Ab Montag werden Lindaus Weichen und Signale in Immenstadt gestellt
Künftig werden sechs Eurocity-Zugpaare zwischen München und Zürich pendeln
(cf) - Noch stehen alle Räder still, was den Bahnverkehr von und nach Lindau betrifft. In der Nacht zum kommenden Montag, genau ab 4.30 Uhr wird aber zumindest der Betrieb zwischen Lindau und Bregenz wieder aufgenommen. Grund für die einwöchige Ruhe auf der Schiene war die Inbetriebnahme des neuen elektronischen Stellwerks.
Nun gibt es für die Bahn also kein Zurück mehr, was die Schalttechnik betrifft. Denn diese Woche Stillstand bedeutete für den Projektleiter des Stellwerks, Tobias Liebl, und die 90 Mitarbeiter für dieses Projekt Hochdruck. In kürzester Zeit mussten die Verbindungen aller Weichen und Signalen zu den bisherigen sechs mechanischen Stellwerken im Raum Lindau gekappt und zurückgebaut werden und 188 Signale ausgetauscht oder umgerüstet werden, damit die Techniker beginnen konnten, die neue Anlage zu testen, zu prüfen und abzunehmen.
Bei insgesamt 600 Stelleinheiten eine umfangreiche Arbeit, wie Michael Katz, der Projektleiter des Bahnknotens Lindau/Allgäu, im Pressegespräch erläuterte. Jede Einheit musste einzeln und dann mit allen Kombinationen, die möglich sind, darauf getestet werden, ob sich alle Situationen richtig auf den Bildschirmen präsentieren. Denn ab kommender Woche wird nichts mehr in Lindau gestellt, alles läuft zentral von Immenstadt aus, wo das neue elektronische Stellwerk beheimatet ist. Die Rechner stehen zwar hier in Reutin, aber digital gesteuert wird künftig in Immenstadt. Zwei Kilometer Kabel wurden dabei neu verlegt und wichtige Weichen erhielten eine Heizung, damit auch in Winter nichts einfriert. In die Investitionssumme von 65 Millionen Euro für das elektronische Stellwerk gehört auch die Diagnosetechnik, die gewährleisten soll, dass genug Spielraum besteht, prophylaktisch auf verschiedene, vor allem wetterbedingte Situationen agieren zu können.
Riccardo Sammler, der Projektmanager vor Ort, und Michael Katz gaben bei der Gelegenheit noch einmal einen Überblick, wie es mit den Zugverbindungen künftig aussehen wird. So werden künftig sechs Eurocity-Zugpaare zwischen München und Zürich pendeln, früher waren es vier, aktuell drei. Zu Hochzeiten wie dem Oktoberfest werden weitere Zugpaare eingesetzt werden und je nachdem, wie die Bahnverbindung von den Fahrgästen angenommen wird, werden die Verbindungen um weitere Zugpaare aufgestockt werden. Mit dem Fahrplanwechsel 2020 fährt auch neues Zugmaterial auf den Schienen, der ETR 610 kann mehr Fahrgäste transportieren, bis zu 430 Personen können darin Platz finden. Dieser Zug wird die Fahrzeit zwischen Lindau und München auf rund zwei Stunden verkürzen, da er die Bögen schneller durchfahren kann. Natürlich spielt auch der dann fehlende Fahrtrichtungs- und Lokomotivenwechsel in Lindau eine wichtige Rolle bei der Zeitersparnis. Wenn alles abgeschlossen ist, wird der „Astoro“genannte Zug die Verbindung München – Zürich in dreieinhalb Stunden bewältigen und damit zur Konkurrenz zum Auto oder Fernbus werden. Selbst mit dem Flugzeug wird es kaum schneller gehen, so der Fluggast nach München rein will und sein Ziel nicht nur der Flughafen ist. Laut Katz will die Bayerische Eisenbahngesellschaft zwischen den Eurocitys auch schnelle Interregiozüge zwischen München und Lindau einsetzen, die dadurch den Takt verkürzen sollen, so dass alle zwei Stunden ein Schnellzug Lindau in Richtung München verlassen kann.
Zu guter Letzt verrät Tobias Liebl auf die Frage nach der künftigen Verwendung der alten Stellwerke, dass in dem denkmalgeschützten Gebäude am früheren Bahnübergang Bregenzer Straße alles erhalten bleibt und die Schalteinheiten für Weichen und Signale nicht wegkommen werden. „Anfragen kamen zwar, aber die habe ich alle abgelehnt“, sagt er. Schließlich gehörten sie zu dem altehrwürdigen Stellwerk dazu.