Ein Landratsamt voller Narren
Landrat Elmar Stegmann bedankt sich beim Narrenempfang bei den Zünften des Landkreises
- Jede Menge Spaß und noch mehr Fröhlichkeit haben die Delegationen verschiedener Narrenzünfte aus dem ganzen Landkreis Lindau ins Landratsamt gebracht. Denn dort bedankte sich eben genau dafür Elmar Stegmann beim traditionellen Narrenempfang. Und die Narren dankten es dem Landrat und seinem Personal wiederum mit Neckereien und lustigen Spielen.
„Hoppla – Ho, Hoppla – Ho, Hoppla – Ho“, begrüßte der Lindauer Zunftmeister Jochen Dreher die zahlreichen Delegationen verschiedener Narrenzünfte aus dem ganzen Landkreis wie auch die vielen Verwaltungsmitarbeiter des Landratsamtes, ließ die Rätschen lautstark rätschen und brachte damit den Saal zum ersten Mal zum Beben. Und das, obwohl gar nicht er der Gastgeber war. Denn Landrat Stegmann ist es, der es sich mit Beginn seiner Amtszeit zur Tradition gemacht hat, die Narren zum Empfang in den Sparkassensaal zu laden. Und zwar immer am letzten Tag der Fasnachtszeit.
„Es liegt mir am Herzen, den Narren Dank zu sagen“, erklärte Stegmann, der im Häs seiner Zunft, dem der Wuchzenhofener, gekommen war. Danke dafür, dass die Narren mit ihren Umzügen, Bällen und sonstigen Aktivitäten während der ganzen Faschingszeit „Frohsinn“verbreitet haben und „Fröhlichkeit“in den Landkreis gebracht hätten. Dabei war sich Stegmann sicher:
„Das Brauchtum der Fasnacht ist nach wie vor lebendig.“
Dass der Landrat als Wuchzenhofener Narr weiß, was sich gehört, auch wenn das Häs aus seiner Leutkirchner Zeit stammt, wurde deutlich, als der Landrat die 18 anwesenden Zünfte standesgemäß und jede einzelne für sich mit ihren Schlachtrufen begrüßte. Von den Masken der Lindauer Narrenzunft über die der Nonnenhorner, Weißensberger oder der Scheidegger bis hin zu den Wasserburger Feuerhexen, Hochbucher Obsthexen, dem Wolfsrudel Maierhöfen, der Zunft Burg Hohenegg aus
Grünenbach oder denen der Weilmer Schatzhüterinnen und vielen mehr.
Den Saal zum zweiten Mal zum Beben gebracht hatte zuvor die Lumpenkapelle Westallgäu, als sie mit Pauken und Trompeten eingezogen war und den Zünften wie den verkleideten Landratsamtsmitarbeitern richtig einheizte. Und das, obwohl es bei dem Getränkeangebot sowie den ohnehin frühlingshaften Temperaturen gar nicht nötig gewesen wäre. Bereits Zunftmeister Jochen Dreher hatte betont: „Wir hatten eine super Fasnacht“, vor allem eben auch, weil das Wetter „eine Bombe“gewesen sei. Ganz abgesehen davon, dass die Fasnacht unfallfrei verlaufen sei und es zudem auch einige Jubiläen zu feiern gegeben habe. Seien es die elf Jahre Schönauer Obsthexen, die elf Jahre Inselwächter, 60 Jahre Moschtköpfe oder die 50 Jahre Pflasterbutzen.
Eigentlich hätten sich die Narren nach den Reden ja auf die Gulaschkanone, die in Wahrheit eine Erbsenkanone war, stürzen können. Die hatte der Landrat nämlich als letzte „Wegzehrung“gedacht, bevor am nächsten Tag jene Zeit beginnen sollte, in der sich der Körper vom vielen Alkohol, Zucker und Fett der letzten Wochen erholen dürfe. Aber einige Narrenzünfte wollten sich nicht lumpen lassen. So rang die Westallgäuer Lumpenkapelle dem Landrat nicht nur das Versprechen ab, sie im Bundestag in Berlin spielen zu lassen, sollte Stegmann Bundeskanzler werden, sondern schenkte ihm zum Dank für den Dank ein „Erlebnis“.
Weil er sich vor Kurzem in Weißensberg als „Rhythmuslegasteniker“entpuppt hatte, verdonnerte ihn Marius Immler zum Üben, und Stegmann musste ran an die Becken. Das gemeinsam zum Besten gegebene Musikstück beziehungsweise die Reaktion des Publikums war es dann, was den Saal zum dritten und letzten Mal beben ließ. Wenngleich Stegmanns Versprechen, im Falle seines Wahlsieges als Bundeskanzler von jeder Zunft einen Vertreter nach Berlin mitzunehmen, um mit ihnen die neue Bundesregierung zu bilden, weil es ja schlechter nicht werden könne, auch nicht ohne Wirkung blieb.
Vergleichsweise zahm war da Tobias Hirlingers Geschenk. Der Nonnenhorner Zunftmeister hatte dem Landrat statt Wein aus dem Weindorf Gin, Tonic und den Nonnenhorner Ehrenorden 2020 samt Schefflerchronik mitgebracht. Dagegen hatten von den Becherspielen der Weißensberger Weihergeister alle etwas. Zum Vergnügen der Zuschauer bewiesen die Narren, dass sie halt doch besser sind als die Beamten.