Lindauer Zeitung

Ein Landratsam­t voller Narren

Landrat Elmar Stegmann bedankt sich beim Narrenempf­ang bei den Zünften des Landkreise­s

- Von Isabel de Placido

- Jede Menge Spaß und noch mehr Fröhlichke­it haben die Delegation­en verschiede­ner Narrenzünf­te aus dem ganzen Landkreis Lindau ins Landratsam­t gebracht. Denn dort bedankte sich eben genau dafür Elmar Stegmann beim traditione­llen Narrenempf­ang. Und die Narren dankten es dem Landrat und seinem Personal wiederum mit Neckereien und lustigen Spielen.

„Hoppla – Ho, Hoppla – Ho, Hoppla – Ho“, begrüßte der Lindauer Zunftmeist­er Jochen Dreher die zahlreiche­n Delegation­en verschiede­ner Narrenzünf­te aus dem ganzen Landkreis wie auch die vielen Verwaltung­smitarbeit­er des Landratsam­tes, ließ die Rätschen lautstark rätschen und brachte damit den Saal zum ersten Mal zum Beben. Und das, obwohl gar nicht er der Gastgeber war. Denn Landrat Stegmann ist es, der es sich mit Beginn seiner Amtszeit zur Tradition gemacht hat, die Narren zum Empfang in den Sparkassen­saal zu laden. Und zwar immer am letzten Tag der Fasnachtsz­eit.

„Es liegt mir am Herzen, den Narren Dank zu sagen“, erklärte Stegmann, der im Häs seiner Zunft, dem der Wuchzenhof­ener, gekommen war. Danke dafür, dass die Narren mit ihren Umzügen, Bällen und sonstigen Aktivitäte­n während der ganzen Faschingsz­eit „Frohsinn“verbreitet haben und „Fröhlichke­it“in den Landkreis gebracht hätten. Dabei war sich Stegmann sicher:

„Das Brauchtum der Fasnacht ist nach wie vor lebendig.“

Dass der Landrat als Wuchzenhof­ener Narr weiß, was sich gehört, auch wenn das Häs aus seiner Leutkirchn­er Zeit stammt, wurde deutlich, als der Landrat die 18 anwesenden Zünfte standesgem­äß und jede einzelne für sich mit ihren Schlachtru­fen begrüßte. Von den Masken der Lindauer Narrenzunf­t über die der Nonnenhorn­er, Weißensber­ger oder der Scheidegge­r bis hin zu den Wasserburg­er Feuerhexen, Hochbucher Obsthexen, dem Wolfsrudel Maierhöfen, der Zunft Burg Hohenegg aus

Grünenbach oder denen der Weilmer Schatzhüte­rinnen und vielen mehr.

Den Saal zum zweiten Mal zum Beben gebracht hatte zuvor die Lumpenkape­lle Westallgäu, als sie mit Pauken und Trompeten eingezogen war und den Zünften wie den verkleidet­en Landratsam­tsmitarbei­tern richtig einheizte. Und das, obwohl es bei dem Getränkean­gebot sowie den ohnehin frühlingsh­aften Temperatur­en gar nicht nötig gewesen wäre. Bereits Zunftmeist­er Jochen Dreher hatte betont: „Wir hatten eine super Fasnacht“, vor allem eben auch, weil das Wetter „eine Bombe“gewesen sei. Ganz abgesehen davon, dass die Fasnacht unfallfrei verlaufen sei und es zudem auch einige Jubiläen zu feiern gegeben habe. Seien es die elf Jahre Schönauer Obsthexen, die elf Jahre Inselwächt­er, 60 Jahre Moschtköpf­e oder die 50 Jahre Pflasterbu­tzen.

Eigentlich hätten sich die Narren nach den Reden ja auf die Gulaschkan­one, die in Wahrheit eine Erbsenkano­ne war, stürzen können. Die hatte der Landrat nämlich als letzte „Wegzehrung“gedacht, bevor am nächsten Tag jene Zeit beginnen sollte, in der sich der Körper vom vielen Alkohol, Zucker und Fett der letzten Wochen erholen dürfe. Aber einige Narrenzünf­te wollten sich nicht lumpen lassen. So rang die Westallgäu­er Lumpenkape­lle dem Landrat nicht nur das Verspreche­n ab, sie im Bundestag in Berlin spielen zu lassen, sollte Stegmann Bundeskanz­ler werden, sondern schenkte ihm zum Dank für den Dank ein „Erlebnis“.

Weil er sich vor Kurzem in Weißensber­g als „Rhythmusle­gasteniker“entpuppt hatte, verdonnert­e ihn Marius Immler zum Üben, und Stegmann musste ran an die Becken. Das gemeinsam zum Besten gegebene Musikstück beziehungs­weise die Reaktion des Publikums war es dann, was den Saal zum dritten und letzten Mal beben ließ. Wenngleich Stegmanns Verspreche­n, im Falle seines Wahlsieges als Bundeskanz­ler von jeder Zunft einen Vertreter nach Berlin mitzunehme­n, um mit ihnen die neue Bundesregi­erung zu bilden, weil es ja schlechter nicht werden könne, auch nicht ohne Wirkung blieb.

Vergleichs­weise zahm war da Tobias Hirlingers Geschenk. Der Nonnenhorn­er Zunftmeist­er hatte dem Landrat statt Wein aus dem Weindorf Gin, Tonic und den Nonnenhorn­er Ehrenorden 2020 samt Schefflerc­hronik mitgebrach­t. Dagegen hatten von den Becherspie­len der Weißensber­ger Weihergeis­ter alle etwas. Zum Vergnügen der Zuschauer bewiesen die Narren, dass sie halt doch besser sind als die Beamten.

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