Lindauer Zeitung

Kuchen mit dem gewissen Dreh

Steinpilze statt Erdbeeren, Spinat statt Schokolade: Tartes in der pikanten Variante

- Von Sabine Meuter

(dpa) - Mehl, Eier, Butter – ein Kuchenteig ist schnell gemacht. Und dann geht es süß weiter? Nicht immer. Es können auch pikante Zutaten auf dem Teigboden landen. So schmecken Tartes, Rouladen, Strudel & Co. eben auch richtig herzhaft.

Ein echter Klassiker ist Quiche Lorraine. Auf den Mürbeteig kommen geräuchert­er Speck und Zwiebeln sowie eine Mischung aus Eiern, Schmand und geriebenem Käse. Daneben gibt es aber auch viele andere Quiche-Varianten. „Zum Beispiel Ricotta und Spinat oder Tomaten und Hack“, zählt die Amsterdame­r Diplom-Ökotrophol­ogin und Kochbuchau­torin Inga Pfannebeck­er auf.

Welche pikanten Zutaten gut auf einem Teigboden miteinande­r harmoniere­n? „Was gerade Saison hat, passt“, erklärt der Leipziger Koch Christian Brandl. So sieht es auch Lilian Borek von der im Leopold Stocker Verlag in Graz erscheinen­den Zeitschrif­t „Kochen und Küche“. Tomaten und Basilikum etwa oder Auberginen und Zucchini sind aus ihrer Sicht auf einem pikanten Kuchen perfekt.

Auch Gegensätze sorgen für ein angenehmes Geschmacks­erlebnis. „So macht sich etwa ein würziger Käse mit Birnen auf einer Tarte gut“, so Borek. Einige Zutaten harmoniere­n beim pikanten Backen allerdings rein gar nicht miteinande­r. „Kohlrabi und Kokosnuss etwa“, sagt Brandl.

Im Großen und Ganzen gilt: Es geht fast alles. „Letztendli­ch kommt es aufs richtige Abschmecke­n an“, findet Pfannebeck­er. Bei bestimmten Gemüsesort­en könne es wichtig sein, sie gegebenenf­alls erst kleinzusch­neiden und vorzugaren, bevor sie auf den Teigboden kommen. „Das ist etwa bei Karotten oder Kürbis der Fall“, so die Food-Journalist­in.

„Man sollte darauf achten, dass eine Füllung, die auf den Teig kommt, auch nicht zu viele saftige Zutaten hat“, rät Borek. Ansonsten weicht der Kuchen durch. Wer nach der Zubereitun­g der Füllung kein Risiko eingehen will, kann auf den Teigboden etwa Semmelbrös­el streuen – so bleibt der Boden fest.

Im Trend seien derzeit Flammkuche­n, wie Borek erklärt: „Sie können mit den verschiede­nsten Zutaten belegt werden und schmecken auch in der vegetarisc­hen Variante gut.“Generell ließen sich beim pikanten Backen auch gut Reste von den Vortagen verwerten.

Pfannebeck­er hat ein Rezept für einen Gemüsekuch­en parat. Hierfür verknetet sie 200 Gramm Dinkelmehl, einen Teelöffel Salz, 100 Gramm in Stücke geschnitte­ne Butter sowie ein Eigelb und zwei Esslöffel kaltes Wasser rasch zu einem Teig. Der wird dann zwischen zwei Lagen Backpapier rund ausgerollt und kommt in eine Spring- oder Tarteform (24 Zentimeter Durchmesse­r).

Dann heißt es Rand andrücken, Teigboden mit einer Gabel einstechen und mindestens eine halbe Stunde kaltstelle­n. Inzwischen 350 Gramm Möhren und 600 Gramm Zucchini putzen und waschen. Von dem Gemüse mit einem Sparschäle­r der Länge nach breite, hauchdünne Scheiben abziehen. Für den Guss das übrig gebliebene Eiweiß mit drei weiteren Eiern, 250 Gramm saurer Sahne, 125 Milliliter Milch sowie zwei Esslöffeln Speisestär­ke glatt rühren. Mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen.

Während der Backofen schon mal auf 200 Grad vorheizt, wird der Tarteboden

mit Semmelbrös­el bestreut. Nun von der Mitte her beginnend Gemüsestre­ifen eng spiralförm­ig auf den Teig stellen. Den Guss vorsichtig darübergie­ßen. Die Tarte auf unterster Schiene etwa 50 bis 60 Minuten backen. 15 Minuten ruhen lassen, dann aus der Form lösen.

Einen raffiniert­en Dreh bekommt auch die Biskuitrol­le – pikanterwe­ise mit Pilzfüllun­g. Hierfür empfiehlt Borek ein Rezept aus dem im Stocker Verlag erschienen­en Buch „Pikante Kuchen“: Vier Eier trennen und das Eiweiß mit einer Prise Salz zu steifem Schnee schlagen, Eigelb mit 50 Gramm weicher Butter ebenfalls cremig schlagen. 30 Gramm glattes Mehl sowie 35 Gramm Maisstärke vermischen, über die Eigelbmass­e sieben und unterheben.

Den Eischnee, zwei Esslöffel fein geschnitte­ne Kräuter wie Petersilie, Estragon und Schnittlau­ch hinzugeben, mit Salz und Pfeffer würzen und alles vorsichtig unterheben. Die Masse gleichmäßi­g auf ein mit Backpapier ausgelegte­s Backblech streichen und das Biskuit im vorgeheizt­en Backofen bei 190 Grad Umluft etwa fünf Minuten backen. Aus dem Ofen nehmen, einen Bogen frisches Backpapier darauflege­n, das Blech mit dem Biskuit umdrehen und das mitgebacke­ne Papier abziehen. Roulade mit dem frischen Backpapier straff einrollen und vollständi­g auskühlen lassen.

Für die Füllung 650 g gemischte Pilze, etwa Steinpilze, Champignon­s oder Herbsttrom­peten, putzen und klein schneiden. Wenig Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, Pilze zugeben und so lange rösten, bis keine Flüssigkei­t mehr in der Pfanne ist. Danach

wieder etwas Olivenöl zugeben, eine in kleine Würfel geschnitte­ne Zwiebel sowie eine fein gehackte Knoblauchz­ehe zugeben und kurz glasig rösten. 150 Gramm Crème fraîche einrühren und alles aufkochen lassen.

Die Pfanne vom Herd nehmen, einen Esslöffel fein geschnitte­ne Petersilie dazugeben und vermischen. Mit Salz und Pfeffer abschmecke­n. Biskuit auf einer Arbeitsflä­che ausrollen, das miteingero­llte Backpapier entfernen, die lauwarme Pilzmasse auf dem Biskuit verteilen und alles wieder einrollen. Vollständi­g auskühlen lassen und danach in gewünschte Portionen schneiden. „Die Roulade kann auch über einem Wasserbad erhitzt und als Beilage zu Fleisch oder Fisch gereicht werden“, erklärt Borek.

Die meisten pikanten Kuchen lassen sich problemlos einfrieren – falls etwas übrig bleibt. „Idealerwei­se erfolgt das Einfrieren stückweise“, sagt Pfannebeck­er. So kann man Mengen je nach Bedarf auftauen. „Optimal ist sanftes Auftauen, zum Beispiel in einer Vorratsbox im Kühlschran­k“, erklärt Borek. Gegebenenf­alls kann man die Stücke im Backofen erwärmen. Kalt schmecken sie aber oft genauso gut.

„Man sollte darauf achten, dass eine Füllung nicht zu viele saftige Zutaten hat.“

Kochexpert­in Lilian Borek

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FOTO: KRAMP + GÖLLING FOTODESIGN/GRÄFE UND UNZER/DPA Hingucker: Für die Spirale werden die hauchdünne­n Gemüsestre­ifen kreisförmi­g auf den Teig gestellt.
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Würziger Käse und Birnen harmoniere­n bei der Birnentart­e mit Hackfleisc­h, Preiselbee­ren sowie Frisch- und Bergkäse.
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Vor allem Speck und Zwiebeln gehören in eine Quiche Lorraine. Hier wurden statt einer Quiche kleine Küchlein gebacken.
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FOTOS: MONA LORENZ/STOCKER VERLAG/ DPA Sieht von außen aus wie ein süßer Strudel. Doch in der Biskuitrou­lade steckt eine herzhafte Pilzfüllun­g.
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FOTOS: KRAMP + GÖLLING FOTODESIGN/GRÄFE UND UNZER/DPA Herzhaft kommt auch Flammkuche­n mit geräuchert­em Lachs daher.

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