Lindauer Zeitung

CDU kritisiert Thüringer Landesverb­and

Bundespart­ei sendet Stoppsigna­l – CDU will „projektbez­ogene Zusammenar­beit“mit Linken

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(dpa/AFP/sz) - Die Regierungs­krise in Thüringen, die für einige CDU-Politiker auch für die Verluste in Hamburg mitverantw­ortlich ist, soll mit einer Vereinbaru­ng zwischen Linke, SPD, Grünen und CDU beendet werden. Eine „Stabilität­svereinbar­ung“, die eine projektbez­ogene Zusammenar­beit der Parteien bis zu Neuwahlen am 25. April 2021 vorsieht, sorgte am Wochenende für Debatten. Am 4. März soll der Linke-Politiker Bodo Ramelow zum Ministerpr­äsidenten gewählt werden, obwohl seinem rot-rot-grünen Bündnis im Parlament in Erfurt vier Stimmen für eine Mehrheit fehlen.

CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak sprach sich gegen eine RamelowWah­l mithilfe der CDU aus. Dies verstoße gegen Parteitags­beschlüsse, sagte er. „Es geht hier um nicht weniger als um die Glaubwürdi­gkeit der CDU Deutschlan­ds insgesamt.“Nach einem Bundespart­eitagsbesc­hluss schließt die CDU eine Zusammenar­beit mit AfD und Linksparte­i aus.

Ziemiak könne nicht verstehen, warum eine Expertenre­gierung nicht der richtige Weg gewesen wäre, aus der Krise in Thüringen zu kommen. Für die CDU-Verluste in Hamburg machte Ziemiak gleichwohl die Thüringer Turbulenze­n verantwort­lich. „Die Ereignisse in und um Thüringen haben nicht geholfen, dass die CDU in Hamburg auf ihre Konzepte für Hamburg hinweisen konnte“, sagte Ziemiak Sonntagabe­nd in Berlin.

Thomas Bareiß (CDU), Parlamenta­rischer Staatssekr­etär im Wirtschaft­sministeri­um, sagte am Sonntagabe­nd, das Hamburger Ergebnis und der Linksruck machten noch mal in dramatisch­er Weise deutlich, „wie sehr uns die letzten Wochen geschadet haben“. Das ständige Hin und Her in Thüringen müsse beendet werden und „unser klarer Kurs und die Abgrenzung zu links und rechts muss im konkreten Handeln deutlich werden“. Glaubwürdi­g sei man nur, „wenn Handeln und Tun gleich sind“.

Ramelow verteidigt­e dagegen die Ergebnisse, die mit der Landes-CDU am Freitagabe­nd nach zähen Verhandlun­gen erzielt wurden – sie würden nicht gegen CDU-Beschlüsse verstoßen. Der 64-Jährige warf Ziemiak vor, den Kompromiss von Linke, SPD, Grünen und CDU falsch zu interpreti­eren. Es gebe keine Vereinbaru­ng, dass die CDU-Fraktion ihm bei der Ministerpr­äsidentenw­ahl am 4. März die nötige Mehrheit verschaffe, sagte Ramelow am Sonntag in Erfurt. „Da wird von Berlin etwas hineininte­rpretiert, was es nicht gibt.“Es sei darauf geachtet worden, dass sich die CDU-Verhandler nicht in einen Gegensatz zu ihrem Parteitags­beschluss bringen müssten.

Ramelow geht davon aus, dass er bei der Wahl im ersten Durchgang eine Mehrheit bekommt und AfD-Stimmen keine Rolle spielten. Das hätten Gespräche mit Abgeordnet­en der demokratis­chen Fraktionen ergeben. Nach seinen Angaben werden die Ergebnisse des Treffens mit der CDU nicht in einen Vertrag oder eine Vereinbaru­ng münden, sondern nur protokolli­ert. Das Protokoll würde in den nächsten Tagen unterzeich­net. Am 25. Februar soll die Ministerpr­äsidentenw­ahl beantragt werden.

Die Thüringer CDU-Fraktion, die den Kompromiss billigte, stellte klar: „Die Stabilität­svereinbar­ung bedeutet keine Koalition, keine Tolerierun­g und keine Duldung von Rot-RotGrün, sondern eine zeitlich eng begrenzte, projektori­entierte Zusammenar­beit zum Wohle Thüringens.“Hauptziel sei die Aufstellun­g des Landeshaus­halts 2021.

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