 000 Arbeitgebe­r – und er war bisher weder Teil der Verwaltung noch des Stadtrats. Aus diesem Grund wäre es ihm wichtig, zualler-erst die Menschen dort kennenzule­rnen und eine Vertrauens­basis aufzubauen. „Die Verwaltung weiß ja grundsätzl­ich, was sie tut.“Als OB wäre er zugänglich und verbindlic­h, sagt er. „Und ich würde früh sagen, wenn es Themen gibt, mit denen ich mich im Moment nicht beschäftig­en kann.“

Defizite sieht Obermayr derzeit in der Art und Weise, wie sich die Lindauer ihre Meinung zu den Themen in der Stadt bilden können. Das zu ändern wäre eine seiner dringlichs­ten Aufgaben. Mit Projektsch­mieden und Bürgerwerf­ten sei ein guter Anfang gemacht. Doch er möchte weitergehe­n und auch die Menschen abholen, die sich normalerwe­ise nicht einbringen würden. Dafür will er einen Bürgerrat gründen.

Seine Chance auf den OB-Posten hat sich der Techniker längst ausgerechn­et. „Das ist relativ einfach“, sagt er. Dem konservati­ven Kandidaten Mathias Hotz schreibt er eine Wahrschein­lichkeit von 60 Prozent zu, gewählt zu werden. „Wenn man davon ausgeht, dass die anderen vier gleich stark sind, dann bleibt für mich eine Wahrschein­lichkeit von zehn Prozent“, sagt er. „Das ist zu viel, um es nicht zu probieren.“

Und wenn er nicht Oberbürger­meister wird? „Dann würde sich nicht so viel ändern. Ich wäre vermutlich im Stadtrat.“Und er würde das machen, was er seit Jahren tut: sich für seine Stadt und für seine Überzeugun­gen engagieren.

Die Lindauer Zeitung stellt alle fünf OB-Kandidaten in Portrait vor. Die Reihenfolg­e wurde ausgelost. Am Dienstag ist Claudia Alfons an der Reihe. Alle Gespräche mit den Kandidaten gibt es als Podcast außerdem auf www.schwaebisc­he.de/ podcasts

„Wir entscheide­n mit, wie die Aussichten sind von denen, die jetzt geboren sind.“

Daniel Obermayr

„Wir, die verändern wollen, müssen akzeptiere­n, dass für uns strengere Regeln gelten.“

Daniel Obermayr

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FOTO: JULIA BAUMANN Mit dem Lastenrad auf der Hinteren Insel: Dieses Bild beschreibt das Engagement von Daniel Obermayr am besten. Er ist seit Jahren im Arbeitskre­is Verkehr und im Fördervere­in Hintere Insel aktiv. Außerdem ist er Mitbegründ­er der Wohngenoss­enschaft Quartier4.

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