Hotz will Teamplayer und Vordenker sein
Der 35-Jährige ist im Privaten lockerer als er bei öffentlichen Auftritten meist wirkt.
- Er ist der jüngste der OBKandidaten, wirkt aber oft deutlich älter. Doch zumindest im Privaten zeigt Mathias Hotz auch ganz andere Seiten. Als Oberbürgermeister will er Teamplayer und Vordenker sein.
Nicht nur das Kabaräh hat sich lustig gemacht, weil das öffentliche Auftreten von Mathias Hotz oft hölzern und steif wirkt. Auch Freunde würde ihm nach Auftritten widerspiegeln, dass mehr Lockerheit nicht schlecht wäre. Warum er sich nicht so verhalten würde wie bei privaten Gelegenheiten, werde er dann gefragt. Andererseits sagten ihm die Freunde auch, dass er weiter ernsthaft und gewissenhaft bleiben soll. „Bitte verbiege Dich nicht“, hätten ihm Bekannte schon mehrfach gesagt. So seien öffentliche Auftritte nicht ganz einfach. Grundsätzlich gelte aber, dass er nicht so humorlos sei, wie er oft wahrgenommen werde, betont Hotz: „Ich bin eigentlich viel, viel heiterer, viel, viel lustiger, als es auf der Bühne erscheinen mag.“
Andererseits ist das eine eben das private Leben und das andere die politische Arbeit. Und da ist es Hotz schon sehr wichtig, dass er tief in die Fragen und Problemstellungen eindringt. Oberflächliches Befassen mag er nicht. Das bringe die Stadt nicht weiter. Deshalb schüttelt er auch den Kopf über diejenigen, die im Stadtrat oft lange Reden halten, aber ihre politischen Ideen nicht in Anträge fassen. Denn Politik passiert in Anträgen, über die der Stadtrat abstimmt und damit festlegt, ob er solche Ideen weiter verfolgen will oder nicht.
Mit seiner OB-Kandidatur setzt Hotz den Schlusspunkt hinter die Hängepartie in der Lindauer CSU. Er bekräftigt erneut, dass er vor zwei Jahren nicht bereit war, um Oberbürgermeister zu werden. Damals habe er gerade ein Haus gebaut und wollte eine Familie gründen. „Ich hätte das damals einfach nicht geschafft.“Inzwischen ist das Haus fertig, er hat Fachanwaltsprüfungen hinter sich und ist Vater eines Sohnes, der gerade ein Jahr alt geworden ist. Jetzt ist der Zeitpunkt richtig.
Gefragt, ob ihm das nicht leid tut, dass er seinen Sohn im Fall einer Wahl noch seltener zu sehen bekommen wird als heute, lächelt Hotz und sagt, dass das vor allem eine Sache der Planung ist. So nimmt er sich schon heute morgens eine Stunde zum Spielen mit dem Kind. Weil zwischen Büro und Wohnung nicht mal ein Kilometer Luftlinie liegt, könne er auch mittags schnell nach Hause fahren.
Und in der CSU sei die Lage inzwischen auch beruhigt. Seitdem eine junge Mannschaft den Ortsverband führt und seitdem sich die Bürgerunion auch mit einer eigenen Stadtratsliste von der CSU getrennt hat, bewege sich seine Partei in Lindau in ruhigem Fahrwasser. Vor der Nominierung war sich Hotz nicht ganz sicher, aber jetzt spürt er deutlich Rückenwind: „Da ist Klarheit und Ruhe eingekehrt.“
Als Jurist, der zudem Verwaltungswissenschaft studiert hat, fühlt sich Hotz gut vorbereitet auf das Amt des Oberbürgermeisters in seiner Heimatstadt. Dass Bürgermeister Karl Schober auf ihn zukam und ihn gefragt hat, ob er als Kandidat der CSU antreten wolle, macht Hotz stolz. Denn er wäre nicht angetreten, wenn nicht eine solche Persönlichkeit ihm das zugetraut hätte, sagt Hotz.
Der 35-Jährige betont zudem, dass er das OB-Amt nicht als Sprungbrett für eine politische Karriere sieht. Er wolle OB seiner Heimatstadt werden und nicht irgendwo anders. Denn Lindau sei ihm ein Herzensanliegen. Dabei überrascht er mit der Aussage, dass vieles in der Politik für ihn zuerst Bauchsache sei, bevor er den
Kopf einschalte, um etwas umzusetzen. Der Einsatz für die Therme oder für den Jahrmarkt am Hafen seien Bauchentscheidungen gewesen. Auch wenn andere gewarnt hätten, die Gefahr eines Scheiterns sei groß, hat Hotz daran festgehalten.
Um aber etwas durchzusetzen, zumal in einem Stadtrat mit zehn Fraktionen, sei dann der Kopf nötig. Da hat sich Hotz in den vergangenen Jahren durchaus als Strippenzieher und kluger Stratege erwiesen. Hinter den Kulissen hat er Mehrheiten gezimmert. Er ist Teil derer, die sich selbst fraktionsübergreifend „konstruktive Mehrheit“nennen. Dabei habe er seine Stärken als Vordenker einerseits, aber auch als Teamplayer und Moderator ausspielen können. Diese Fähigkeiten wolle er gerne auch als Oberbürgermeister einbringen, sagt Hotz. Als sein Erfolgsrezept stellt er dabei das heraus, was er „Grabenarbeit“und „Kärrnerarbeit“nennt. Denn da seien Detailkenntnisse bei den Themen wichtig und das Wissen darum, wo die Grenzen der anderen sind. In der Öffentlichkeit könne man damit nicht glänzen, aber ohne diese Fähigkeiten könne in Lindau niemand erfolgreich sein.
Hotz wirbt für die Kunst des Kompromisses. Allerdings müsse dabei jede Seite fest auf dem eigenen Eckpfeiler stehen: „Es darf niemand einem Kompromiss zustimmen, wenn er seinen eigenen Standpunkt verwässert.“Deshalb warnt Hotz vor extremen Standpunkten, denn die machen unfähig zum Kompromiss. Mit solchen Positionen werde letztlich niemand politischen Erfolg einheimsen, sondern „der wird am Ende Stillstand ernten“.
Auf diese Weise will Hotz auch als OB in Lindau Politik machen. So will er den Stadtrat entscheidungsfähig halten. Besser als bisher will er Bürger einbinden. Denn der OB dürfe nicht nur Vordenker in seiner Stadt sein. „Er muss auch wahnsinnig das Ohr am Bürger haben.“
Dass er dabei nicht in Filterblasen gerät und das Ohr nur an Einflüsterern hat, davor habe ihn bisher sein ehrenamtliches Engagement bewahrt, sagt Hotz. Dabei bezieht er sich auf sportliche Tätigkeiten, vor allem aber auf den Vorsitz des Kinderfestausschusses
Altstadt und die Tätigkeit im Kreisverband des Roten Kreuzes. Denn in diesen Vereinen treffe er auf Menschen aus allen politischen Richtungen, die mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg halten.
Außerdem setze er sich immer sachlich auseinander, betont Hotz. Wenn er eine Bauchentscheidung getroffen habe, sorge der Kopf dafür, dass das Herz nicht durchgeht. Denn in der Politik könne des verhängnisvoll werden, weiß er aus Stadtratssitzungen, wo nicht nur zu später Stunde keine guten Entscheidungen rauskommen: „Die emotionsgeladensten Diskussionen sind meistens nicht die besten.“
„Ich bin eigentlich viel, viel heiterer, viel, viel lustiger, als es auf der Bühne erscheinen mag.“
Oberbürgermeisterkandidat Mathias Hotz
„Es darf niemand einem Kompromiss zustimmen, wenn er seinen eigenen Standpunkt verwässert.“
Oberbürgermeisterkandidat Mathias Hotz
In der Reihe der Porträts der OBKandidaten sind Texte über Daniel Obermayr und Claudia Alfons bereits erschienen. Morgen stellt die LZ Claudia Halberkamp vor. Einen Podcast des Gesprächs mit Mathias Hotz finden Sie auf schwaebische.de/podcast und unter „Der Lindau Podcast“überall, wo es Podcasts gibt.