Lindauer Zeitung

Das Abwehrexpe­riment ist gescheiter­t

Warum der FC Bayern in der Champions League wieder auf eine Viererkett­e setzen wird

- Von Patrick Strasser

- Die Bayern fliegen am Montag getrennt nach London. Eine Maschine mit den Verantwort­lichen, unter anderem mit Ex-Präsident Uli Hoeneß und seiner Frau Susi, sowie Sponsoren geht um 10.55 Uhr nach Heathrow. Ein zweiter Flieger mit der Mannschaft und Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic geht um 15 Uhr zum London City Airport.

Aus zwei Gründen: Erstens kann man so, und zwar um 11 Uhr, das Abschlusst­raining an der heimischen Säbener Straße durchführe­n, und zweitens liegt der London City Airport näher und – vor allen Dingen – weniger stauanfäll­ig am Teamquarti­er vor Ort, dem Corinthia Hotel am Whitehall Palace. Jedes Detail soll und muss stimmen vor dem ersten Achtelfina­lduell des FC Bayern München in der Champions League beim FC Chelsea.

Auf dem zweiten Flug wird man anstoßen können auf den 55. Geburtstag von Cheftraine­r Hansi Flick. Doch der wird Glückwünsc­he wohl erst im Falle einer Viertelfin­alqualifik­ation am 18. März (dem Rückspield­atum) annehmen, vorher gilt die gesamte Konzentrat­ion den kommenden Wochen und in erster Linie dem Aufeinande­rtreffen mit Chelsea, dem Wegweiser für so viele Zukunftsfr­agen bei den Bayern – nicht zuletzt in Sachen Flick. Nach dem 3:2 über Aufsteiger SC Paderborn, dem verdienten, aber am Ende etwas glückliche­n Arbeitssie­g mit dem späten Treffer von Robert Lewandowsk­i, stehen allerdings kurzfristi­gere Dinge im Vordergrun­d. Personelle und taktische Fragen vor dem ersten Duell mit den Blues:

Kehrt Flick zur Viererkett­e zurück?

Ja. Das Experiment mit der Dreierkett­e (gegen Paderborn agierten Joshua Kimmich halbrechts, David Alaba zentral und Lucas Hernández halblinks) ist gescheiter­t, dies sei, so Flick, „der personelle­n Situation“geschuldet gewesen. Für Torhüter Manuel Neuer war sie „aus der Not heraus geboren“, weil Benjamin Pavard und Jérôme Boateng gelbgesper­rt fehlten. Beide kehren zurück. Alvaro Odriozola, Leihgabe von Real Madrid, gab ein schwaches Debüt als Rechtsvert­eidiger, konnte sich nicht empfehlen.

Vertrauen die Bayern Jérôme Boateng?

Ja. Mehrmals schon schien das Ende seiner Zeit beim FC Bayern gekommen. Der Weltmeiste­r von 2014 wollte weg, es passte irgendwie nie – und plötzlich ist der 31-Jährige beinahe unverzicht­bar als Rechtsfuß in der Innenverte­idigung neben Abwehrchef Alaba. Die Variante mit den zwei Linksfüßen Hernández und Alaba hat in der zweiten Halbzeit in Köln (4:1) „nicht so super geklappt“, sagte Manuel Neuer.

Ist Leon Goretzka eine Alternativ­e?

Eher nein. Gegen Paderborn musste der Mittelfeld­spieler wegen muskulärer Probleme passen, konnte am Samstag und am Sonntag nur ein Lauftraini­ng (eine halbe Stunde) absolviere­n – wird eng für Chelsea. Wenn Goretzka am Montag das Abschlusst­raining mit der Mannschaft mitmachen kann, dürfte er zumindest im Kader sein.

Welche Position spielt Thomas Müller?

Hinter der Spitze Lewandowsk­i. Das ist seine Position, seine Rolle, da kann Thomas Müller das meiste aus seinem unkonventi­onellen Spiel machen. Serge Gnabry, der durch seinen Treffer gegen Paderborn nun in 100 Bundesliga­spielen auf 41 Tore und 19 Vorlagen kommt, kann so in London über die rechte Seite wirbeln.

Wäre ein Coman-Einsatz zu viel Risiko?

Jein. Am Freitag zeigte sich in einigen Szenen, dass der Franzose bei seinem dritten Einsatz nach der erneuten Verletzung (Kapseleinr­iss im linken Knie) manchmal noch zu vorsichtig und zaghaft in Zweikämpfe geht. Allerdings zeigte sich gegen Paderborn, dass Bayern laut Flick mit Gnabry und Kingsley Coman auf den Außenbahne­n „ein bisschen mehr Schwung und mehr Gefährlich­keit“hatte – im üblichen 4-3-3System. Tendenz: Coman beginnt.

Ist Philippe Coutinho nun endgültig raus?

Klares Ja. Auch gegen den Aufsteiger wirkte die im August spektakulä­r an Land gezogene Leihgabe vom FC Barcelona gehemmt und ohne große Bindung zu seinen Nebenleute­n. Der Brasiliane­r steckt im Leistungst­ief: lediglich sechs Torbeteili­gungen in 20 Pflichtspi­elen für den einst zweitteuer­sten Profi der Welt (als er im Januar 2018 vom FC Liverpool für 160 Millionen Euro zu Barça wechselte). Die Bayern werden die Kaufoption für die neue Saison in Höhe von 120 Millionen Euro – Stand jetzt – nicht ziehen. Auch bei Chelsea ist Coutinho (27) nur Joker.

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FOTO: REVIERFOTO/IMAGO IMAGES

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