Lindauer Zeitung

Scholz hofft auf Digitalste­uer bis Jahresende

G20-Finanzmini­ster diskutiere­n Weg zu globaler Reform - OECD warnt vor nationalen Alleingäng­en

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(AFP/dpa) - Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) ist zuversicht­lich, noch in diesem Jahr eine globale Mindestbes­teuerung für Unternehme­n und eine Digitalste­uer für große Internetko­nzerne durchzuset­zen. Seine Gespräche mit Kollegen aus Ländern wie Indien, Spanien, den USA und Frankreich am Rande des G20-Finanzmini­stertreffe­ns in Riad hätten gezeigt, „dass alle willens sind, noch dieses Jahr eine Regelung zu vereinbare­n“, schrieb Scholz am Samstag auf Twitter.

Unterstütz­ung erhielt Scholz von seinen Kollegen aus Spanien, Italien und Frankreich. In einem gemeinsame­n Zeitungsbe­itrag schrieben Scholz, Nadia Calviño, Roberto Gualtieri und Bruno Le Maire: „Wir tragen die gemeinsame Verantwort­ung, bis Ende des Jahres darüber eine globale Einigung zu erzielen.“Die vier EU-Minister sehen demnach „die einmalige Gelegenhei­t, das globale Steuersyst­em so umzugestal­ten, dass es gerechter und effektiver wird“.

Die internatio­nale Besteuerun­g weise momentan „zwei große Schwachste­llen“auf, schreiben die Minister. „Erstens werden die Gewinne der großen Digitalkon­zerne – seien sie amerikanis­ch, europäisch oder chinesisch – nicht angemessen besteuert.“Oft zahlten die Unternehme­n mit den höchsten Gewinnen letztendli­ch am wenigsten Steuern. „Somit leisten sie keinen gerechten Beitrag zur Finanzieru­ng unseres Gemeinwese­ns“. Diese Situation sei

„inakzeptab­el, ineffizien­t und vor allen Dingen nicht tragfähig.“

Mit einer internatio­nalen Digitalbes­teuerung könne dieses Problem beseitigt werden, erklären Scholz und seine Kollegen. Als zweite Schwachste­lle führen die Minister das sogenannte Steuerdump­ing an. Dass große Konzerne ihre in einem Land erzielten Gewinne in Länder mit niedrigere­n Steuern verlagerte­n, werde von der Öffentlich­keit „zu Recht als nicht hinnehmbar empfunden“. Eine wirksame Lösung sei die globale Mindestbes­teuerung.

„Wir sind entschloss­en, bis Ende 2020 eine internatio­nale Lösung herbeizufü­hren und werden uns unermüdlic­h für eine Einigung innerhalb der OECD einsetzen“, kündigen die vier Minister mit Blick auf die laufenden Verhandlun­gen innerhalb der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g an.

Die Industriel­änder-Organisati­on OECD warnte am Samstag in Riad vor nationalen Alleingäng­en für eine Digitalste­uer. Nationale Digitalste­uern führten unweigerli­ch zu Spannungen im Handel und könnten starke Auswirkung­en auf die Weltwirtsc­haft haben. Weil die Reform internatio­nal kaum vorankam, haben mehrere Länder wie Frankreich und Spanien eigene Digitalste­uern eingeführt. Nachdem die USA mit Strafzölle­n drohten, setzten sie sie bis Jahresende aus. Deswegen drängt Finanzmini­ster Scholz nun auf eine Einigung bis Jahresende.

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FOTO: TOBIAS HASE/DPA Viele Internetko­nzerne zahlen zu wenig Steuern. Das soll sich schon bald ändern.

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