Herzschmerz, der Songs beschert
Delphine Vega veröffentlicht ihr erstes Album – Erfolg, sagt sie, ist keine Glückssache
- Ihre Mama Andrea wusste es immer schon: „Du wirst einmal eine Sängerin“, sagte sie der kleinen Delphine, die in Lindau aufgewachsen ist. Vielleicht hat sie ihr deshalb den außergewöhnlichen Namen gegeben – denn der taugt direkt auch als Künstlername. Auf dem Weg, eine ernstzunehmende Künstlerin zu werden, ist die 22-Jährige nun. Im März erscheint ihr erstes Album.
Die Sache mit der Musik ist ihr absolut ernst. Wer vor Weihnachten beim Songcontest in Lindau dabei war, hat sie erlebt. Delphine Vega hat dort ihren Song „The bitterest Love“präsentiert. „Was für ein schönes Lied“, haben viele gesagt. Auf YouTube ist noch mehr von ihr zu hören und zu sehen, und in diesen Wochen produziert sie selbst ihr erstes Album – das als CD und auf den digitalen Märkten erscheinen wird. Wenn sie ein Lied komponiere, schreibe sie oft zuerst den Text. Dann setze sie sich ans Klavier „und die Melodie zu den Worten kommt dann ganz einfach. Ich kann es nicht erklären“, erzählt sie. Ihre musikalischen Vorbilder seien Kate Bush und Lana Del Rey – und ein bisschen ist das in ihren schwebenden, gefühlvollen Songs, die sie mit warmer Stimme singt, auch zu hören.
Delphine – im „normalen“Leben ist ihr Familienname Hille - studiert an der Universitiy of Brighton Songwriting. Im Mai macht sie den
Bachelor. „Ich lebe dort am Meer. Wunderschön“, sagt sie verträumt. Und das Meer passt auch wunderbar zu ihrem Album, für das sie sich als Meerjungfrau hat fotografieren lassen. „Es ist ein Konzeptalbum. In 13 selbstgeschriebenen Songs erzähle ich die Geschichte einer Meerjungfrau. In jedem Song etwas mehr.“Inspiriert sei sie natürlich aus ihrer Kindheit vom Märchen der kleinen Meerjungfrau, das sie, wie wohl jedes kleine Mädchen, fasziniert habe. „Aber am Ende des Märchens stirbt die kleine Meerjungfrau. Das hat mich immer sehr traurig gemacht. Bei mir ist das anders. Wir bringen am Ende den Prinzen um, denn er hat sie betrogen“, sagt sie gespielt kämpferisch.
Delphine Vega ist in Waldburg geboren, in Lindau aufgewachsen und vor einiger Zeit mit ihrer Familie auf einen alten Bauernhof in der Nähe von Kißlegg gezogen. „Musik hat mir schon immer alles bedeutet. Ich habe in Lindau im Kinderchor gesungen, habe Klavier- und Gitarre spielen gelernt. Meine ersten Lieder geschrieben. Aber damals habe ich noch nicht gewusst, was ich mit meiner Leidenschaft anfangen soll.“Ein früherer Gedanke war, eine klassische Gesangsausbildung anzustreben. Sie hatte sich dafür in Wien und in Salzburg beworben. Dann aber habe sie registriert, dass es in diesem Genre viele Regeln gibt. „Ich habe aber die Freiheit gesucht und wollte lieber etwas Eigenes erschaffen.“Sie machte sich schlau und hat herausgefunden, dass Songwriter ein Beruf ist, den man studieren kann. In ihrem Studium lerne sie nun alles, was sie wissen und können muss, „um Songs mit dem Zeug zu Hits“zu schreiben – für sich oder für andere – diese zu produzieren, zu mixen, zu mastern, sich selbst erfolgreich zu vermarkten, Hörer und Fans zu finden. „Ist das nicht cool? Ich schreibe und produziere meine eigenen Songs und höre sie dann auf Spotify. Es gibt allerdings sehr viele Musiker, die sich selber produzieren. Aus dieser Masse will ich herausragen.“Das bedeute vor allem Fleiß, Disziplin und Geduld. Die Musikindustrie sei nur für wenige ein Glücksspiel. „Man muss hartnäckig bleiben. Leistung bringen. Denn ich will vor allem kein One-Hit-Wonder werden, sondern meinen Beruf, der meine Berufung ist, bis zu meinem Lebensende ausüben. Ich mache keine halben Sachen, setze nicht auf Glück, sondern ich arbeite hart und will mir meinen Erfolg verdienen“, sagt die junge Frau selbstbewusst. Deshalb habe sie sich für eine professionelle Ausbildung entschieden. „Mein Studium hat mir unglaublich viel gebracht. Ich merke, ich reife dabei und meine Worte und Kompositionen bekommen mehr Inhalt. Und: man lernt bekanntlich ja auch vom Leben. Jeder Schmerz hat mir einen Song beschert“, sagt sie lächelnd. Da hatte ihre Mama wohl Recht, damals, als sie die kleine Delphine auf den Klodeckel gestellt hat und sagte „Du wirst einmal Sängerin. Und jetzt darfst du ein Badezimmerkonzert für deine Schwester und mich geben.“