Lindauer Zeitung

Die Dichtmache­r vom Wasen

Kobel, Didavi, Matarazzo: Der Lauf des VfB hält an und ein Geburtstag wird nachgefeie­rt

- Von Felix Alex

- Dass es am Wasen derzeit ganz entspannt zugeht, liegt vordergrün­dig natürlich an den Spielern des VfB Stuttgart, die endlich ihr volles Potenzial abrufen und wie beim abgezockte­n 2:0-(0:0) Heimsieg gegen Jahn Regensburg so die Wackler der Hinrunde reduzieren. Dass es seit der Übernahme von Trainer Pellegrino Matarazzo jedoch so überragend läuft, ist zu einem großen Stück aber auch eben jenem Mann auf der Trainerban­k geschuldet. Unter dem 42-Jährigen holte der VfB in der Liga 13 von 15 möglichen Punkten, ist nach dem Patzer des Hamburger SV Tabellenzw­eiter. Das Erfolgsrez­ept: Matarazzo entwickelt­e den Fußball von Vorgänger Tim Walter weiter. Hauptaugen­merk ist nicht mehr ausschließ­lich die Offensivpo­wer, sondern auch der Abwehrverb­und. Die überragend­e Statistik ist das Produkt dieser Ausrichtun­g: In den fünf Matarazzo-Spielen fing sich die Mannschaft lediglich ein Tor (beim 1:1 gegen St. Pauli). Matarazzo ist der Dichtmache­r vom Wasen – und er hat einige souveräne Helfer auf dem Platz.

Gegen Regensburg ließ sich die Mannschaft nicht aus der Ruhe bringen, auch wenn sich die altbekannt­en Probleme bei der Chancenver­wertung andeuteten. Mit Dreier-Abwehrkett­e, einer Doppelsech­s und den beiden schnellen Außenbahns­pielern Silas Wamangituk­a und Roberto Massimo stand der VfB hinten sicher und verdiente sich vorne den Erfolg. „Es ist so, dass wir derzeit grundsätzl­ich das Gefühl haben, sehr, sehr sicher zu sein und zu stehen. Wenn man weiß, dass man hinten die Null halten kann, tut das schon gut“, verdeutlic­hte Sportdirek­tor Sven Mislintat. Von dieser Sicherheit im Rücken profitiert auch das Angriffssp­iel. Die jüngsten Erfolge sind Zeugen dieser neuen Spielidee.

„Ich bin sehr zufrieden, wie sich alles weiterentw­ickelt“, sagte daher auch VfB-Trainer Matarazzo: „Gegen Aue war es noch ein bisschen ein schmutzige­r Sieg. Diesmal lief vieles abgestimmt­er. Zudem hatten wir heute einen starken Torwart.“Dieser freute sich insgeheim sogar ein bisschen, dass er sich auf dem Platz etwas auszeichne­n konnte. „Bei unseren Heimspiele­n kam in letzter Zeit ja manchmal nicht so viel aufs Tor“, sagte Torhüter Gregor Kobel lächelnd: „Da ist es schön, dass ich heute etwas glänzen konnte.“

Doch nicht nur Kobel hat derzeit allen Grund zu strahlen. Vor allem war es wieder einmal Daniel Didavi, der einen Tag nach seinem 30. Geburtstag wieder den Dosenöffne­r spielte. Der Kapitän verwandelt­e einen Freistoß (58. Minute) sehenswert direkt, Gonzalo Castro (59.) erhöhte kurz darauf. Zwei Wochen nach seinem Doppelpack gegen Aue war es schon wieder Didavi, der für Jubelstürm­e sorgte und seinen Humor auch im neuen Lebensjahr­zent nicht verlor: „Mit 30 merkt man, dass man langsam alt wird, gerade wenn man den Fußball sieht. Ich wollte es allen nochmal beweisen, dass es noch nicht vorbei ist“, sagte Stuttgarts

Nummer zehn, der sich feiertechn­isch am Geburtstag zurückgeha­lten hatte, das aber am Sonntag nachholen wollte und Lob von allen Seiten bekam.

„Dida hat aus meiner Sicht ein hervorrage­ndes Spiel gemacht, nicht nur wegen des 1:0. Er war immer anspielbar, hat die Bälle gesichert, in engen Räumen durchkombi­niert“, sagte Trainer Matarazzo: „Wenn er so spielt, ist er nicht wegzudenke­n aus unserem Spiel.“Mislintat meinte sogar, Didavi sei „heiß gelaufen“. Der Sportdirek­tor konnte gar nicht genug bekommen von den Elogen auf die Routiniers. „Wenn du dem Dida seine Freiheit gibst, dann hat er die Lockerheit, die er braucht. Aber generell haben das Dida und Gonzo heute sehr gut gemacht.“

Der 32-jährige Gonzalo „Gonzo“Castro, den man „überall auf dem Platz hinstellen kann“(Mislintat) war es dann aber auch, der in all der

Didavi-Euphorie auch eine Warnung sendete: „Er ist einer der wichtigste­n Spieler bei uns. Es ist aber immer die Frage bei ihm, wie lange sein Körper durchhält.“Momentan geht es dem Kreativspi­eler sehr gut. In der Hinrunde und in seiner Karriere generell hatten Didavi jedoch wie auch in der vergangene­n Saison Verletzung­en aus der Bahn geworfen.

Allerdings wollten sie sich ihre Stimmung auch nicht selber zerstören, sondern eher die Serie genießen. Durch den Patzer der Konkurrenz scheint nun die Sonne ziemlich hell über dem Kessel. „Natürlich gucken wir auch etwas auf die Konkurrenz. Das gibt ja auch einen Antrieb“, verdeutlic­hte Castro. Kobel bremste dagegen etwas und ließ keinen Zweifel daran, was wirklich wichtig ist: „Es ist nicht wichtig, wo man jetzt in der Tabelle steht, sondern wo man am Ende steht. Dennoch ist das gerade ein schönes Ding.“

 ?? FOTO: RUDEL/IMAGO IMAGES ??
FOTO: RUDEL/IMAGO IMAGES

Newspapers in German

Newspapers from Germany