Lindauer Zeitung

Kempten vorn dabei im Allgäuer Bündnis

Stadtrat stimmt nach intensiver Debatte für „100 Prozent Klimaneutr­alität“– und zahlt

- Von Jochen Sentner

- An Details war noch zu feilen – letztlich stand dem Beitritt der Stadt zum „Bündnis klimaneutr­ales Allgäu 2030“aber nichts im Weg. Der Stadtrat stimmte nach intensiver Debatte mit großer Mehrheit zu. Gleichzeit­ig appelliert­en die Verantwort­lichen an Unternehme­n wie Privatpers­onen, diesen Schritt zu mehr Klimaschut­z nicht als Ruhekissen zu betrachten.

Die Verwaltung mit ihren mehr als 1000 Mitarbeite­rn will Vorbild sein für möglichst viele Mitstreite­r. Wie mehrfach berichtet, geht es in dem Zusammensc­hluss darum, dass jedes Mitgliedsu­nternehmen seinen Kohlendiox­idausstoß um zehn Prozent pro Jahr vermeidet oder ihn um diesen Wert reduziert. 2030 könnte so Klimaneutr­alität erreicht werden. Bosch beispielsw­eise wolle dazu zwei Milliarden Euro investiere­n, sagte der Geschäftsf­ührer des Energieund Umweltzent­rums Eza, Martin Sambale.

Wer mit Einsparung­en im eigenen Bereich nicht ans Ziel gelangt, kann Kompensati­onszahlung­en leisten. Mitglieder von UB/ÖDP lehnten das Bündnis deswegen ab. Alternativ wurden viel höhere Ausgleichs­zahlungen als zehn Euro pro Tonne CO2 gefordert. Grünen-Fraktionsv­orsitzende­r Thomas Hartmann mahnte kommunale Maßnahmen etwa im Nahverkehr an und monierte den im Beschluss vorgesehen­en Zehn-Jahres-Zeitraum. CSU-Chef Erwin Hagenmaier dagegen wollte sicherstel­len, dass sich der Stadtrat nicht irgendwann Fußfesseln anlege durch Ausgleichs­zahlungen.

Nach kleinen Änderungen im Beschlussv­orschlag waren bis auf fünf Stadträte alle dafür, dass die Verwaltung „eine sofortige 100-prozentige Klimaneutr­alität“erreicht. Im ersten Jahr sind dafür inklusive Einstiegsp­reis und Jahresgebü­hren etwa 45 000 Euro fällig. Auf 33 500 Euro belaufe sich die Ausgleichs­zahlung aktuell. Zugrunde liegen derzeit zehn Euro pro Tonne Kohlendiox­id – „ausreichen­d für die Förderung hochwertig­er Projekte“, sagte Sambale. Über die Entwicklun­g werde jährlich berichtet, Folgen in den Haushaltsb­eratungen diskutiert.

Auf dem Weg zu Klimaneutr­alität zähle jede Maßnahme, waren sich Umweltbeau­ftragter Richard Hiepp (CSU) und Dominik Spitzer (FDP) einig. Das Klimaschut­zmanagemen­t künftig bei allen Entscheidu­ngen im Stadtrat einzubezie­hen, war SPDFraktio­nsvorsitze­nder Katharina Schrader wichtig. Ihre Genossin Regina Liebhaber betonte, dass auch die Vermeidung von CO2 nicht zum Nulltarif zu haben sei: „Da müssen wir auch gewillt sein, Geld in die Hand zu nehmen.“Den Titel „klimaneutr­al“solle die Stadt nutzen, um bei anderen zu werben, sagte Alexander Hold (Freie Wähler/ÜP). Klimaneutr­al fühlen dürfe man sich aber erst, wenn keine Kompensati­on mehr nötig sei.

Auf eine Solar-Initiative pochte Hans Mangold (Grüne), die nicht durch einen Solardecke­l erstickt werden dürfte. Und Robert Wiedenmann (Freie Wähler), der nicht mehr zur Kommunalwa­hl antritt, warb um Vertrauen in die Verwaltung und in Eza. Schließlic­h habe die Stadt in den vergangene­n Jahren viel unternomme­n und stehe im Vergleich bereits gut da.

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FOTO: MARTINA DIEMAND Im Bereich der ehemaligen Bundeswehr-Anlagen in der Riederau in Kempten wurde ausgeholzt. Auf dem Areal entsteht demnächst ein Provisoriu­m der Firma Kutter, die später dort ein Gartencent­er errichten will.

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