Erst starke Staffeln, dann viele Fehlschüsse
WM endet für deutsche Biathleten mit Freude und Ärger – Röiseland holt sieben Medaillen
(SID/dpa) - Der ernüchternde Abschluss einer überwiegend erfreulichen Weltmeisterschaft verhagelte Denise Herrmann die Laune. „Das ärgert mich ungemein“, schimpfte Deutschlands aktuell beste Biathletin, nachdem sie im Massenstart von Antholz nach sieben (!) Strafrunden nur den zwölften Platz erreicht hatte. „Die WM war sehr, sehr gut“, bilanzierte die 31-Jährige, die in Südtirol zweimal Silber gewonnen hatte zwar – „aber wenn man sieht, was möglich gewesen wäre, wenn man am Schießstand ein bisschen besser gearbeitet hätte, dann ist das trotzdem ein bisschen ärgerlich.“
Zwar verpassten auch die Männer im abschließenden Massenstartrennen Edelmetall – Johannes Kühn wurde beim Sieg des norwegischen Ausnahmekönners Johannes Thingnes Bö als bester Deutscher Zehnter –, doch durften sich die Athleten des Deutschen Skiverbandes trotzdem über eine erfolgreiche WM freuen.
Bundestrainer Mark Kirchner hatte sich im Vorfeld „fünf bis sechs Medaillen“gewünscht, am Ende sind es fünf geworden. Denise Herrmann (Verfolgung), Vanessa Hinz (Einzel), das Duo Franziska Preuß/Erik Lesser (Single-Mixed-Staffel) sowie die Frauen-Staffel holten Silber, das Männer-Quartett gewann Bronze. Vor allem die Frauen übertrafen die Erwartungen. Jedoch war es seit 1986 in Oslo erst die zweite Weltmeisterschaft (nach Nove Mesto 2013), die ohne deutschen Weltmeister oder deutsche Weltmeisterin endete.
Ausschlaggebend für den medaillenlosen Abschluss der Biathletinnen war vor allem das dritte Schießen. Herrmann war zu diesem in der Spitzengruppe gekommen, handelte sich aber vier Strafrunden ein. „Schande über mein Haupt“, sagte sie nach dem Rennen. „Das war eine Serie, die ist so an mir vorübergegangen. Und dann läufst du weg und fragst dich: ,Was ist denn jetzt eigentlich passiert?‘“Preuß wurde nach insgesamt drei Fehlern als Achte beste Deutsche.
Auch bei den Männern, die erstmals seit 2016 eine WM ohne Einzelmedaille beendet haben, haperte es (wieder einmal) am Schießstand. Sowohl Kühn als auch Benedikt Doll auf Platz zwölf mussten vier Extrarunden drehen, Sprint-Olympiasieger Arnd Peiffer schoss als 21. fünfmal daneben, Philipp Horn (24.) gar siebenmal. „Ich bin froh, wenn wir jetzt heimfahren. Der Schießstand ist so schwer“, klagte Kühn.
Geschichte schrieb indes Marte Olsbu Röiseland: Die Norwegerin gewann im Massenstart vor Lokalmatadorin Dorothea Wierer ihre fünfte (!)
Goldmedaille in Antholz, als erste Athletin holte sie bei einer WM sieben Medaillen. „Das war einfach eine tolle Weltmeisterschaft“, sagte die 29-Jährige. Ihr Landsmann Bö holte vor Quentin Fillon Maillet und Emilien Jacquelin (beide Frankreich) sein erstes Einzelgold in Südtirol – zuvor hatte er schon mit der Mixed- und der Single-Mixed-Staffel triumphiert.
Überschattet wurde die WM von der Dopingrazzia im Hotelzimmer des russischen Sprint-Weltmeisters Alexander Loginow am frühen Samstagmorgen. Die Staatsanwaltschaft Bozen führte die Durchsuchung auf Basis von Paragraph 586 des Strafgesetzbuches durch. Dieser untersagt die Verwendung oder Verabreichung von Dopingmitteln. Nur eine Woche zuvor hatte Loginow, der 2014 des Epo-Dopings überführt und für zwei Jahre gesperrt worden war, mit seinem überraschenden WM-Titel im Sprint die Gemüter erhitzt. Die Staffel am Samstag lief der 28-Jährige noch, auf den Massenstart verzichtete er.
Arnd Peiffer zeigte sich ob der Nachricht über die Razzia besorgt. Gewiss nicht als Einziger. „Ich hoffe einfach“, sagte der 32-Jährige, „dass da nicht wieder was ist und sich keine Verdachtsfälle erhärten. Das wäre mein Wunsch.“