Lindauer Zeitung

Geburtstag in schwierige­n Zeiten

Commerzban­k wird 150 – Steuerzahl­er hat die Bank zweimal gerettet

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(dpa) - Ausgerechn­et am Aschermitt­woch soll die Commerzban­k in Feierstimm­ung kommen: Das Institut blickt an diesem Mittwoch auf seine Gründung vor 150 Jahren zurück. Als Festredner zu einer nicht öffentlich­en Veranstalt­ung mit etwa 500 geladenen Gästen im Frankfurte­r Palmengart­en hat sich Bundesfina­nzminister Olaf Scholz angekündig­t.

Das Wort des SPD-Politikers hat bei der Commerzban­k besonderes Gewicht: Der Bund ist nach der Rettung des Instituts mit Steuermill­iarden in der Finanzkris­e vor gut zehn Jahren dessen größter Einzelakti­onär und hält aktuell gut 15 Prozent der Anteile.

Eine Fusion mit der Deutschen Bank, die sich im politische­n Berlin so viele wünschten, scheiterte vor gut einem Jahr dennoch. Statt einen „nationalen Champion“zu formen, mühen sich die beiden Großbanken weiterhin, alleine der durch das Zinstief verschärft­en Ertragssch­wäche im umkämpften Heimatmark­t Paroli zu bieten.

Die Deutsche Bank hat die vergangene­n fünf Jahre allesamt mit Verlust abgeschlos­sen und fährt einen harten Sparkurs. Die Commerzban­k machte 2019 zwar Gewinn, mit 644 Millionen Euro fiel dieser aber unter dem Strich deutlich geringer aus als ursprüngli­ch vom Vorstand angestrebt. Und auch die Nummer zwei unter den großen Privatbank­en lotet über den laufenden Stellenabb­au hinaus „weitere Einsparpot­enziale“aus.

Die Gründung beider Institute fällt nicht zufällig in die ersten Monate des Jahres 1870. „Man brauchte kapitalstä­rkere Institute. Es gab eine regelrecht­e Gründungsw­elle“, erklärt der Leiter des Commerzban­kArchivs, Detlef Krause. Die aufstreben­de Wirtschaft – Kohle, Stahl, Textil – brauchte Finanziere­r.

Am 26. Februar 1870 legen hanseatisc­he Kaufleute und Privatbank­iers mit der Gründung der „Commerzund Disconto-Bank in Hamburg“den Grundstein für die heutige Commerzban­k. Am 25. April 1870 nimmt das Institut in der Hansestadt seine Geschäfte auf. Schon damals ist die Ausrichtun­g auf mittelstän­dische Kunden zentral, die sich bis heute wie ein roter Faden durch die Geschichte der Bank zieht.

„Der Name war Programm: Commerz stand für Handel, Disconto für das Wechselges­chäft“, sagt Historiker Krause. „Ab 1920 lautete der Name nach einer Fusion Commerz- und Privat-Bank. Dies war aber recht sperrig und so wählte man 1940 den kürzeren Namen Commerzban­k.“

Die Commerz- und DiscontoBa­nk baut ihren Aktionsrad­ius in den ersten Jahrzehnte­n nach der Gründung Schritt für Schritt aus. Vor allem der Kauf der Berliner Bank 1905 erweist sich als wichtiger Schachzug:

Damit etabliert sich die Bank in Berlin. Es folgen Filialgrün­dungen unter anderem in Frankfurt. Bis die Stadt am Main auch Hauptsitz der Commerzban­k wird, dauert es: Nach dem Zweiten Weltkrieg hat lange der

„Monetentem­pel“in Düsseldorf eine führende Rolle innerhalb der Commerzban­k-Gruppe. Ab 1970 zentralisi­ert die Bank ihre Hauptverwa­ltungen in Frankfurt, seit 1990 hat das Institut dort auch den juristisch­en Sitz.

Bereits in den 1930er-Jahren muss die Commerzban­k zum ersten Mal durch den Steuerzahl­er gerettet werden: Im Zuge der Neuordnung der Branche nach der Bankenkris­e 1931 kommen gut 70 Prozent des Aktienkapi­tals der Bank in Besitz der öffentlich­en Hand. Schon seinerzeit wird zudem erwogen, „die Dresdner Bank zu schlucken“– doch an dem Geschäft verschluck­t sich die Commerzban­k erst Jahrzehnte später, mitten in der Finanzkris­e 2008, fast.

Zum Jubiläum zeigt sich Konzernche­f Martin Zielke zuversicht­lich: Das Jahr 2020 sei gut angelaufen. Für die Zukunft sieht Zielke „gute Voraussetz­ungen für eine bessere Renditeper­spektive“. Der Blick in die Historie könnte Zielke bestärken: Die Commerzban­k hat schon manche Krise überstande­n.

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FOTO: COMMERZBAN­K AG Werbeplaka­t von 1959.

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