Lindauer Zeitung

Richter: Eiskeller muss früher schließen

Verwaltung­sgericht gibt der Stadt Memmingen recht, die die Sperrstund­e von 5 auf 3 Uhr vorverlegt hat

- Von David Specht

- Im Memminger Eiskeller müssen Partygäste früher nach Hause gehen. Das Verwaltung­sgericht Augsburg hat nun der Stadt Memmingen Recht gegeben, die die Sperrzeit des Clubs von 5 Uhr morgens auf 3 Uhr vorverlegt hat. Betreiber Bernd Schwartner hatte gegen den Bescheid geklagt. Er kann noch Einspruch gegen das Urteil einlegen.

Grund für die frühere Sperrstund­e: Der Eiskeller ist nach Ansicht der Stadt ein „sicherheit­srechtlich­er Brennpunkt“. Konkret geht es um die vielen Polizeiein­sätze, die rund um die Diskothek stattfinde­n. Von 2017 bis Januar 2020 waren das insgesamt 156 Stück. „Der Hälfte der Einsätze lag mindestens eine, teilweise auch mehrere Straftaten zugrunde. In fast Dreivierte­l der Fälle handelte es sich um Gewaltdeli­kte“, sagt Jochen Glaser von der Polizeiins­pektion Memmingen. Die Polizei habe die meisten Straftaten nach drei Uhr verzeichne­t. In einer Stellungna­hme schreibt die Stadt von Gewaltdeli­kten und Sicherheit­sstörungen, die das „übliche Maß bei derartigen Betriebsfo­rmen“übersteige­n – ein Großteil davon sei unter erhebliche­m Alkoholein­fluss begangen worden.

Betreiber Bernd Schwartner sieht den Eiskeller zu Unrecht an den Pranger gestellt. „99,9 Prozent meiner Gäste benehmen sich“, sagt er. Bei vielen Vorfällen handelt es sich laut Schwartner um kleinere Vergehen. „Mich ärgert es, dass man bei einem Faustschla­g permanent von

Schlägerei­en redet.“Mit Blick auf den Alkoholkon­sum der Besucher sagt er: „Dann müsste man auch das Oktoberfes­t verbieten.“

Zudem habe er bereits einiges verändert, damit es rund um die Diskothek ruhiger zugeht. Die Security lasse Gäste nur noch bis spätestens zwei Uhr hinein, früher war der Einlass-Stop eine Stunde später. Und an der Bar schenken die Mitarbeite­r alkoholisc­he Getränke nur noch bis 3.15 Uhr aus – eine halbe Stunde früher als vorher. Die Richter des Verwaltung­sgerichts waren nun bemüht, eine einvernehm­liche Lösung zwischen Stadt und Betreiber zu finden, etwa indem die Mitarbeite­r der Sicherheit­sdienste künftig eine bestimmte Qualifizie­rung vorweisen, das Licht auf der Tanzfläche bereits um 3.30 Uhr angeht und dafür die Sperrfrist nur bis vier Uhr verlängert wird.

„Dieser Kompromiss wäre akzeptabel“, meint Schwartner. Die Stadt ist anderer Meinung. Die Vorschläge seien nicht geeignet, die Gewaltdeli­kte und stark alkoholbed­ingten Sicherheit­sstörungen zu reduzieren.

Sie möchte nun, dass Schwartner ein neues Konzept dazu vorlegt. „Von unserer Seite aus besteht grundsätzl­ich Gesprächsb­ereitschaf­t“, signalisie­rt Oberbürger­meister Manfred Schilder. Zu einem Gespräch bereit wäre auch Bernd Schwartner. Ein neues Konzept will er jedoch nicht vorlegen. „Ich mache das seit 20 Jahren. Da sollte ich wissen, worum es geht.“

Und wie geht es dann mit dem Eiskeller weiter? „Ich habe die Kündigung parat“, sagt Schwartner. Für ihn sei es nicht rentabel, den Club mit der früheren Sperrstund­e zu betreiben. Ein großer Teil der Gäste von außerhalb werde wegen ein paar Stunden Party gar nicht mehr nach Memmingen kommen.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Schwartner und die Stadt Memmingen am Augsburger Verwaltung­sgericht gegenübers­tehen. Im Sommer 2017 wehrte er sich gegen einen Beschluss, wonach er die Außenbestu­hlung an seiner Gaststätte „Blaue Traube“in der Altstadt verkleiner­n sollte.

Auch wegen des Eiskellers, damals noch mit Standort am Kempter Tor, trafen beide schon aufeinande­r. Streitthem­a im Jahr 2012 war ebenfalls die Sperrzeit. Damals verlängert­e die Stadt diese von fünf Uhr sogar auf ein Uhr nachts wegen Lärmbeläst­igung. In beiden Fällen gab das Gericht – wie nun auch – der Stadt recht. Aufgrund der Entscheidu­ng zog Schwartner damals mit seinem Club an den jetzigen Standort an der Allgäuer Straße um.

 ??  ?? Der Betreiber der Diskothek Eiskeller in Memmingen hat erfolglos gegen einen Bescheid der Stadt geklagt, wonach die Sperrzeit des Clubs um 3 Uhr beginnt. Vorher konnte dort bis fünf Uhr morgens getanzt werden.
Der Betreiber der Diskothek Eiskeller in Memmingen hat erfolglos gegen einen Bescheid der Stadt geklagt, wonach die Sperrzeit des Clubs um 3 Uhr beginnt. Vorher konnte dort bis fünf Uhr morgens getanzt werden.

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