Dorfregierung für vier Tage abgesetzt
Monster und Weihergeister stürmen das Weißensberger Rathaus
- Keine Chance hatten Bürgermeister Hans Kern und die Räteschar – die Übermacht der Narren war einfach zu groß. Denn nicht nur Geister und Monster aus dem Dorf hatten am Freitagabend das Rathaus umzingelt. Auch Schönauer Hexen, Lindauer Sagen, Fetzenhexen aus Bösenreutin, Hochbucher Obsthexen und andere Hästräger aus der Region waren gekommen, um den Weißensberger Narrenverein (WNV) bei der Eroberung des Rathauses zu unterstützen. Das Kommando hatte WNV-Präsidentin Melanie Flax, welche die Narrenschar und ihre Verbündeten immer wieder aufs Neue mit lauten „Hu-Huii“-Rufen anfeuerte.
Doch bevor die Räte ihres Amtes enthoben und aus dem Rathaus geschmissen wurden, stellten Weihergeister und Monster den doppelköpfigen Narrenbaum auf – Symbol für den Beginn der närrischen Regierungszeit, die aber nur vier Tage währen soll. „Jetzt aber los, ihr Monster und Geister, auf geht’s, hinein – stürmt das Rathaus und lasst euch nicht bestechen durch Krapfen und Wein“, rief Flax dem tobenden Narrenvolk zu, während sich die Räte noch hinter den Fenstern des Sitzungssaales verschanzten.
Doch sie hatten keine Chance, der Rathausschlüssel war schnell gefunden. So konnten Monster und Geister ohne viel Mühe das Rathaus zu stürmen und in den Sitzungssaal vordringen. Bürgermeister Hans Kern und den dort versammelten Räten blieb nur noch der Fluchtweg durchs Fenster und über die Notrutsche ins Freie. Aber dort wartete bereits die übermächtige Narrenschar auf die Flüchtigen. Und so wurde ein Rat nach dem andern durch die Einnetzmaschine geschleust und im Netz gefangen gehalten. Dorfschultes Kern, der sich diesmal als Kapitän verkleidet hatte, wurde gleich zweimal durch die Schleuse gezogen und doppelt vernetzt – ganz nach dem Motto „Sicher ist sicher“. Zuvor hatte sich
Narrenpräsidentin Flax noch schnell dessen Kapitänsmütze gekrallt und war fortan selbst Dorfkapitän.
Während den gefangenen Räten das Henkersmahl serviert wurde, verlas die Narrenchefin traditionsgemäß die Absetzungserklärung. Darin ging sie nicht nur auf die bevorstehende Kommunalwahl ein – wer von den Gemeinderäten geht und wer weitermachen wird, sondern auch auf die Großbaustelle rund um die Festhalle. Wie sie selbst hege auch das ganze Dorf Zweifel, ob denn der Vorplatz heuer noch fertiggepflastert wird.
Flax über Sparefroh Kern: „Er hat die Kohle der Gemeinde schon im Griff, den Kies fürs Pflaster an der Halle allerdings nicht!“Denn nicht nur die Bürger, sondern vor allem die Narren wünschten sich ihren Festplatz zurück, auch wenn dort „ein Zelt unserer Größenordnung“künftig wohl kein Platz mehr finden dürfte. Der Narrenverein sei ja bereits zufrieden, wenn er im Zuge der Neubebauung eine „Unterkunft für seine restlichen Fahrzeuge“bekäme, so Vereinspräsidentin Flax.