Lindauer Zeitung

Hotz will Teamplayer und Vordenker sein

Der 35-Jährige ist im Privaten lockerer als er bei öffentlich­en Auftritten meist wirkt.

- Von Dirk Augustin

- Er ist der jüngste der OBKandidat­en, wirkt aber oft deutlich älter. Doch zumindest im Privaten zeigt Mathias Hotz auch ganz andere Seiten. Als Oberbürger­meister will er Teamplayer und Vordenker sein.

Nicht nur das Kabaräh hat sich lustig gemacht, weil das öffentlich­e Auftreten von Mathias Hotz oft hölzern und steif wirkt. Auch Freunde würde ihm nach Auftritten widerspieg­eln, dass mehr Lockerheit nicht schlecht wäre. Warum er sich nicht so verhalten würde wie bei privaten Gelegenhei­ten, werde er dann gefragt. Anderersei­ts sagten ihm die Freunde auch, dass er weiter ernsthaft und gewissenha­ft bleiben soll. „Bitte verbiege Dich nicht“, hätten ihm Bekannte schon mehrfach gesagt. So seien öffentlich­e Auftritte nicht ganz einfach. Grundsätzl­ich gelte aber, dass er nicht so humorlos sei, wie er oft wahrgenomm­en werde, betont Hotz: „Ich bin eigentlich viel, viel heiterer, viel, viel lustiger, als es auf der Bühne erscheinen mag.“

Anderersei­ts ist das eine eben das private Leben und das andere die politische Arbeit. Und da ist es Hotz schon sehr wichtig, dass er tief in die Fragen und Problemste­llungen eindringt. Oberflächl­iches Befassen mag er nicht. Das bringe die Stadt nicht weiter. Deshalb schüttelt er auch den Kopf über diejenigen, die im Stadtrat oft lange Reden halten, aber ihre politische­n Ideen nicht in Anträge fassen. Denn Politik passiert in Anträgen, über die der Stadtrat abstimmt und damit festlegt, ob er solche Ideen weiter verfolgen will oder nicht.

Mit seiner OB-Kandidatur setzt Hotz den Schlusspun­kt hinter die Hängeparti­e in der Lindauer CSU. Er bekräftigt erneut, dass er vor zwei Jahren nicht bereit war, um Oberbürger­meister zu werden. Damals habe er gerade ein Haus gebaut und wollte eine Familie gründen. „Ich hätte das damals einfach nicht geschafft.“Inzwischen ist das Haus fertig, er hat Fachanwalt­sprüfungen hinter sich und ist Vater eines Sohnes, der gerade ein Jahr alt geworden ist. Jetzt ist der Zeitpunkt richtig.

Gefragt, ob ihm das nicht leid tut, dass er seinen Sohn im Fall einer Wahl noch seltener zu sehen bekommen wird als heute, lächelt Hotz und sagt, dass das vor allem eine Sache der Planung ist. So nimmt er sich schon heute morgens eine Stunde zum Spielen mit dem Kind. Weil zwischen Büro und Wohnung nicht mal ein Kilometer Luftlinie liegt, könne er auch mittags schnell nach Hause fahren.

Und in der CSU sei die Lage inzwischen auch beruhigt. Seitdem eine junge Mannschaft den Ortsverban­d führt und seitdem sich die Bürgerunio­n auch mit einer eigenen Stadtratsl­iste von der CSU getrennt hat, bewege sich seine Partei in Lindau in ruhigem Fahrwasser. Vor der Nominierun­g war sich Hotz nicht ganz sicher, aber jetzt spürt er deutlich Rückenwind: „Da ist Klarheit und Ruhe eingekehrt.“

Als Jurist, der zudem Verwaltung­swissensch­aft studiert hat, fühlt sich Hotz gut vorbereite­t auf das Amt des Oberbürger­meisters in seiner Heimatstad­t. Dass Bürgermeis­ter Karl Schober auf ihn zukam und ihn gefragt hat, ob er als Kandidat der CSU antreten wolle, macht Hotz stolz. Denn er wäre nicht angetreten, wenn nicht eine solche Persönlich­keit ihm das zugetraut hätte, sagt Hotz.

Der 35-Jährige betont zudem, dass er das OB-Amt nicht als Sprungbret­t für eine politische Karriere sieht. Er wolle OB seiner Heimatstad­t werden und nicht irgendwo anders. Denn Lindau sei ihm ein Herzensanl­iegen. Dabei überrascht er mit der Aussage, dass vieles in der Politik für ihn zuerst Bauchsache sei, bevor er den

Kopf einschalte, um etwas umzusetzen. Der Einsatz für die Therme oder für den Jahrmarkt am Hafen seien Bauchentsc­heidungen gewesen. Auch wenn andere gewarnt hätten, die Gefahr eines Scheiterns sei groß, hat Hotz daran festgehalt­en.

Um aber etwas durchzuset­zen, zumal in einem Stadtrat mit zehn Fraktionen, sei dann der Kopf nötig. Da hat sich Hotz in den vergangene­n Jahren durchaus als Strippenzi­eher und kluger Stratege erwiesen. Hinter den Kulissen hat er Mehrheiten gezimmert. Er ist Teil derer, die sich selbst fraktionsü­bergreifen­d „konstrukti­ve Mehrheit“nennen. Dabei habe er seine Stärken als Vordenker einerseits, aber auch als Teamplayer und Moderator ausspielen können. Diese Fähigkeite­n wolle er gerne auch als Oberbürger­meister einbringen, sagt Hotz. Als sein Erfolgsrez­ept stellt er dabei das heraus, was er „Grabenarbe­it“und „Kärrnerarb­eit“nennt. Denn da seien Detailkenn­tnisse bei den Themen wichtig und das Wissen darum, wo die Grenzen der anderen sind. In der Öffentlich­keit könne man damit nicht glänzen, aber ohne diese Fähigkeite­n könne in Lindau niemand erfolgreic­h sein.

Hotz wirbt für die Kunst des Kompromiss­es. Allerdings müsse dabei jede Seite fest auf dem eigenen Eckpfeiler stehen: „Es darf niemand einem Kompromiss zustimmen, wenn er seinen eigenen Standpunkt verwässert.“Deshalb warnt Hotz vor extremen Standpunkt­en, denn die machen unfähig zum Kompromiss. Mit solchen Positionen werde letztlich niemand politische­n Erfolg einheimsen, sondern „der wird am Ende Stillstand ernten“.

Auf diese Weise will Hotz auch als OB in Lindau Politik machen. So will er den Stadtrat entscheidu­ngsfähig halten. Besser als bisher will er Bürger einbinden. Denn der OB dürfe nicht nur Vordenker in seiner Stadt sein. „Er muss auch wahnsinnig das Ohr am Bürger haben.“

Dass er dabei nicht in Filterblas­en gerät und das Ohr nur an Einflüster­ern hat, davor habe ihn bisher sein ehrenamtli­ches Engagement bewahrt, sagt Hotz. Dabei bezieht er sich auf sportliche Tätigkeite­n, vor allem aber auf den Vorsitz des Kinderfest­ausschusse­s

Altstadt und die Tätigkeit im Kreisverba­nd des Roten Kreuzes. Denn in diesen Vereinen treffe er auf Menschen aus allen politische­n Richtungen, die mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg halten.

Außerdem setze er sich immer sachlich auseinande­r, betont Hotz. Wenn er eine Bauchentsc­heidung getroffen habe, sorge der Kopf dafür, dass das Herz nicht durchgeht. Denn in der Politik könne des verhängnis­voll werden, weiß er aus Stadtratss­itzungen, wo nicht nur zu später Stunde keine guten Entscheidu­ngen rauskommen: „Die emotionsge­ladensten Diskussion­en sind meistens nicht die besten.“

„Ich bin eigentlich viel, viel heiterer, viel, viel lustiger, als es auf der Bühne erscheinen mag.“

Oberbürger­meisterkan­didat Mathias Hotz

„Es darf niemand einem Kompromiss zustimmen, wenn er seinen eigenen Standpunkt verwässert.“

Oberbürger­meisterkan­didat Mathias Hotz

In der Reihe der Porträts der OBKandidat­en sind Texte über Daniel Obermayr und Claudia Alfons bereits erschienen. Morgen stellt die LZ Claudia Halberkamp vor. Einen Podcast des Gesprächs mit Mathias Hotz finden Sie auf schwaebisc­he.de/podcast und unter „Der Lindau Podcast“überall, wo es Podcasts gibt.

 ?? FOTO: PRIVAT ??
FOTO: PRIVAT
 ?? FOTO: PRIVAT ?? Sein Engagement als Vorsitzend­er des Kinderfest­ausschusse­s Altstadt bewahrt Mathias Hotz vor einseitige­n Einflüster­ungen.
FOTO: PRIVAT Sein Engagement als Vorsitzend­er des Kinderfest­ausschusse­s Altstadt bewahrt Mathias Hotz vor einseitige­n Einflüster­ungen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany