Die Dichtmacher vom Wasen
Kobel, Didavi, Matarazzo: Der Lauf des VfB hält an und ein Geburtstag wird nachgefeiert
- Dass es am Wasen derzeit ganz entspannt zugeht, liegt vordergründig natürlich an den Spielern des VfB Stuttgart, die endlich ihr volles Potenzial abrufen und wie beim abgezockten 2:0-(0:0) Heimsieg gegen Jahn Regensburg so die Wackler der Hinrunde reduzieren. Dass es seit der Übernahme von Trainer Pellegrino Matarazzo jedoch so überragend läuft, ist zu einem großen Stück aber auch eben jenem Mann auf der Trainerbank geschuldet. Unter dem 42-Jährigen holte der VfB in der Liga 13 von 15 möglichen Punkten, ist nach dem Patzer des Hamburger SV Tabellenzweiter. Das Erfolgsrezept: Matarazzo entwickelte den Fußball von Vorgänger Tim Walter weiter. Hauptaugenmerk ist nicht mehr ausschließlich die Offensivpower, sondern auch der Abwehrverbund. Die überragende Statistik ist das Produkt dieser Ausrichtung: In den fünf Matarazzo-Spielen fing sich die Mannschaft lediglich ein Tor (beim 1:1 gegen St. Pauli). Matarazzo ist der Dichtmacher vom Wasen – und er hat einige souveräne Helfer auf dem Platz.
Gegen Regensburg ließ sich die Mannschaft nicht aus der Ruhe bringen, auch wenn sich die altbekannten Probleme bei der Chancenverwertung andeuteten. Mit Dreier-Abwehrkette, einer Doppelsechs und den beiden schnellen Außenbahnspielern Silas Wamangituka und Roberto Massimo stand der VfB hinten sicher und verdiente sich vorne den Erfolg. „Es ist so, dass wir derzeit grundsätzlich das Gefühl haben, sehr, sehr sicher zu sein und zu stehen. Wenn man weiß, dass man hinten die Null halten kann, tut das schon gut“, verdeutlichte Sportdirektor Sven Mislintat. Von dieser Sicherheit im Rücken profitiert auch das Angriffsspiel. Die jüngsten Erfolge sind Zeugen dieser neuen Spielidee.
„Ich bin sehr zufrieden, wie sich alles weiterentwickelt“, sagte daher auch VfB-Trainer Matarazzo: „Gegen Aue war es noch ein bisschen ein schmutziger Sieg. Diesmal lief vieles abgestimmter. Zudem hatten wir heute einen starken Torwart.“Dieser freute sich insgeheim sogar ein bisschen, dass er sich auf dem Platz etwas auszeichnen konnte. „Bei unseren Heimspielen kam in letzter Zeit ja manchmal nicht so viel aufs Tor“, sagte Torhüter Gregor Kobel lächelnd: „Da ist es schön, dass ich heute etwas glänzen konnte.“
Doch nicht nur Kobel hat derzeit allen Grund zu strahlen. Vor allem war es wieder einmal Daniel Didavi, der einen Tag nach seinem 30. Geburtstag wieder den Dosenöffner spielte. Der Kapitän verwandelte einen Freistoß (58. Minute) sehenswert direkt, Gonzalo Castro (59.) erhöhte kurz darauf. Zwei Wochen nach seinem Doppelpack gegen Aue war es schon wieder Didavi, der für Jubelstürme sorgte und seinen Humor auch im neuen Lebensjahrzent nicht verlor: „Mit 30 merkt man, dass man langsam alt wird, gerade wenn man den Fußball sieht. Ich wollte es allen nochmal beweisen, dass es noch nicht vorbei ist“, sagte Stuttgarts
Nummer zehn, der sich feiertechnisch am Geburtstag zurückgehalten hatte, das aber am Sonntag nachholen wollte und Lob von allen Seiten bekam.
„Dida hat aus meiner Sicht ein hervorragendes Spiel gemacht, nicht nur wegen des 1:0. Er war immer anspielbar, hat die Bälle gesichert, in engen Räumen durchkombiniert“, sagte Trainer Matarazzo: „Wenn er so spielt, ist er nicht wegzudenken aus unserem Spiel.“Mislintat meinte sogar, Didavi sei „heiß gelaufen“. Der Sportdirektor konnte gar nicht genug bekommen von den Elogen auf die Routiniers. „Wenn du dem Dida seine Freiheit gibst, dann hat er die Lockerheit, die er braucht. Aber generell haben das Dida und Gonzo heute sehr gut gemacht.“
Der 32-jährige Gonzalo „Gonzo“Castro, den man „überall auf dem Platz hinstellen kann“(Mislintat) war es dann aber auch, der in all der
Didavi-Euphorie auch eine Warnung sendete: „Er ist einer der wichtigsten Spieler bei uns. Es ist aber immer die Frage bei ihm, wie lange sein Körper durchhält.“Momentan geht es dem Kreativspieler sehr gut. In der Hinrunde und in seiner Karriere generell hatten Didavi jedoch wie auch in der vergangenen Saison Verletzungen aus der Bahn geworfen.
Allerdings wollten sie sich ihre Stimmung auch nicht selber zerstören, sondern eher die Serie genießen. Durch den Patzer der Konkurrenz scheint nun die Sonne ziemlich hell über dem Kessel. „Natürlich gucken wir auch etwas auf die Konkurrenz. Das gibt ja auch einen Antrieb“, verdeutlichte Castro. Kobel bremste dagegen etwas und ließ keinen Zweifel daran, was wirklich wichtig ist: „Es ist nicht wichtig, wo man jetzt in der Tabelle steht, sondern wo man am Ende steht. Dennoch ist das gerade ein schönes Ding.“